Personalia

Dem Tumor-Code auf der Spur: Molekularmediziner Hanno Glimm wird neuer Professor am NCT Dresden

07.03.2018 -

Hanno Glimm ist seit dem 1. März 2018 Professor für „Translationale Medizinische Onkologie“ am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden. Der Hämatologe und Internistische Onkologe erforscht die molekularen und zellulären Mechanismen hinter dem Wachstum und der Metastasierung von Tumoren.

Durch die Analyse der genetischen Veränderungen in Tumorzellen, z.B. durch Entschlüsselung der gesamten Tumor-DNA, sucht Glimm nach neuen Ansatzpunkten für eine maßgeschneiderte Therapie, wenn herkömmliche Behandlungen nicht anschlagen.

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).

Wie kommt es, dass dieselbe Krebsbehandlung bei einem Patienten wirkt und bei einem anderen nicht? Die Krebsmedizin weiß heute: Tumore sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Für eine personalisierte Therapie ist es daher wichtig, die individuellen Eigenschaften des Tumors und die zugrundeliegenden Mechanismen seiner Entstehung und seines Wachstums zu kennen. Der NCT-Professor Hanno Glimm sucht danach im genetischen Code von Patiententumoren.

„Für viele Krebsarten gibt es bereits gut erforschte Therapieansätze mit hohen Heilungschancen“, erklärt Glimm. „Doch wenn der Tumor bereits gestreut hat und die herkömmliche Behandlung schlecht anschlägt oder generell nur wenige Therapieoptionen zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel bei einigen besonders seltenen Tumoren, kann das Krebszellgenom Hinweise auf weitere Therapieansätze geben.“

Konkret bedeutet das für Glimm und sein Team, spezifische Genveränderungen und Zelltypen zu identifizieren, die für die Entstehung und das rasante Wachstum von Tumoren verantwortlich sind. „Krebszellen weisen im Gegensatz zu gesunden Zellen eine abnormale Aktivität und Struktur auf“, sagt Glimm. Beides wird hauptsächlich gesteuert von der menschlichen DNA, dem Träger der Erbinformation, und der RNA, dem Bauplan für wichtige Moleküle in der Zelle. „Wir wollen die krebsauslösenden Mechanismen erkennen, die wir mit Medikamenten angreifen können.“

Erweitertes Behandlungsspektrum durch NCT MASTER-Programm

Von den neuen Erkenntnissen werden die Dresdner Patienten im Rahmen des standortübergreifenden NCT MASTER (Molecularly Aided Stratification for Tumor Eradication)-Programms direkt profitieren. Es richtet sich vor allem an junge Patienten oder Patienten mit sehr seltenen Tumoren, bei denen Standardtherapien nicht mehr wirken. Die Ärzte und Wissenschaftler vergleichen in diesem Rahmen den genetischen Code von gesundem Gewebe und Tumorgewebe, um neue Therapieansätze zu entwickeln.

„Mit Prof. Glimm konnten wir einen ausgewiesenen Wissenschaftler für die Hochschulmedizin Dresden gewinnen. Als Internistischer Onkologe und Hämatologe verbindet er seine Erfahrungen in der Krankenversorgung auf hervorragende Weise mit denen der Grundlagenforschung. Damit finden modernste molekulare Verfahren unmittelbar den Weg in den Alltag der Krebsmedizin. Um seinem eigenen und weiteren Forscherteams auch in Zukunft eine optimale Infrastruktur bieten zu können, entsteht bis 2020 auf unserem Hochschulmedizincampus ein Neubau für molekulare Forschungslabore. Damit baut Dresden seine Position als Top-Standort der Krebsmedizin in Deutschland und Europa weiter aus“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.

Glimm leitete das innovative Projekt zur genetischen Tumoranalyse bereits am NCT Heidelberg. Nun will er das Programm in Dresden weiter ausbauen. Im Rahmen eines gemeinsamen NCT MASTER-Tumorboards, bei dem Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg und Dresden sich über die Behandlung ihrer Patienten beraten, werden die Standorte eng zusammenarbeiten. Dadurch kommt den Patienten vor Ort stets die gebündelte Expertise des NCT zugute. „Hanno Glimm ist ein exzellenter Wissenschaftler und Mediziner. Durch seine langjährige Forschungstätigkeit am DKFZ und am NCT Heidelberg ist er ein namhafter Experte auf dem Gebiet der molekularen Krebstherapie“, sagt Prof. Michael Baumann, Stiftungsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. „Ich bin davon überzeugt, dass sich mit der Berufung von Hanno Glimm einmalige Entwicklungsmöglichkeiten für den Standort Dresden ergeben und mannigfaltige Kooperationen zwischen Dresdener und Heidelberger Forschern entstehen werden.“

Im Labor untersuchen Glimm und sein Team die Dynamik der Zellzusammensetzung in Tumoren. So konnten neue Mechanismen identifiziert werden, die die Aktivität Tumor-treibender Zellen innerhalb von Tumoren regulieren. Diese Mechanismen will Glimm nun genauer verstehen, um sie dann zunächst im Labor gezielt mit speziell zugeschnittenen Therapieverfahren anzugreifen. Hierzu entwickelt Glimm am NCT Dresden patientennahe Modellsysteme. Dafür lässt er aus entnommenen Tumorzellen sog. Organoide, das heißt Mini-Tumore, im Labor wachsen. „Von den vielen Veränderungen im Genom des Tumors müssen wir die wirklich relevanten herausfiltern“, erklärt der Mediziner. An den Modellen können Glimm und sein Team direkt testen, wie bestimmte Behandlungen wirken. Dazu zählen z.B. die künstliche Veränderung der DNA oder der Einsatz medikamentöser Wirkstoffe. Das kann dem aktuellen Studienteilnehmer ebenso helfen wie künftigen Patienten mit ähnlichem Befund. „Wir müssen am Modell lernen, wie wir die Therapie für zukünftige Patienten verbessern können“, sagt Glimm.

Translationale Ausbildung für den medizinischen Nachwuchs

Neben seiner eigenen Forschung wird Hanno Glimm im Rahmen seiner NCT-Professur auch Lehrangebote an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden anbieten. Dabei ist ihm besonders wichtig, dass die Erkenntnisse aus dem Labor schnell im Klinikalltag ankommen. Deshalb liegt sein Fokus auf der Ausbildung von forschenden Ärzten, sogenannten Physician Scientists. „Die wissenschaftsgetriebene Medizin braucht Experten, die beide Seiten kennen“, sagt Glimm. Neben Veranstaltungen für Medizinstudenten soll später auch ein Postgraduiertenprogramm entstehen. „Das Wissen über die erfolgreiche Verbindung von Forschung und Klinik zu vermitteln, ist eine spannende Herausforderung, auf die ich mich sehr freue“, sagt Glimm.

 

Kontakt

Deutsches Krebsforschungszentrum DKFZ

Im Neuenheimer Feld 280
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