Hygiene

Problemorientiertes Wundmanagement ist stets individuell

25.06.2012 -

Zur fachgerechten Behandlung chronischer Wunden müssen die auslösenden Ursachen therapiert und entsprechende Reinigungsmaßnahmen an der Wunde durchgeführt werden.

Von primärer Wundheilung spricht man bei einem unkomplizierten Heilungsverlauf, wie er meist bei glatten Wunden wie etwa Schnitt- oder Stichwunden vorkommt, bei denen die Wundränder eng aneinander liegen und sich keine Fremdkörper in der Wunde befinden. Chronische Wunden entstehen hingegen stets durch eine sekundäre Wundheilungsstörung und beruhen auf Durchblutungs- und Ernährungsstörungen des Hautgewebes, was zum fortschreitenden Zelltod und zur Nekrosebildung führt. Als Ursachen kommen das Ulcus cruris (venosum und arteriosum, mixtum), Dekubitalulkus, Diabetisches Fußsyndrom (DFS), Lymphödem und ulzerierte Tumoren infrage.

Wundbehandlung: situativ, ­phasengerecht, individuell

Keine Wunde ist wie die andere, deshalb sind eine gute Anamnese und die Beurteilung der Wunde unerlässlich. Ebenso wichtig ist es, die verschiedenen Arten der Wundbehandlung und ihre Anwendungsbereiche zu kennen.

Wundreinigung: neutral oder antiseptisch

Verschmutzte Wunden werden durch Spülung gereinigt. Als neutrale Lösungen werden in der Regel sterile NaCl-0,9 %- oder Ringerlösung verwendet. Leitungswasser wird nicht empfohlen, da es mikrobiologisch kontaminiert sein kann. Wird ein Sterilwasserfilter verwendet, kann es zum Spülen der Wunde verwendet werden. Infizierte Wunden werden mit Antiseptika behandelt. Bei infektionsgefährdeten Wunden kann Polihexanid verwendet werden, da es auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden kann. Octenidin ist Mittel der ersten Wahl bei Wundinfektionen, inklusive aller multiresistenten Erreger. PVP-Jod eignet sich durch das breite Spektrum ebenfalls, sollte allerdings wie Octenidin nur kurzfristig angewendet werden.

Trockene oder feuchte Wundversorgung

Die trockene Wundversorgung findet Anwendung in der Ersten Hilfe und bei primär heilenden Wunden. Endständige Nekrosen (Unterstützung der Mumifizierung) und Tumorwunden (Biopsie TU-positiv) dürfen nur trocken versorgt werden, da die feuchte Wundbehandlung das Zellwachstum fördert.
Eine chronische Wunde soll grundsätzlich feucht und warm gehalten und vor äußeren Einflüssen geschützt werden. Dabei soll der Verband Schmerzen verhindern, lindern und bequem sein und den Exsudationsstadien angepasst werden. Die Materialien sind idealerweise möglichst breit kombinierbar.

Was kann ein idealer Wundverband?

Die Anforderungen an einen Wundverband sind vielfältig. Im Idealfall kann er ein feuchtes Wundmilieu im Wundbereich aufrechterhalten, überschüssiges Exsudat und toxische Bestandteile entfernen, den Gasaustausch gewährleisten, die Wunde thermisch isolieren, durch Undurchlässigkeit für Mikroorganismen von außen einen Schutz vor Sekundärinfektion bieten, einen atraumatischen Verbandwechsel ermöglichen und weder Fasern noch andere Fremdstoffe abgeben.

Wundareale und Verbandmittel

Eine Wunde wird in verschiedene Wundareale unterteilt: den Wundgrund, den Wundrand und die Wundumgebung. Entsprechend den Arealen finden die Mittel zur Wundheilung ihren Anwendungsbereich: Verbandstoffe zur Wundabdeckung (mit oder ohne [Semi-]Okklusion), Wundfüller, Wundreinigungslösungen und Mittel zum Wundrandschutz und zur Hautpflege.

