Aus den Kliniken

Hybrid-OP-Saal am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart

02.07.2010 -

Operieren und den OP-Erfolg ohne Zeitverzögerung kontrollieren, Herzkatheter- und Operationsverfahren nahtlos miteinander verknüpfen - die immer komplexeren Techniken bei minimal-invasiven Eingriffen am Herzen und an den Gefäßen erfordern maximale Flexibilität im OP-Ablauf. Vor diesem Hintergrund gehen neueste Entwicklungen hin zu so genannten Hybrid-OPs, die einen komplett ausgestatteten herzchirurgischen OP-Saal mit einem vollwertigen kardiologischen Herzkatheterlabor vereinen. Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) Stuttgart verfügt nach einer umfangreichen Erweiterung des OP-Bereichs nun über einen solchen Hybrid-OP, ausgestattet mit modernster Angiografie-Technik.

„Mit der Einrichtung eines Hybrid-OP sind wir Vorreiter in der Region Stuttgart, mit seiner technischen Ausstattung sogar in ganz Baden-Württemberg", erklärt Ullrich Hipp, Geschäftsführer des RBK. „Herzchirurgische und kardiologische Behandlung werden eng verzahnt, die Trennung zwischen OP-Saal und Herzkatheterlabor aufgehoben. Dadurch können minimal-invasive Eingriffe mit einem größtmöglichen Sicherheitsgrad durchgeführt und herzchirurgische Notfälle ohne Zeitverzögerung simultan diagnostiziert und therapiert werden - ohne riskanten Transport. Für den Patienten bedeutet dies einen erheblichen Gewinn an Behandlungssicherheit und Schnelligkeit."

Technische Ausstattung
Im Hybrid-OP werden die optimalen technischen Voraussetzungen für sämtliche herz- und gefäßchirurgische Eingriffe vorgehalten. Zusätzlich befindet sich eine hochwertige Angiografieanlage von Siemens im Saal, die durch ihre Einbindung in den OP-Bereich schon während des Eingriffs dreidimensionale Bilder des gesamten Bauchraums und Brustkorbs liefern kann. Dieses so genannte C-Bogen-System mit einem sehr flexiblen C-Arm, der sich um den Patienten bewegen kann, basiert auf der Technik von Industrierobotern - eine Neuheit in der Medizintechnik. Das RBK verfügt damit über den deutschlandweit fünften Hybrid-OP-Saal, der mit diesem Hightech-Angiografie-System ausgestattet ist. Der behandelnde Arzt kann damit aus allen Winkeln um den Patienten Röntgenaufnahmen machen. Zusätzlich lässt sich der OP-Tisch je nach Notwendigkeit drehen und kippen, ohne dass dies Auswirkungen auf die Bildgebung hat. Dem Operateur eröffnen sich dadurch bessere Möglichkeiten bei der Durchführung der Operation.

„Der Hybrid-OP ist ein gutes Beispiel für einen aktuellen Trend in der Medizintechnik: Im Rahmen der neuen minimal-invasiven Verfahren wachsen Bildgebung und Therapie immer mehr zusammen. Mit Hilfe hochwertiger Bildgebungsverfahren lassen sich Anatomie und Funktion der Organe genau abbilden. Dies verbessert die chirurgische Präzision beim Eingriff. Die behandelnden Ärzte arbeiten immer weniger am geöffneten Körper, sondern therapieren zunehmend, zum Beispiel mit Hilfe von Kathetern, über kleine Einschnitte", erläutert Dr. Bernd Montag, CEO Imaging & IT, Siemens Healthcare. „Wir freuen uns sehr, dass sich das Robert-Bosch-Krankenhaus für uns als Partner entschieden hat."

Anwendungsgebiete
„Hauptanwendungsgebiet des Hybrid-OP ist der schonende Ersatz von Herzklappen durch so genannte Stentprothesen, ein Verfahren, bei dem der Eingriff über einen kleinen Schnitt in die Brust oder durch die Leistenarterie am schlagenden Herzen durchgeführt wird", erläutert Prof. Dr. Udo Sechtem, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie am RBK. „Zuvor wird die verkalkte alte Herzklappe ‚gesprengt', die neue Klappe ersetzt dann die alte." Das OP-Risiko wird dabei durch die unmittelbare Zusammenarbeit von Herzchirurgen und Kardiologen auf ein Minimum reduziert: Im Falle von Komplikationen beim Katheterverfahren ist der Operateur direkt vor Ort, so dass der Patient nicht erst vom Herzkatheterlabor in den OP-Saal gebracht werden muss. Umgekehrt kann bei einem möglichen Verschluss einer Koronararterie durch eine Klappenprothese der Kardiologe unmittelbar eingreifen, um das Gefäß wieder zu eröffnen.

„Voraussetzung für den Eingriff sind hochwertige Angiografieaufnahmen, die während der Operation den Kurs der Katheter sowie die Positionierung der neuen Herzklappe exakt darstellen", erklärt Priv.-Doz. Dr. Ulrich Franke, Chefarzt der Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie am RBK. „Je kleiner und schonender die Eingriffe sind, desto umfangreichere Hilfsmittel benötigen wir, um die fehlende direkte Sicht durch bildgebende Verfahren wie die Angiografie zu ersetzen."

Ähnliche Vorteile bietet der Hybrid-OP auch für minimal-invasive Mitralklappen-OPs, bei denen die OP-Anlage mit Endoskopen gekoppelt wird und für den Eingriff die perfekte Bildgebung liefert. „Die ideale Umgebung bildet der Hybrid-OP darüber hinaus für Stentimplantationen in die Bauch- oder Brustaorta", so Dr. Franke weiter. „Diese Eingriffe führen Gefäßchirurg und Radiologe üblicherweise in einem Angiografieraum gemeinsam durch. Als ein eigentlicher Diagnostikbereich sind dort die Voraussetzungen für solche Operationen aber nicht immer optimal." Geplant sind darüber hinaus Kombinationen aus minimal-invasiven Herzklappen-OPs und kardiologischer Koronarrevaskularisation mittels Dilatation oder Stent.

Simultane Kontrolle
Anders als bei der üblichen Trennung zwischen OP-Saal und Herzkatheterlabor kann im Hybrid-OP simultan zum Eingriff die kontrollierende Diagnostik durchgeführt werden. Während der Patient mitunter nach der Operation in einem getrennten Herzkatheterlabor untersucht werden muss und möglicherweise eine zweite OP nötig wird, kann nun im Falle von Komplikationen unmittelbar im Anschluss an die Operation das OP-Ergebnis überprüft und gegebenenfalls direkt korrigiert werden.

„Nicht nur in der Herz- und Gefäßchirurgie, sondern in allen chirurgischen Disziplinen entwickeln sich die minimal-invasiven Verfahren rasant weiter", so der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Mark Dominik Alscher. „Im RBK arbeiten sämtliche Abteilungen unserer medizinischen Zentren intensiv daran, Eingriffe mit Hilfe von minimal-invasiven Methoden immer schonender für die Patienten zu gestalten. Mit dem neuen Hybrid-OP können wir künftig das maximale Spektrum minimal-invasiver Herzoperationen anbieten und die Position des RBK als Kompetenzzentrum für minimal-invasive Chirurgie nachhaltig stärken."

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