Aus den Kliniken

DKI: Babylotsen Berlin – große Hilfe mit noch mehr Potenzial

16.04.2024 - Jede 3. Entbindende wurde 2022 in Berlin im Krankenhaus von Babylots*innen beraten und unterstützt. Dies bestätigt die Wirksamkeit des seit 2019 in allen Berliner Geburtshilfen umgesetzten Landespräventionsprogramms „Babylotse Berlin“.

Ziel des Programms ist es, psychosozial belastete Eltern im Krankenhaus frühzeitig zu identifizieren, gezielt zu beraten sowie bei Bedarf in Hilfsangebote zu lotsen, zum Beispiel Beratungsstellen für Alleinerziehende oder Familienzentren. Bei dem Projekt handelt es sich um eine fachliche sozialpädagogische Intervention, die sowohl im Bereich Gesundheit als auch auf psychosozialer Ebene verortet ist. Babylots*innen sind wichtige Ansprechpersonen für Eltern, Krankenhausmitarbeitende sowie externe Partner*innen.

Das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) hat für die Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege Nutzen und Stolpersteine des Landespräventionsprogramm wissenschaftlich untersucht. Hierzu wurden u. a. die Daten der Berliner Geburtshilfen, wie die Anzahl der Eltern mit Unterstützungsbedarf, für 2022 ausgewertet. Die Eltern, die mit den Babylots*innen gesprochen haben, wurden mit einem Fragebogen zu ihren Gesprächseindrücken befragt. Die Erfolgsfaktoren und Probleme bei der Programmumsetzung haben Babylots*innen und andere Beteiligte aus den Kliniken und Kommunen n Workshops herausgearbeitet und diskutiert.

Die (werdenden) Eltern loben das Programm und heben die gute Arbeit der Babylot*sinnen hervor: „Danke für alles! Ihr habt uns sehr gut verstanden und geholfen!“ (O-Ton aus der Elternbefragung). Die Familien stufen die Gespräche mit den Babylots*innen als hilfreich ein, nehmen die Babylots*innen als empathisch und wertschätzend wahr. Die befragten Eltern empfehlen jeder Familie, mit einer Babylotsin zu sprechen. Dennoch kann manches noch verbessert werden. So kritisierte jede 4. befragte Familie, die Beratung wäre nicht ausreichend auf ihre individuelle Situation zugeschnitten. Das erschwert es, Tipps und Anregungen umsetzen.

Auch für andere Krankenhausmitarbeitende oder externe Partner*innen ist das Landespräventionsprogramm ein Gewinn. Sie werden durch das Programm bei der Versorgung von psychosozial belasteten Familien entlastet und unterstützt.

Das Potenzial des Landespräventionsprogramms könnte aber noch besser ausgeschöpft werden. Stolpersteine sind beispielsweise Schwierigkeiten bei der Datenerhebung oder -dokumentation (wie unterschiedliche Systeme in den Klinken oder fehlende Zeit beim Screening), der Zeitpunkt des Gesprächs (vor oder nach der Geburt?), mangelnde Hilfsangebote, Sprachbarrieren oder der Finanzierung.

Das Landespräventionsprogramm Babylotse Berlin wird, anders als in anderen Bundesländern, seit dem Jahr 2018 durch den Senat finanziert. Die Senats-Finanzierung stellt eine sehr gute Grundlage dar. Allerdings wurde das im Programm geforderte Qualitätsmerkmal von 0,6 Vollzeitstellen für Babylots*innen pro 1.000 Geburten im Jahr 2022 nicht flächendeckend erfüllt. Zudem wurden bis 2022 steigende Kosten und (zunehmende) psychosoziale Belastungen der versorgten Familien nicht ausreichend berücksichtigt. Vor allem die soziale Lage der Eltern, so ein zentrales Ergebnis der Untersuchung, führt zu höheren psychosozialen Belastungen und damit auch zu einem größeren Versorgungsbedarf.

Die DKI-Studie bestätigt den hohen Nutzen und die gute Umsetzung des Landespräventionsprogramms, zeigt aber auch Verbesserungsmöglichkeiten auf, wie das Programm gezielt weiterentwickelt werden kann.

Kontakt

Deutsches Krankenhausinstitut e.V.

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40549 Düsseldorf

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