Systemrelevant - Sanitär- und Gebäudetechnik in Zeiten der Pandemie

21.07.2020 -

Sie ist eine innovationsfreudige Branche – und wie wichtig die Sanitär- und Gebäudetechnik für den Alltag von uns allen ist, vor allem aber für Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, zeigt sich gerade in der Krise. Sie verlangt von uns auch, neu zu denken. Wir sprachen darüber mit einem langjährig erfahrenen Mann der Praxis, insbesondere in Pflegeheimen und Krankenhäusern: Christian Voss, Geschäftsführender Gesellschafter der Heinrich Voss Gebäudetechnik aus Haselünne im Emsland.

Herr Voss, wir erleben derzeit eine Pandemie, die uns sicher noch länger beschäftigen wird. Wie nehmen Sie das in Ihrem Alltag als Gebäudetechnik-Unternehmen wahr?

Christian Voss: Wir nehmen diese Zeit als eine ganz besondere Zeit wahr. Von Angst, Verunsicherung, Wut, aber auch Zusammenhalt, Motivation gibt es zurzeit viele Gefühle, die einen ab und zu auch übermannen. Die zum Teil täglich neuen Herausforderungen fordern uns als Unternehmen, aber auch jeden einzelnen. Dabei geht es um Beschränkungen – und auch um neue Vorgehensweisen. Negativ nehme ich die Ausmaße der Pandemie in einigen Teilen der Welt wahr, den Druck, welcher nun auf der Politik, aber auch auf der Wirtschaft liegt. Positiv empfinde ich den Zwang zur Digitalisierung. Hier zeigt sich doch, dass wir auch gut digital kommunizieren und sogar arbeiten können.

Welchen Beitrag kann ein Sanitär- und Gebäudetechnikkonzept hier leisten?

Christian Voss: Unsere Branche gehört mit zum systemrelevanten Handwerk und hat somit natürlich eine besondere Rolle in dieser Zeit. Wir leisten neben der täglichen Arbeit auf den Baustellen und dem Kundendienst auch den Service für den Bereich Trinkwasser- und Lüftungshygiene. Das ist ein nicht unwesentlicher Faktor in der heutigen Zeit. Das Thema Gesundheit und Hygiene rückt derzeit in den Fokus und bietet somit dem Handwerk und unserer Branche ein viel breiteres Arbeitsfeld. Auf einmal wird Hygiene im Einzelhandel zur Normalität. Hier bedarf es neuer Konzepte und daraus resultierender Techniken, welche den Umgang mit der Hygiene auf ein neues Level heben.

So wird und muss auch die Gebäudetechnik teilweise überdacht und angepasst werden. Der Transport von Luft und Trinkwasser muss hygienisch einwandfrei erfolgen können. Durch die zurzeit geforderten Hygienekonzepte und -maßnahmen braucht es hier Fachkompetenz und Technik aus dem SHK-Handwerk.

Könnten Sie einmal zusammenfassend sagen, was aus Ihrer Sicht die wichtigsten Anforderungen an ein solches Konzept sind?

Christian Voss: Zurzeit zeigt sich deutlich, dass das Thema Hygiene nicht immer den Stellenwert hatte, den es aber haben muss. Dies gilt nicht nur im täglichen Umgang mit Menschen, sondern ganz besonders in den Bereichen wo Menschen besonders ge- und beschützt werden müssen. In Krankenhäusern, Pflegereinrichtungen, aber auch Schulen und Kindertagesstätten. Zudem müssen die eingesetzten Produkte in der Sanitärbranche pflegeleicht und funktionell sein. Kontaktloses Waschen ist hier nur ein Beispiel für Anwendungen und Techniken, die bald zum Standard gehören werden.

Der Gesundheitsbereich steht unter einem starken Kostendruck. Hat das Folgen für die Investitionen in diesem Bereich?

