Gesundheitspolitik

35. Deutscher Krankenhaustag im Rahmen der Medica eröffnet

15.11.2012 -

"Es werden selbst Krankenhäuser finanziell beschnitten, wenn sie gar nicht mehr Patienten als vereinbart versorgen." Mit diesen Worten mahnte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr anlässlich der Eröffnung des 35. Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf eine Reform der Krankenhausfinanzierung an, die bisher die Vergütung der Kliniken für z.B. jede zusätzliche Geburt mit 25 Prozent rabattiert.

Zuvor hatte der Präsident des 35. Deutschen Krankenhaustages Dr. Josef Düllings gewarnt: "Die Kliniken in Deutschland haben 2013 das seit zehn Jahren schwerste Jahr vor sich". Aufgrund gesetzlicher Einschränkungen könnten die meisten Krankenhäuser derzeit in keinem Bereich eine Refinanzierung ihrer Kosten über die Preise und ebenso wenig über die Mengen erreichen. Dies gelte für Tarifsteigerungen, Personalkostensteigerungen zur Versorgung zusätzlicher Patienten, Sachkostensteigerungen sowie für Investitionskosten. Kongresspräsident Düllings, zugleich Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) forderte u.a. eine Tarifausgleichsrate für 2013 und ein Bund-Länder-Programm zur Verbesserung der Investitionslage der Kliniken. "Wir werden daran arbeiten, dass die Lage der Krankenhäuser auch im Bundestagswahlkampf im kommenden Jahr Gehör findet", bekräftigte Düllings. Nach einer VKD-Umfrage vom April 2012 erwarten 46 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser und über 54 Prozent dieser Häuser mit weniger als 250 Betten bis Ende 2012 ein Defizit.

Auch Alfred Dänzer, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), wies auf die immer weiter auseinanderklaffende Kosten-Erlös-Schere im stationären Sektor hin. Das Hauptproblem für die Kliniken sei die Refinanzierung der Kosten bei gleichzeitig weiter stattfindenden Kürzungen. Auch für das laufende Jahr drohe vielen Kliniken trotz der 0,5 prozentigen Tarifausgleichsrate eine deutliche Finanzierungslücke. Am Ende der laufenden Legislaturperiode stehen den Krankenhäusern insgesamt ca. 2 Milliarden Euro weniger für die Patientenversorgung zur Verfügung. Mittel, die die Kliniken dringend für Personal, Qualitätsverbesserungen und Infektionsprävention gebraucht hätten. "Wir kommen aus 2012 mit einer Personalkostenunterdeckung von über 700 Millionen Euro und gehen in 2013 mit einem Preiszuwachsdeckel von unter 2 Prozent. Das ist weniger als die Inflationsrate. Erneut kommen Gesamtkostensteigerungen von ca. 3,5 bis 4 Prozent auf die Häuser zu", so Dänzer weiter. Der DKG-Präsident appellierte eindringlich an die Bundesregierung, die Milliardenüberschüsse in der Gesetzlichen Krankenversicherung für eine verbesserte Versorgung der Patienten einzusetzen und die Kürzungen für die Krankenhäuser zurückzunehmen.

Prof. Dr. Hans-Fred Weiser, Präsident des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK), forderte eine stärkere Auseinandersetzung aller Beteiligten um den Begriff des "Wettbewerbs" im Gesundheitswesen. "Wer im Gesundheitswesen auf ungeregelten Wettbewerb setzt, darf sich nicht beschweren, wenn es neben dem wünschenswerten Qualitätswettbewerb auch zu ungebremstem Leistungswettbewerb kommt", machte der VLK-Präsident deutlich. Medizin sei zwar keine unantastbare Kunst, die sich wettbewerblichen Parametern grundsätzlich entzieht, der Wettbewerb in der Medizin brauche allerdings andere Parameter als sie uns von der klassischen, güterorientierten Ökonomie vorgegeben werden. Hier läge ein wesentlicher "politischen Geburtsfehler" des pauschalierenden Entgeltsystems. Hier seien die Selbstverwaltungspartner, die ärztlichen Verbände und die Politik aufgefordert, über sinnvolle Wettbewerbsparameter nachzudenken. Gleichzeitig kritisierte Weiser die zunehmende Bevorzugung des Vertragsarztbereiches im Vergleich zum Krankenhaussektor. Ein Beispiel dafür sei die Einführung eines 3. Versorgungssektors, der sogenannten "Spezial - Fachärztlichen - Versorgung". Obwohl die Kliniken die Hauptlast der medizinischen Versorgung der Bevölkerung und der ärztlichen Aus- und Weiterbildung tragen, würden sie bei den geplanten Maßnahmen zur Überwindung des Ärztemangels mit keinem Wort erwähnt, so Weiser.

Irene Maier, Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Essen, forderte eine angemessene personelle Ausstattung und eine Neuordnung der Aufgaben der Pflege. "Das Pflegeförderprogramm für Krankenhäuser hat seine Wirkung verfehlt". Es seien zwar zusätzliche Stellen geschaffen worden, doch weit weniger als geplant und diese überwiegend im Teilzeitbereich. Von Entlastung spürten die Beschäftigten wenig. Im Gegenteil: Immer weniger Pflegekräfte müssten immer mehr Patienten versorgen, die zudem immer aufwendigere Pflege benötigen. 37 Prozent der Kliniken hätten Probleme, ihre Stellen im Pflegedienst zu besetzen. Schätzungen zufolge würden bis zum Jahr 2025 mehr als 100.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen. Bessere Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die zu mehr Eigenverantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten führen, könnten den Pflegeberuf deutlich attraktiver machen. "Die G-BA-Richtlinie zur Heilkundeübertragung im Rahmen von Modellvorhaben weist hier in die richtige Richtung", erklärte die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen Deutschlands e.V. (VPU).

Im Anschluss können sich ab 13:00 Uhr die gut 500 Besucher in der Informationsveranstaltung "Das G-DRG-System 2013" der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei hochrangigen Referenten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (IneK), der Krankenkassen, der Krankenhausträger und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ausführlich über die Neuerungen des Fallpauschalensystems im Jahr 2013 informieren.

Der 35. Deutsche Krankenhaustag bietet bis zum 17. November 2012 Experten und Praktikern im Krankenhauswesen eine interdisziplinäre Plattform, Konzepte und Visionen für das deutsche Krankenhauswesen zu diskutieren. Er greift mit seinen vielfältigen Vorträgen, Seminaren und Foren aktuelle gesundheits-politische und krankenhausrelevante Fragestellungen auf. Die Veranstalterin, die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK), erwartet an den vier Kongresstagen rund 2.000 Besucher aus Klinikbetrieb und Gesundheitspolitik. Ziel des Krankenhaustages ist es, allen relevanten Berufsgruppen im Krankenhaus - Ärzten, Krankenhausdirektoren, Controllern, Technikern, Krankenhausträgern und Pflegepersonal - sowie den Partnern im Gesundheitswesen die Gelegenheit zur Diskussion und Meinungsfindung zu geben.

 

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