Personalia

Auf Digitalisierung vorbereitet

13.11.2023 - Prof. Dr. Sven Kernebeck für das Lehr- und Forschungsgebiet Digitalisierung im Gesundheitswesen berufen  

„Die Digitalisierung überrollt gerade unterschiedlichste Branchen und sie ist überall für alle Professionen im Gesundheitswesen hochrelevant.“ Aus dieser Überzeugung lehrt und forscht seit dem Wintersemester Prof. Dr. Sven Kernebeck am Fachbereich Gesundheit der FH Münster. Als Neuberufener möchte er die Studierenden in seinem Lehr- und Forschungsgebiet Digitalisierung im Gesundheitswesen vorbereiten und befähigen.

Was Kernebeck an der Digitalisierung fasziniert, ist vor allem die Vielfalt und immense Tragweite. „Deren Einschnitte und Auswirkungen sind sowohl positiver als auch negativer Art. Und sie betreffen alle Bereiche des Lebens“, so der Neuberufene. Ein typischer Satz, der häufig gesagt werde, ist: ‚Die Technik ist noch nicht so weit.‘ „Und dann geht plötzlich alles ganz schnell, das haben wir zuletzt bei ChatGPT gesehen. Daher ist es Gestaltungsaufgabe von Hochschulen, sich und die Studierenden auf diese Umwälzung vorzubereiten: Insbesondere Angehörige der Gesundheitsberufe müssen Digitalisierung im Gesundheitswesen aktiv und ethisch verantwortungsvoll mitgestalten und nicht nur einfach beteiligt werden.“

Die Anwendungsgebiete der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind breit: Als angehende Manager*innen in Gesundheitseinrichtungen sind die Studierenden zukünftig mitverantwortlich für kritische Infrastruktur, sie müssen etwa digitale Technologien auswählen und womöglich mit Cyberangriffen umgehen. „Gesundheitsdaten sind sehr sensibel, es geht zudem um Datenschutz sowie ethische und rechtliche Rahmenbedingungen“, erklärt der 44-Jährige. Auch die digitale Gesundheitskompetenz spiele eine große Rolle. „Studierende müssen online Gesundheitsinformationen und Quellen bewerten und diese Kompetenzen beispielsweise als Lehrkräfte am Berufskolleg an Schüler*innen oder als Therapeut*innen an Patient*innen weitergeben können. Zudem ist es mir ein persönliches Anliegen, soziale Ungleichheit zu adressieren, was als Digital Devide bezeichnet wird.“ Ein niedrigerer sozio-ökonomischer Status gehe mit einem geringeren Nutzungsverhalten und -kompetenzen von digitalen Tools einher. „Beispielsweise als Physiotherapeut*in, Logopäd*in oder als Pflegemanager*in muss ich das wissen, um zielgruppenspezifisch zu beraten. Wir können noch so viele digitale Interventionen entwickeln, wenn sie die Zielgruppen nicht erreichen, die den höchsten Bedarf haben, dann verfehlen sie ihr Potenzial.“   

Auch über die Arbeit im Gesundheitswesen hinaus sei es wichtig, Digitalisierung zu verstehen und Medienkompetenz zu entwickeln. „Denn diese hat eine unglaublich große Macht. Beispielsweise hat Digitalisierung großen Einfluss auf globale Politik, Demokratie und den Ausgang von Wahlen – daher ist es mir wichtig, dass Studierende dazu übergeordnete Kompetenzen und Wissen erwerben und die Tragweite der Digitalisierung einordnen können“, so der Neuberufene.

Die FH Münster ist für Kernebeck kein Neuland. „Ich bin ein Kind der FH und kenne die Hochschule bereits gut – daher finde ich diesen Ort auch so großartig“, sagt Kernebeck. Fast zehn Jahre arbeitete er in der Intensivpflege, unter anderem im St. Franziskus-Hospital Münster und studierte nebenbei an der FH Münster Pflege- und Gesundheitsmanagement. „Dabei habe ich gemerkt, dass mich Forschung und Gesundheitswissenschaften sehr interessieren“, so der heutige FH-Professor. Bereits seine Bachelorarbeit widmete er der Digitalisierung im Gesundheitswesen, als er die Möglichkeit bekam, als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt eine Schmerz-App mit zu entwickeln. Als Lehrkraft für besondere Aufgaben arbeitete er weiterhin in Lehre und Forschung am Fachbereich mit und absolvierte einen Master in Public Health an der Universität Bielefeld. 

Um sich für Chancenangleichung und Bildungsgerechtigkeit einzusetzen, engagierte sich Kernebeck bei ArbeiterKind.de, einer gemeinnützigen GmbH, die Kinder von Nicht-Akademiker*innen die Möglichkeit eines Studiums näherbringt und dabei unterstützt. „Ich bin selbst der erste in meiner Familie, der studiert hat“, erzählt er. Nach dem Studium ging es für Kernebeck ans DZNE – das Deutsche Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen – und schließlich für seine Promotion an die Universität Witten-Herdecke. Dafür evaluierte er Module einer digitalen Patientenakte und passte diese an das Setting der pädiatrischen Palliativversorgung an. „Digitale Interventionen müssen kontextsensibel entwickelt werden: Eine digitale Akte beispielsweise für den Kreißsaal passt nicht gleichzeitig für die Chirurgie. Sie müssen an die spezifischen Kontexte und Prozesse angepasst werden, um zum Beispiel Frustration der Mitarbeitenden zu vermeiden.“

Zurück an seiner ersten wissenschaftlichen Wirkstätte möchte Kernebeck den Studierenden perspektivisch einen Erlebnis- und Handlungsraum bieten, um Technologien auszuprobieren und sich auf allen Ebenen mit Digitalisierung auseinanderzusetzen. „Beispielsweise ist in Therapieberufen sowie in Medizin und Pflege zunehmend Teletherapie oder Virtual Reality relevant. Im Skills Lab sollen die Studierenden perspektivisch Tools und Software testen und die Situation simulieren. Hier sind zum Beispiel Kompetenzen in der Kommunikation mit den Patient*innen wichtig, da digitale Interventionen auch auf die Interaktion zwischen Patient*innen und Professionellen Einfluss nehmen.“     

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