Gesundheitsökonomie

Stationäre Krankenhausversorgung könnte in Schieflage geraten

20.02.2020 -

Der Frankfurter Gesundheitsökonom Prof. Thomas Busse, Professor für Pflegemanagement sowie Leiter des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), warnt vor einer bevorstehenden Schieflage der stationären Krankenhausversorgung in Deutschland: „Gerade in Anbetracht der vermehrten Meldungen über die Schließung geburtshilflicher Abteilungen und der schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Kliniken, besteht bereits jetzt das Risiko, dass die bundesweite Krankenhausversorgung nicht mehr ausreichend gewährleistet werden kann.“

Auch wenn darüber gesprochen werde, dass es zu viele Krankenhausbetten in Deutschland gibt, existiere kein Plan, wie viele Einrichtungen in welcher Größe an welchen Standorten tatsächlich bundesweit benötigt werden.

Man habe schon seit vielen Jahren ein unkontrolliertes Kliniksterben. Den politisch Verantwortlichen bleibe nichts anderes übrig, als hilflos bei Schließungen zuzuschauen – ein Einfluss der Politik auf die wirtschaftliche Lage einzelner Kliniken und die Aktivitäten der jeweiligen Krankenhausträger sei nicht gegeben, wäre aber dringend erforderlich, betont Busse. So könnte es beispielsweise sein, dass mehrere Krankenhausträger auch in einer überversorgten Region – wie dem Rhein-Main-Gebiet – Insolvenz anmelden müssten und diese daraufhin unterversorgt ist. „Einen ersten Warnschuss haben wir in Frankfurt mit der Insolvenz der Katharina Kasper ViaSalus relativ unvorbereitet erhalten, weitere Krankenhausschließungen werden sicherlich bald folgen“, so Busse.

In diesem Zusammenhang wirft er auch die Frage auf, was passiert, wenn eine größere freigemeinnützige oder private Krankenhauskette mit mehr als 50 oder 60 Krankenhäusern in Schieflage gerate. „Es ist nicht geklärt, wer dann den Versorgungsauftrag erfüllt und welche Krankenhäuser systemrelevant sind und deshalb erhalten bleiben müssen.“

Aktuell versuche der Gesetzgeber lediglich, den Krankenhausmarkt über den Hebel der Finanzierung und insbesondere die Qualitätssicherung auszudünnen – eine strukturelle Vorgabe der Krankenhausvorhaltung sei nicht erkennbar. Aus diesem Grund plädiert Busse für eine gemeinsame, konzertierte Aktion mit Bund, Ländern, Krankenhausträgern und den ambulanten Versorgern, mit der Aufgabe eine Zielplanung für die zukünftig benötigten Krankenhausstrukturen zu erstellen, um daran das Handeln aller verantwortlichen Akteure ausrichten zu können. „Dem Markt die Bereitstellung von Krankenhäusern zu überlassen, wird nicht funktionieren und uns schließlich schrecklich auf die Füße fallen“, prophezeit Busse.


 

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