Wundreinigung

Bevor eine Wundtherapie durchgeführt wird, muss eine Wundreinigung erfolgen. Ziel ist es, die chronische Wunde in eine akute Wunde zu überführen. Hier stehen unterschiedlich Verfahren zur Verfügung. Nekrosen, Fibrinbeläge, Biofilme müssen entfernt werden. Das chirurgische Debridement stellt hier die schnellste Form dar, ist allerdings nicht immer schonend für den Patienten. Eine weitere Möglichkeit ist das scharfe Debridement (mit Skalpell, Kürette, scharfem Löffel). Weitere Verfahren sind die mechanische Wundreinigung, Nass-Trocken-Phase, Spülungen der Wunde, autolytische oder enzymatische Wundreinigung. Welches Verfahren gewählt wird, ist individuell abhängig.

Feuchte Wundbehandlung

Die Zuordnung der lokaltherapeutischen Möglichkeiten erfolgt grundsätzlich nach den jeweiligen Wundstadien. Dabei ist entscheidend, ob sich die Wunde in der Reinigungs-, Granulations- oder Epithelisierungsphase befindet. Aber zusätzlich müssen der Exsudationsgrad, mögliche Infektionen und sonstige Probleme der Wunde individuell berücksichtigt werden.

Für die feuchte Wundbehandlung stehen verschiedene Präparate zur Verfügung: Alginate, Hydrogele, Hydrofasern, Hydrokolloide, Hydrokapillarverbände, Schaumstoffe/Hydropolymere - PU/Polyurethanschaum, Folienverbände, Wundrandschutz, silberhaltige Wundauflagen, silberhaltige Verbandstoffe, geruchsreduzierende Verbandstoffe, Silber-Aktivkohle, PHMB (Polyhexamethyl-Biguanid).

Problemfall: stagnierende ­Wunden

Chronische stagnierende Wunden können mit hyaluronsäurehaltigen Präparaten oder Kollagenpräparaten versorgt werden. Ebenfalls eingesetzt werden Matrix-Metalloprotease (MMP)-Hemmer.

Apparative Therapieformen

Inzwischen gibt es mehrere Möglichkeiten der Vakuum-Therapie zur Behandlung chronischer Wunden. Hierzu zählen die NPT (Negative Pressure Therapie), CNPT (Controlled Negative Pressure), VAC (Vacuum Assisted Closure), NPWT (Negative Pressure Wound Therapie) und die TNP (Topical Neg­tive Pressure). Bei der Vakuum-Therapie wird ein offenporiger Schaumstoff in die Wunde eingebracht und mit einer okklusiven Folie abgedeckt. Ein Drainageschlauch wird in den Schaumstoff gelegt und an eine Vakuumpumpe angeschlossen, die einen Sog aufbaut. Der Sog sorgt dann für einen Abtransport von überschüssigem Sekret.

Standard Dressings für die ­Vakuum-Therapie

Abschließend sei noch auf einige Standard Dressings hingewiesen. Schaumstoff aus Polyurethan hat eine hohe Drainagekapazität und stimuliert die Bildung von Granulationsgewebe. Die Wundfläche kann mit einer beliebigen Anzahl von PU-Schäumen ausgelegt werden. Bei Polyvinylalkohol verhindern die physikalischen Eigenschaften das Einwachsen von Gewebe. Die hohe Reißfestigkeit gewährleistet eine einfachere Handhabung bei der Platzierung und bei der Entnahme. Dieses Material ist zudem nicht haftend. Kerlix AMD ist eine sechslagig gewebte Baumwollgaze, die mit 0,2 % PHMB (Polyhexanid) imprägniert ist. Die Wunde kann mit der angefeuchteten Gaze vollständig austamponiert werden.

Fazit

Die Therapie chronischer Wunden stellt eine Herausforderung für alle beteiligten Personen dar. Nur in einem interdiziplinären Team (Diabetologen, Chirurgen, speziell weitergebildetes Pflegepersonal, Physiotherapeuten etc.) kann eine Wundabheilung erreicht werden. Natürlich muss der Patient die Maßnahmen akzeptieren und unterstützen. Insbesondere die Maßnahmen, die der Rezidivprohylaxe dienen, müssen von ihm toleriert werden, um das Entstehen neuer Wunden zu verhindern.

 

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