Bauen, Einrichten & Versorgen

Healing Architecture fördert Heilungsprozess

04.11.2015 -

Dass das bauliche Umfeld den Heilungsprozess des Patienten beeinflussen kann, davon sind – wie in vielen Ländern – auch die Wissenschaftler an der TU Berlin, Forschungsschwerpunkt Healing Architecture, überzeugt.

Die Forscher verfolgen seit einigen Jahren, ob und wann entsprechende bauliche Konzepte helfen, die Erholungs- bzw. Gesundungsrate zu steigern. Bisher existieren weltweit etwa tausend Studien, die belegen können, dass die Patienten, deren Therapie in einer angenehmen Umgebung erfolgt, weniger Medikamente benötigen, da sie weniger Stress erleben.

Bereits 1984 schrieb der texanische Architekturprofessor Roger Ulrich in einer Fachpublikation: „Der Blick durch ein Fenster kann die Regeneration nach einem chirurgischen Eingriff beeinflussen.“ Ulrich beobachtete zwei Patientengruppen. Eine Gruppe kurierte ihre postoperativen Wunden in Patientenzimmern mit Blick auf ein anderes Gebäude. Eine zweite Gruppe erlebte die Rekonvaleszenz mit Blick auf attraktives Grün. Das Ergebnis war eindeutig: Der Klinikaufenthalt der zweiten Gruppe verkürzte sich deutlich, ihre Teilnehmer durchlebten weniger Komplikationen, nahmen weniger Schmerzmittel ein und litten seltener unter negativen Stimmungen.

Attraktive Blickbezüge, viel Licht, eine überlegte Farbe- und Materialgestaltung sowie das ein behagliches Raumklima sind die Bausteine einer Krankenhausplanung nach „Healing Architecture“. Ihre Gestaltungsträger dafür sind Glasfassaden, Wände, Decken und Fußböden. Besonders der Ausgestaltung von Bereichen in Krankenhäusern und Therapiestätten, in denen Patienten länger verweilen und Unsicherheit und Angst empfinden können, wird entsprechend der Erkenntnisse inzwischen viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Krankenhausflure werden heller ausgeleuchtet, ihre Länge optisch verkürzt und Engstellen über eine entsprechende künstliche Lichtführung, großzügige Fenster oder transparente Wände erweitert. Empfang, Foyer und Wartebereiche nehmen eine Art Loungecharakter an und das Patientenzimmer wird mit anregenden Gestaltdetails konzipiert.

Wo immer möglich werden in allen Bereichen Sichtbezüge zum im besten Fall attraktiven, grünen Außenraum genutzt. Der natürliche jahreszeitliche und tagesindividuelle Lichteinfall wird Beleuchtungsgrundlage aller Räumlichkeiten und deren Ausleuchtung lediglich situationsbezogen durch Zuschaltung von künstlichen Lichtquellen optimiert. Fenster in Patientenzimmern sind grundsätzlich großzügiger dimensioniert, zusammen mit einer attraktiven Deckengestaltung durch Plafondmalerei direkt über und rund um die Bettenplätze kompensieren das eingeschränkte Blickfeld des Liegendkranken.

Situationen, in denen Patienten begleitet von Unbehagen und Angst im liegenden oder nach hinten gekippt sitzenden Zustand viele Stunden verbringen müssen, ergeben sich nicht nur in Patientenzimmern, sondern auch in Räumlichkeiten wie Einleitzonen, Aufwachräumen, Bettplätzen in Intensivstationen und ambulanten Behandlungsplätzen in Tageskliniken. Hier können visuelle Angebote für Liegendpatienten gerade an der Decke, die oftmals der Haustechnik vorbehalten ist, sowie an den Wänden wie beispielsweise in den 2013 von Wörner Traxler Richter Architekten neugestalteten Zimmern der Intensivpflegestation am Donauisarklinikum Deggendorf Entlastung bringen. Gestaltungselemente im Sinne von Healing Architecture können etwa den Weg zur Therapie in einen Strahlenbunker, der den Nutzer durch meterdicke Wände von der Außenwelt abschottet oder den Untersuchungsraum, der geprägt ist von Technik und einem das Gefühl gibt, ganz allein mit einer gewaltigen Maschine zu sein, etwas menschliches und aufbauendes entgegensetzen.

Im Forschungs- und Therapiezentrum OncoRay am Universitätsklinikum Dresden, in dem Krebspatienten mittels Protonentherapie behandelt werden, haben Wörner Traxler Richter bei dessen Neubau 2013 die Frage nach der optimalen Wegbegleitung des Patienten vom Wartebereich an über die Patientenumkleide bis in den Gang, der letztlich in den Strahlenbunker führt, mit einer Auswahl abstrakter schwarz-weiß Detailaufnahmen der Dresdner Brücke „Blaues Wunder“, die überdimensional Wände und Decken gezogen wurden, beantwortet. Auch im Strahlentherapiezentrum des 2009 eröffneten Gesundheitszentrums Essen, Wörner Traxler Richter Architekten, wurde eine besondere Deckengestaltung über dem Behandlungsplatz realisiert. Während der Therapie geht der Blick des Patienten zu einer mit Pflanzenmotiven gestalteten Lichtdecke, als läge er unter einem sommerlich grünen Kastanienbaum.

Diese hier vorgestellten Ansätze der Healing Architecture-Konzepte lassen sich häufig durchführen, ohne das vorhandene Budget zusätzlich zu belasten. „Entscheidend für eine erfolgreiche Realisierung ist allerdings, diese Gestaltungsideen in den allerersten Planungsphasen einzubringen“, erklärt Martin Richter, geschäftsführender Gesellschafter bei Wörner Traxler Richter, „damit dann der mögliche Gestaltungsspielraum geklärt und gemeinsam mit den beteiligten Fachingenieuren der Technischen Gebäudeausrüstung und der Elektroplanung entwickelt werden kann.“ In Zeiten von Fachkräftemangel und wachsendem Wettbewerb um die besten Mitarbeiter, ergänzt Petra Wörner, geschäftsführende Gesellschafterin bei Wörner Traxler Richter, sei eine attraktive, entstressende Arbeitsumgebung auch vor diesem Hintergrund eine sehr gute Investition.

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