Gesundheitsökonomie

Die digitale Station – Ein Prototyp

24.09.2018 -

Im Vorfeld von Digitalisierungsprojekten ist es sinnvoll, die Vorhaben – in Form konzeptioneller Prototypen – zunächst möglichst plastisch zu beschreiben.

Erst wenn alle Beteiligten eine Vorstellung davon haben, welche Vorteile die Digitalisierung bringen wird, können die hierzu notwendigen organisatorischen und technischen Lösungen schrittweise beschafft und implementiert werden. Der vorliegende Beitrag stellt Ausschnitte eines konzeptionellen Prototyps für eine digitale Station vor.

In Zukunft spielt der Patient eine aktivere Rolle im Versorgungsprozess, da er durch neue Technologien mit Sogwirkung immer stärker in die Behandlung einbezogen wird. Jeder Patient verfügt dann über eine eigene elektronische Gesundheitsakte, die in der Cloud gespeichert ist und sämtliche medizinischen Informationen enthält. Die Akte wird laufend mit den aktuellsten Daten erweitert, sei es aus Wearables (Smartwatches, Fitnessarmbänder etc.), dem eigenen Smartphone (Bewegungsprofile, Schlafzyklen, Blutdruck), vernetzten Medizinprodukten (z. B. Schrittmacher, Defibrillatoren, Kontaktlinsen) oder aus aktuellen Arztbriefen, Befunden und Medikationsplänen. Mit Bestätigung des vom Patienten oder Einweiser selbst online gebuchten Aufnahmetermins kann das Krankenhaus elektronisch sämtliche administrativen Informationen beim Patienten direkt anfordern und austauschen. Die bisher praktizierte administrative Aufnahme verlagert sich als Prozessschritt vom Krankenhaus hin zum Patienten und zeitlich nach vorne, da auch Behandlungsverträge, Aufklärungsmaterial, Selbstauskunftsbögen zur Anamnese etc. elektronisch übermittelt, gelesen, ausgefüllt und signiert werden können. Am Aufnahmetag stehen alle Informationen bereits vollständig zur Verfügung. Ergänzend können auch im Krankenhaus Check-in- und Bezahlterminals genutzt werden.

Der Patient erhält auf der Station – die ihm durch das elektronische Buchungs- und Belegungssystem der Klinik automatisch zugewiesen wurde – ein smartes Armband und ein Tablet. Auf dem Armband sind die Stammdaten des Patienten aufgedruckt und zur kontaktlosen Auslesung elektronisch oder via Barcode gespeichert; auch ein Chip zur Ortung fehlt nicht. Über das Tablet wird der Patient mittels Push-Nachrichten laufend über die nächsten Schritte im Behandlungsprozess informiert, an Termine erinnert und über das Indoor-Navigationssystem ohne Umwege an die richtige Stelle im Krankenhaus geführt. Videobasiertes Aufklärungs- und Schulungsmaterial, Informationen zu Medikamenten, den Ablauf seiner Versorgung in Form von Tagesplänen und Empfehlungen zu Verhaltensweisen, die sich auf seine Erkrankung beziehen, können so zeit-, personen- und ortsunabhängig zur Verfügung gestellt werden.

Auf der Station erlebt der Patient neben Ärzten und Pflegekräften eine dritte wichtige Spezies: humanoide Roboterassistenzen. Diese übernehmen einfache Tätigkeiten sowohl für den Patienten als auch für das Personal der Station. Sie fungieren z. B. als Ein- und Ausstiegshilfe für das Patientenbett, als Gehstütze innerhalb des Patientenzimmers oder assistieren beim Austeilen von Speisen und Getränken. Auch die per Unit-Dose übermittelten Medikamente des Patienten kann der Pflegeroboter anhand einer sicheren Identifizierung (z. B. Abgleich der Unit-Dose-Verpackungen mit dem Patientenarmband) dem Patienten über- oder verabreichen. Das Patientenbett selbst wird ein Roboter sein, der den Patienten hinsichtlich seiner Vitalzeichen laufend überwacht und bei Bedarf das Personal informiert, damit es geeignete Behandlungsmaßnahmen ergreifen kann.

Bereits an diesem kurzen Auszug wird deutlich, wie wertvoll es ist, die bislang diffusen Vorstellungen zu digitalen Lösungen in Form konzeptioneller Prototypen auszuformulieren. Diese sind auch für die „digitale Notaufnahme“, den „digitalen OP“ oder die „digitale Krankenhausverwaltung“ etc. wichtig, da sie die Vorstellungen der einzelnen Akteure transparent machen, zu einem schlüssigen Gesamtkonzept bündeln und damit als Wegweiser für die spätere Realisierung dienen.

Auf Basis des soeben beschriebenen Prototyps kann die Klinik einen konkreten Fahrplan zur ersten digitalen Station ableiten. Projekte zur Integration und Nutzung von Daten aus der universellen elektronischen Patientenakte, zur Implementierung eines elektronischen Buchungs- und Belegungssystems, zur mobil unterstützten und Behandlungspfad-orientierten Termin-, Wege- und Informationssteuerung sowie zur Nutzung digitaler Patientenbetten sind schrittweise und aufeinander aufbauend zu realisieren. Der Prototyp wird sich im Laufe der Umsetzung noch mehrmals verändern – er ist aber eine wesentliche Voraussetzung, um überhaupt zielgerichtet die Digitalisierung angehen zu können.

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