Christian Voss: Ja, natürlich. Durch die Privatisierung im Gesundheitssystem werden Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen nicht selten nach wirtschaftlichen Aspekten geführt, dort steht der Faktor des wirtschaftlichen Erfolgs auf der gleichen Stufe wie der Mensch. So bekommen wir es zumindest häufig zu spüren. Anschaffungen werden wiederholt überdacht oder gar zurückgestellt. Es werden immer häufiger auch günstige Alternativen angefragt. Zum Teil werden auch nicht alle Patientenzimmer voll ausgestattet. Insbesondere bei Neubauten wird häufig die Investition in den Fokus gestellt und nicht der Kosten-Nutzen-Faktor. Der Investor ist nicht immer der Betreiber, da gehen die Interessen häufig auseinander. Der Investor legt seine Prioritäten ganz anders als der Betreiber. Dies führt häufig nicht zur besten Lösung im Gesundheitsbereich.

Für die Hersteller von Sanitärobjekten haben Anforderungen an das Universal Design und die Barrierefreiheit zu vielen Innovationen geführt. Wie kommt das in der Praxis an?

Christian Voss: Grundsätzlich kommt dies bei uns gut an. Ein Beispiel dafür sind vorrüstbare Stützklappgriffe, die dann nur im Bedarfsfall montiert werden können. Häufig wird nur leider dem optischen Anspruch mehr Gewicht beigemessen als dem praktischen. Dies behindert uns dann nicht nur in der Montage, sondern den Nutzer auch im täglichen Umgang.

Stellen wir uns einmal ein seniorengerechtes Appartement in einem Seniorenwohnheim oder generell für das altersgerechte Wohnen vor. Was ist für Sie das Wichtigste bei Bad und WC?

Christian Voss: Bewegungsfreiheit, gute Halte- und Stützgriffe und die Alltagstauglichkeit, sprich einfache Bedienung und Handhabung. Mittlerweile rückt Barrierefreiheit immer mehr in den Fokus und somit beschäftigen sich nicht nur Nischenanbieter mit dieser Thematik. Auch große Armaturen- und Accessoire-Hersteller haben mittlerweile behindertengerechte Produkte im Programm und kombinieren Design mit Funktionalität.

Wenn es um Pflegeheime geht: Wie sieht es speziell mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter aus?

Christian Voss: Auch hier sehe ich die Bedürfnisse in der einfachen Funktion, simplen Bedienung und der guten Reinigungsmöglichkeit. Der Mitarbeiter möchte bei seiner Arbeit ein gutes Gefühl haben. Die Sauberkeit, Sicherheit und die angemessene Hygiene sollten dabei grundsätzlich gegeben sein.

Welche Produkte sind aus Ihrer Sicht die Normalausstattung – und was ist eher „nice to have“?

Christian Voss: Dies liegt in allererster Linie an der Art der Einrichtung und am Nutzer, also dem Patienten, bzw. dem Bewohner. Unterfahrbare Waschtische, Stützklappgriff, Haltegriff und leicht bedienbare, bzw. berührungslose Armaturen sollten Standard sein. Oberste Prämisse soll sein, dass der Alltag so einfach wie möglich bewerkstelligt werden kann.

Welche Aufgaben und Herausforderungen stehen in Ihrer Praxis speziell in Großküchen im Gesundheitsbereich im Vordergrund?

Christian Voss: Hier geht es ganz oft um die Luftqualität – sprich, die Abführung der Abluft und Wrasen, aber auch das Nachströmen der Zuluft. Außerdem sind dort auch eher praktische Produkte gefragt, wie berührungslose Armaturen und Geräte. Schließlich ist es wichtig, dass der nötige Platz zum Arbeiten gewährt wird. Das ist auch bei den Hauswirtschaftsräumen so: Alles sollte hier leicht zu bedienen und auf den Alltag abgestimmt sein. Wie der Name schon aussagt, muss man dort wirtschaften können, sprich die Arbeits- und Ablageflächen müssen großzügig und funktionell sein.

Kontakt

Heinrich VOSS Gebäudetechnik GmbH

Hammer-Tannen-Straße 38
49740 Haselünne

+49 5961 9404 0

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