Gesundheitsökonomie

Klinikstudie: Wo Ärzte am liebsten arbeiten

11.05.2015 -

Bei Ärzten gelten Kliniken öffentlicher Träger als besonders attraktive Arbeitgeber, vor allem im Vergleich zu privaten, aber auch zu konfessionellen oder freigemeinnützigen Häusern. Das fanden die Personalberatung Rochus Mummert und der Lehrstuhl für Marketing und Gesundheitsmanagement der Universität Freiburg in der gemeinsamen Studie „Arbeitgeberattraktivität von Kliniken" heraus. Die Studie zeigt, dass das Arbeitgeberimage der Kliniken stark von Klischees geprägt ist, die der Realitätsprüfung oft nicht standhalten.

Die Studie unterscheidet nach öffentlichen, privaten, freigemeinnützigen und konfessionellen Trägern. Befragt wurden 239 Ärzte, die sich für eine Chefarztposition beworben hatten. Sie ordneten den Trägertypen auf einer Skala von eins bis sieben einige Merkmale zu, darunter Jobsicherheit, Karrierechancen, soziale Kompetenz und Gehaltsperspektiven. In der Gesamtbetrachtung schneiden öffentliche Krankenhäuser am besten ab. Bei Jobsicherheit und Karrierechancen erhalten sie die besten Noten (4,8 bzw. 4,89). Die Studie ermittelte gleichzeitig, dass dies die wichtigsten Faktoren für die Ärzte bei der Wahl des Arbeitgebers sind.

Schlechte Noten für Privatkliniken

Eher schlecht kommen bei der Studie privatwirtschaftlich betriebene Häuser weg. Sie erreichen beim Faktor Jobsicherheit beispielsweise nur eine Bewertung von 2,9. Für das Merkmal soziale Kompetenz, also Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, fällt die Note mit 3,21 kaum besser aus. In diesem Bereich liegen die konfessionellen Kliniken vorne (4,62). Zwar können die privaten Krankenhäuser im Bereich Gehaltsperspektiven punkten und erhalten dort die beste Note (4,19). Die Studie zeigt aber auch, dass dieser Faktor den Ärzten im Vergleich zu Jobsicherheit und Karrierechancen weniger wichtig ist.

Hinzu kommt, dass Ärzte vor allem bei Privatkliniken vermuten, dass wirtschaftliche Ziele den Arbeitsalltag dominieren - aus ihrer Sicht ein Merkmal, das die Arbeitgeberattraktivität eher negativ beeinflusst. Offenbar passt ein wirtschaftlich orientiertes Denken bei wachsendem Konkurrenzdruck unter den Kliniken nicht zum Selbstbild vieler Ärzte, die sich in erster Linie als „Selbstlose Heiler" verstehen.

Auch konfessionelle Häuser mit Imageproblemen

Neben der Profitorientierung gibt es ein zweites Klinikmerkmal, dass bei vielen Ärzten Skepsis auslöst: die erwartete Dominanz christlicher Werte im Klinikbetrieb, die vor allem bei den konfessionellen Trägern verortet wird. Obwohl christliche Werte gut zum traditionellen Berufsbild des Mediziners passen, hegen viele Ärzte offenbar die Befürchtung, dass ein zugleich verordneter Wertekodex sie einschränkt - sei es im Job oder im Privatleben.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Krankenhäuser im Wettbewerb um Fachkräfte sehr genau darauf achten müssen, welches Bild besonders qualifizierte Ärzte von ihnen haben. Das Klinikimage ist stark von Stereotypen geprägt und wird der Heterogenität der heutigen Kliniklandschaft in Deutschland - auch innerhalb der Trägergruppen - nicht gerecht. Ziel der Häuser muss sein, ihre Botschaften in PR und Arbeitgebermarketing genau zu überprüfen und u. U. anzupassen. Dabei sollten sie Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten, die der Öffentlichkeit bislang zu wenig bewusst sind.

Arbeitgebermarketing ist gefragt

Private Häuser kämpfen z. B. gegen das Klischee des elitären Hauses abseits der medizinischen Grundversorgung. Längst ist vielerorts das Gegenteil der Fall: Kliniken privater Träger stellen die komplette Regelversorgung in vielen Regionen sicher. Ihr Vorteil ist oft, dass sie dank optimierter Prozesse schneller Entscheidungen treffen und leichter an Kredite gelangen, um z. B. in neue Ausstattung zu investieren. Daher sind viele private Häuser Innovationsführer - eine Botschaft, die sich im Arbeitgebermarketing geradezu aufdrängt, aber zu wenig verbreitet wird.

Viele konfessionelle Kliniken dagegen sind in anderer Hinsicht stille Vorreiter, z. B. bei kostenlosen medizinischen Behandlungen für besonders Hilfsbedürftige wie Drogensüchtige, Flüchtlinge oder Obdachlose. Auch bei der anonymen Geburt oder der Palliativmedizin sind sie Wegbereiter. Mit solchen Themen dürften Krankenhäuser den Nerv vieler junger Ärzte treffen, die mehr als früher auf der Suche nach einem sinnstiftenden Job sind. Auch hier gilt es, die Alleinstellungsmerkmale stärker nach außen zu kommunizieren.

Wie die Studie zeigt, bekommen Kliniken öffentlicher Träger zwar von vielen Ärzten einen Vertrauensvorschuss, müssen sich aber fragen, ob sie den hohen Erwartungen gerecht werden. Da sie meist eine gewisse Größe haben und tief in der Region verwurzelt sind, strahlen sie Stabilität aus. Das täuscht darüber hinweg, dass besonders viele von ihnen rote Zahlen schreiben und entweder hart saniert oder früher oder später verkauft werden müssen. Beides bringt tief greifende Umwälzungen mit sich.

 

Kontakt

Rochus Mummert Healthcare Consulting GmbH

Rathenaustraße 12
30159 Hannover

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