Labor & Diagnostik

Ein potenzieller Zusammenhang zwischen Herz und Hand

24.07.2023 - Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom ist eine schmerzhafte Einklemmung des Mittelhandnervs, kommt in Deutschland sehr häufig vor und ist eine der Hauptursachen für Handoperationen.

Kürzlich kam erstmals die Vermutung auf, dass das Syndrom mit Herzinsuffizienz assoziiert sein könnte. Diese These konnte jetzt mittels einer retrospektiven Kohortenstudie von Prof. Karel Kostev, Leiter der Epidemiologie von IQVIA Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Kardiologen Dr. Mark Luedde (CAU Universität, Kiel) weiter verifiziert werden: Das Risiko für eine neu auftretende Herzinsuffizienz war bei erwachsenen Patienten mit Karpaltunnelsyndrom höher als bei den Syndrom-freien Patienten.

In die Untersuchung, die auf der Disease Analyzer Datenbank von IQVIA beruht, wurden 163 796 anonyme Patienten-Profile aus 1284 Allgemeinarztpraxen eingeschlossen. Die Hälfte der Studienpopulation hatte die Erstdiagnose Karpaltunnelsyndrom bekommen, die andere Hälfte (n = 81 898 TN) nicht. Die patientenbasierte Information wurde für den Zeitraum vom Januar 2005 bis Ende 2021 rückblickend betrachtet und so zusammengefügt, dass es keine Unterschiede bei beiden Kohorten in Bezug auf Alter, Geschlecht und relevante Komorbiditäten gab.

Die Auswertungen zeigten, dass nach 10 Jahren 8,4 % der Patienten mit Karpaltunnelsyndrom und 6,2 % der Patienten ohne solches Syndrom die Diagnose Herzschwäche erhielten. Die Inzidenz lag bei 8,7 Fällen gegenüber 6,1 Fällen pro 1000 Patientenjahren und das Risiko für die Herzschwäche ist bei den Beobachtungsprofilen mit Karpaltunnelsyndrom in der Anamnese um 39 % wahrscheinlicher und steigt mit dem Alter an. Das Potenzial für eine neu auftretende Herzinsuffizienz (HF) ist bei Personen mit Karpaltunnelsyndrom (CTS) also höher als bei Personen ohne diese neuroanatomische Erkrankung.

„Das erfordert Aufmerksamkeit“, erklärt Prof. Kostev

„Herzschwäche geht mit einer hohen Mortalität einher und man weiß, dass ein möglichst früh diagnostiziertes, schwaches Herz, die Prognose im weiteren Behandlungsverlauf begünstigt,“ erläutert Kostev. Doch wie kommt es zu der Assoziation einer entzündlichen Erkrankung in der Hand und der Herzschwäche? Eine mögliche Erklärung könnte ein drittes Krankheitsbild sein, nämlich eine Amyloidose, die fehlerhafte Faltung eines Proteins. In diesem Falle, des Bluteiweißes Transthyretin, welches bei fortschreitendem Krankheitsverlauf nicht mehr aus dem Blut abgebaut werden kann und sich ablagert. Interessanterweise fanden die Forscher bei beiden Kohorten in einer weiteren Analyse, dass bei 0,06 % der Studiengruppe und bei 0,02 % der Kontrollgruppe eine Amyloidose festgestellt wurde. In der Kohorte mit Karpaltunnelsyndrom waren es 47 Patienten, in der Kohorte ohne Syndrom an der Hand waren es 17 Patienten. Karel Kostev: „Statistisch zeigt sich dann weiterhin, dass die Patienten mit Syndrom ein um 80 Prozent erhöhtes Risiko haben, auch eine Amyloidose zu entwickeln. Es könnte also sein, dass das Karpaltunnelsyndrom ein frühes Symptom für die Amyloidose ist. Ähnliches wurde auch in kürzlich vorangegangenen Studien diskutiert. Und da die Transthyretin-Amyloidose als Eiweiß-Ablagerung im Blut ein systemisches Leiden ist, wirkt sie auch auf den Herzmuskel und seine Funktionen im weiteren Krankheitsverlauf ein, Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen sind bei fortschreitender Amyloidose bekannt. Unsere Studie könnte ein erster Hinweis auf Zusammenhänge bei diesen pathologischen Veränderungen und Vorgängen sein.“

Weitere Forschung sollte jetzt folgen und angeregt sein, so der Epidemiologe. In der vorliegenden Untersuchung hätte es nämlich Unsicherheit über den Anteil der patientenbasierten Information bezüglich dem Vorliegen dert Amyloidose gegeben und es konnte keine Ausgewogenheit in den Kohorten hergestellt werden. Weiterhin betont Prof. Kostev, dass nicht jeder Fall mit Karpaltunnelsyndrom mit Amyloidose assoziiert ist und dass nicht jede Amyloidose auch Herzversagen verursacht. Welche Zusammenhänge es gibt, werden die Wissenschaftler nun weiter untersuchen.

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