Auszeichnungen

Ein Abend im Zeichen der Hygiene und Infektionsprävention

02.04.2024 - Hygiene-Preis und Verleihung der Hygieia Medaille der Rudolf Schülke Stiftung

In diesem Jahr wurden Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Tilman E. Klassert, und Priv.-Doz. Dr. med. Rasmus Leistner sowie Dr. med. Bärbel Christiansen ausgezeichnet.

Der Hygiene-Preis wurde 2024 geteilt: Auf die Arbeitsgruppe um Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Tilman E. Klassert aus dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung sowie die Arbeitsgruppe der Charité Berlin unter Leitung von Priv.-Doz. Dr. med. Rasmus Leistner. Sie erhielten den Preis für die Studien: Entstehung eines Krankenhausmikrobioms bzw. Umgebungsreinigung zur Vorbeugung von Krankenhausinfektionen. Dr. med. Bärbel Christiansen wurde für ihr Lebenswerk auf dem Gebiet der Hygiene, insbesondere der Krankenhaushygiene und Desinfektion mit der Hygieia Medaille ausgezeichnet.

Die festliche Preisverleihung fand am 15. März 2024 im Anglo-German Club in Hamburg statt. Nach der feierlichen Eröffnungsrede des Vorsitzenden Prof. Dr. med. Martin Exner vom Universitätsklinikum Bonn und einer Rede von Jan-Dirk Auris, CEO der Schülke & Mayr GmbH, in der er die Wichtigkeit der Forschung auf dem Gebiet der Infektionsprävention betonte, wurde der renommierte Hygiene-Preis in diesem Jahr für zwei Arbeiten verliehen:

Studie der Arbeitsgruppe Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Tilman E. Klassert1: Dynamik der bakteriellen Besiedlung und Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen in der Krankenhausumgebung nach der ersten Patientenbelegung: eine metagenetische Längsschnittstudie.

Studie der Arbeitsgruppe Priv.-Doz. Dr. med. Rasmus Leistner2: Umgebungsreinigung zur Vorbeugung von Krankenhausinfektionen auf Nicht-Intensivstationen: eine randomisierte, kontrollierte Crossover-Studie in einem Zentrum zum Vergleich von seifenbasierter, desinfizierender und probiotischer Reinigung.

Der Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung zeichnet Personen aus, die mit ihren Arbeiten entscheidend zu Entwicklungen in der Infektionsprävention und zur öffentlichen Gesundheit beitragen. Vorstand und Beirat der Rudolf Schülke Stiftung würdigen die Leistungen der Mediziner*innen mit dem auf 15.000 Euro dotierten Preis.*

Im Rahmen des diesjährigen Festaktes erhielt außerdem Dr. med. Bärbel Christiansen aus Kiel die Hygieia Medaille. Mit dieser werden alle zwei Jahre Personen ausgezeichnet, die ihr Lebenswerk der Hygiene und Mikrobiologie gewidmet haben. Prof. Dr. med. Martin Exner, Vorsitzender der Rudolf Schülke Stiftung hob in seiner Laudatio ihre Funktion als Vorsitzende der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) besonders hervor. Dr. med. Bärbel Christiansen habe es insbesondere verstanden, die Mitglieder bei der Erstellung hochkomplexer Empfehlungen zu motivieren. Ihre Leitung der KRINKO sei “eine wahre Meisterleistung” gewesen.

Details zu den Studien

Die Studie von Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Tilman E. Klassert ist die erste internationale Studie, die sich in einem neu errichteten Krankenhaus sowohl mit der Entstehung des Krankenhausmikrobioms sowie mit der assoziierten Verbreitung von Antibiotika-Resistenz-Determinanten in der Umgebung einer Normalstation befasst.

Nach der Fertigstellung des neuen Bettenhochhauses der Charité entnahm die Arbeitsgruppe von Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Klassert über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten Oberflächenproben (Türklinken, Böden und Waschbecken) aus neun verschiedenen Krankenzimmern, bevor und nachdem diese erstmals von Patienten*innen belegt wurden. Insgesamt wurden 1.547 Proben von Oberflächen und Patienten*innen mittels Hochdurchsatz-Sequenziermethoden auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen in Krankenzimmern untersucht.

