Medizin & Technik

Bessere Diagnosen mit MRT

16.07.2015 -

Offene Hochfeld-MRT und Fusion mit Ultraschall machen Diagnosen besser.

Moderne Magnetresonanztomografen (MRT) eröffnen neue Möglichkeiten. So ist das offene Hochfeld-MRT OASIS mit einer Magnetfeldstärke von 1,2 Tesla das stärkste vertikale Magnetfeld auf dem Markt. Es bietet dank seiner offenen Architektur einen Rundum-Ausblick für den Patienten. Das Gerät ist laut Hersteller Hitachi in Amerika rund 200 Mal installiert, in Europa dagegen bislang nur einmal – und das in Paderborn: „Es soll dem Patienten die Angst vor dem MRT nehmen“, schilderte Dr. Karl-Friedrich Schünemann, Arzt für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, im Rahmen einer Fachpressekonferenz in Düsseldorf. Tatsächlich wirkte sich die Anschaffung auf die Patientenauswahl aus, die seine Paderborner Praxis nun besucht. Schünemann schilderte: „Wir können jetzt Patienten erreichen, die wir sonst nicht erreichen konnten.“ Er verdeutlichte: „In unserer Praxis hat fast jeder zweite Patient eine klaustrophobische Störung, denen wir jetzt die Angst nehmen können.“ Das Gerät ermögliche Müttern, sich neben ihre Kinder zu setzen. Manche adipöse Patienten, die nicht in den Tunnel passen, bekommen erst so die Möglichkeit, entsprechend untersucht zu werden.

Aber die offene Struktur des Gerätes ermöglicht mehr, als größere Patientengruppen anzusprechen. Sie macht es laut Schünemann auch möglich, die zu untersuchenden Organe in das Zentrum des Magnetfeldes zu bringen: „Wir haben es geschafft, binnen kurzer Zeit Bilder zu produzieren, die sich hinter keinem Tunnelgerät verstecken müssen.“ Dieses MRT biete auch Platz für Interventionen. „Es kann mehr als nur Gelenke“, verdeutlichte Schünemanns Kollege in der Paderborner Praxis, Dr. Björn M. Blecher. Er demonstrierte anhand von zahlreichen Fallbeispielen die Dazu zählen ein adipöser Patient, der unter akuten Lumbalgien mit Schmerzausstrahlung in die Gesäßregion und zusätzlichen Parästhesien im Fußbereich als Zustand nach Operation eines Bandscheibenvorfalls leidet oder eine Patientin mit Nebennierenadenom. Blecher lobte: „Dabei wirkt sich die Beweglichkeit des Tischs aus.“ Insbesondere bei Schulter, Ellbogen oder Hand könne so das Gelenk in den Bereich des Gerätes gebracht werden, der die höchste Bildqualität ermögliche.

Dazu ist ein gewisser Aufwand notwendig. Das Gerät wiegt 14 bis 16 Tonnen und hat auch Folgekosten aufgrund der Energiekosten. Allein zur ständigen Helium-Kühlung, die zur Aufrechterhaltung der Supraleitung des Magneten ununterbrochen notwendig ist, muss ständig ein Sieben-Watt-Generator laufen. So können ziemlich große Stromkosten entstehen, die in die Kalkulation einfließen müssen. Der Kauf eines schlüsselfertigen Gerätes liegt laut Cord Frieg, Hitachi Medical Systems, alles in allem bei 1,5 bis 1,6 Mio. € netto.

Auf die Möglichkeit der Bildgebung durch MRT bei der Diagnostik des Prostatakrebses ging Prof. Alexandre Pelzer, Leitender Oberarzt Urologische Klinik am Klinikum Ingolstadt, ein. Die bösartige Neubildung der Prostata müsse exakt beispielsweise von der gutartigen Prostatahyperplasie unterschieden werden. Der Weg dazu führt momentan zunächst über das Tasten und den transrektalen Ultraschall. Die Entdeckungsrate eines Prostatakarzinoms sei dabei allerdings schlecht, meinte Pelzer. Verbessert werde dieses durch eine Entnahme von zwölf Proben. Es bleibt allerdings Zufall, ob dabei eine kritische Region erfasst wird oder nicht. Laut Leitlinien kann die MRT dann als ergänzende Diagnostik eingesetzt werden, wenn diese Biopsie negativ war (S3-Leitlinie Prostatakarzinom; Version 3.1, Oktober 2011 und 2014, AWMFRegister-Nummer 043/022OL). Pelzer selbst wendet die MRT-Ultraschall-Fusions-Biopsie an. Hier wird zunächst eine MRT durchgeführt. Die Befundung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit einem Radiologen. Die entstanden Bilder werden dann in der urologischen Praxis eingelesen. Dort kann der Ultraschall mit weiteren Modalitäten wie Kontrastmittel-und RTE-Echtzeitelastografie durchgeführt werden. Dank Fusion der Ultraschall-Bilder mit den MRT-Aufnahmen erkennt der Urologe auf dem entstehenden Bild jene Regionen, die vom Radiologen zuvor als kritisch markiert wurden, und kann in diesen Regionen gezielt die Proben entnehmen. Diese Technik ist innovativ, taucht nicht in den genannten S3-Leitlinien auf und wird bislang nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Dennoch gibt es Patienten, die lieber auf die leitliniengerechten zwölf Stanzbiopsien verzichten wollen, stattdessen zwei gezielte Probenentnahmen wählen – und auch privat zahlen.

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