Diese Arbeit hat zum Ziel, ein tieferes Verständnis für die Struktur der bakteriellen Gemeinschaft in der Krankenhausumgebung zu gewinnen (Krankenhausmikrobiom). Dieses Verständnis ist von entscheidender Bedeutung, um nosokomiale Infektionen zu verhindern und die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen einzudämmen. Besonders bemerkenswert war dabei die Beobachtung einer hoch signifikanten Zunahme von Antibiotika-Resistenz-Determinanten auf den untersuchten Oberflächen der Krankenzimmer. Die Studie der Arbeitsgruppe bildete damit die Grundlage für weitere Studien im Rahmen des KARMIN-Projekts (Bundesministerium für Bildung und Forschung), die verschiedene Reinigungsstrategien zur Prävention nosokomialer Infektionen und zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzgenen untersuchen konnten. Eine der Studien aus dieser Serie (Klassert et al., 2022) wurde unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung in eine Empfehlung der KRINKO (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim RKI) aufgenommen.

Die Rudolf Schülke Stiftung würdigt die Studie auch, da sie als Ausgangspunkt für weitere Forschungsprojekte diente und das Verständnis des Mikrobioms als stabilen Bestandteil der Krankenhausumgebung und potenzielles Reservoir für Antibiotika- Resistenzgene geprägt hat.

Die Studie der Arbeitsgruppe Priv.-Doz. Dr. med. Rasmus Leistner ist international die erste randomisierte, klinische Untersuchung (RCT) mit dem Fokus auf die Vermeidung von Krankenhausinfektionen durch tägliche Umgebungsreinigung auf Normalstationen. Zwei etablierte Reinigungsmittel (seifenbasiert und Desinfektion) wurden mit einer neuen Substanzgruppe, den probiotischen Reinigungsmitteln, verglichen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass alle drei Reinigungsmittel bei der Vermeidung nosokomialer Infektionen auf Normalstationen in gleichem Maße wirksam sind. 

Als Gegebenheiten der Studie und Voraussetzungen sah die Arbeitsgruppe ein vergleichbar niedriges Ausgangsniveau an nosokomialen Infektionen wie in Deutschland, eine Umgebungsreinigung mit hohem Standard (Vermeidung von Cross-Kontamination, Reinigung mit Microfasertüchern, hochqualitative Schulung des Personals) und eine sehr gute Händehygiene-Compliance. 

Probiotische Reinigungsmittel sind bereits weltweit in der Infektionsprävention in Krankenhäusern im Einsatz und besitzen neben dem Infektionsschutz weitere Eigenschaften, die sie für das Gesundheitswesen interessant machen. Hervorzuheben ist die besondere Umweltverträglichkeit und der durch bakterielle Reinigungsmechanismen langanhaltende Reinigungseffekt, insbesondere auch auf Biofilm.

Die Rudolf Schülke Stiftung zeichnete die Studie aus, da sie einen Meilenstein für die Infektionsprävention in Krankenhäusern darstellt. 

Quellen:

1 Klassert TE, Leistner R, Zubiria-Barrera C, Stock M, López M, Neubert R, Driesch D, Gastmeier P, Slevogt H.Bacterial colonization dynamics and antibiotic resistance gene dissemination in the hospital environment after first patient occupancy: a longitudinal metagenetic study. Microbiome 9, 169 (2021). https://doi.org/10.1186/s40168-021-01109-7  

2  Leistner R, Kohlmorgen B, Brodzinski A, Schwab F, Lemke E, Zakonsky G, Gastmeier P. Environmental cleaning to prevent hospital-acquired infections on non-intensive care units: a pragmatic, single-centre, cluster randomized controlled, crossover trial comparing soap-based, disinfection and probiotic cleaning. EClinicalMedicine. 2023 Apr 6;59:101958. doi: 10.1016/j.eclinm.2023.101958. PMID: 37089619; PMCID: PMC10113752.

Kontakt

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