Aus den Kliniken

Krebstherapie: Klinische Studie testet Sicherheit von Parvoviren bei bösartigem Hirntumor

15.11.2011 -

Krebstherapie: Eine klinische Studie an der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg hat die Zielsetzung, die Sicherheit von Parvoviren bei der Behandlung bösartiger Hirntumoren zu untersuchen. Dazu werden erstmals in Deutschland Krebspatienten mit vermehrungsfähigen, die Krebszellen zerstörenden (onkoloytischen) Viren behandelt.

Die klinische Studie der Phase I/IIa, für die ausschließlich Patienten mit einem Glioblastom-Rezidiv in Frage kommen, untersucht die Sicherheit der Virus-Therapie und hofft auf erste Hinweise für eine Wirksamkeit. Zum Einsatz kommen Parvoviren: Diese können Krebszellen befallen und zerstören; eine schädliche Wirkung beim Menschen ist nicht bekannt. Die klinische Studie baut auf den umfangreichen Grundlagenarbeiten einer Forschergruppe im Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg auf. Die Entwicklung des innovativen Behandlungsverfahrens bis zur klinischen Anwendung wurde in Zusammenarbeit mit der Firma Oryx GmbH & Co KG ermöglicht.

Das Glioblastom - der bei Erwachsenen häufigste bösartige Primärtumor im Gehirn - ist sehr aggressiv und wächst schnell. Jedes Jahr erkranken in Deutschland ca. 3.500 Menschen daran. Obwohl der Tumor operativ sowie mit Bestrahlung und Chemotherapie behandelt wird, liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei unter fünf Prozent. "Von dem erstmals am Menschen getesteten Therapieansatz erhoffen wir uns eine Verbesserung der Überlebenschancen", erklärt Professor Dr. Andreas Unterberg, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg.

Viren werden pro Patient zweimal verabreicht

In die Studie werden nur Patienten eingeschlossen, die an einem Glioblastom-Rezidiv - also einem nach Erstbehandlung erneut aufgetretenen Tumor - leiden, das operiert werden kann. Die erste Verabreichung der Parvoviren erfolgt zehn Tage vor der Rezidiv-Operation. Es kommen zwei Verfahren in Frage: "Entweder injizieren wir zuerst die Viren lokal über einen stereotaktischen Eingriff in den Tumor, oder der Patient erhält die Therapie zu Beginn systemisch über die Vene", erklärt Dr. Karsten Geletneky, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik und Prüfarzt der klinischen Studie. Nach zehn Tagen wird dann der Tumor chirurgisch entfernt und der Patient bekommt die Viren erneut verabreicht - jetzt aber direkt in den Bereich um das entfernte krankhafte Gewebe herum.

Aufgrund hoher Auflagen der Zulassungsbehörde und der Ethikkommission - diese prüfen jedes Forschungsvorhaben in Deutschland vorab aus ethischer, rechtlicher und sozialer Sicht - darf der nächste Patient erst behandelt werden, wenn der Patient zuvor die Therapie gut überstanden hat. So vergehen zwischen zwei Behandlungen vier Wochen. Der erste Patient, der mit den Parvoviren infiziert wurde, hat die Therapie sehr gut überstanden und wurde mittlerweile aus dem Klinikum entlassen. Insgesamt sollen in den kommenden eineinhalb Jahren noch 17 weitere Patienten im Rahmen der Studie behandelt werden.

Wirksamkeit der Viren wird erst später erforscht

"Erst wenn die Sicherheit der Therapie nachgewiesen ist, wird es in einer zweiten Phase darum gehen, die Wirksamkeit eingehend zu erforschen", dämpft Professor Unterberg allzu große Erwartungen betroffener Patienten. "Natürlich hoffen wir, dass die Therapie die Überlebenszeit von Glioblastom-Patienten erhöht", so der Neurochirurg weiter, "bis man verlässliche Aussagen darüber treffen kann, wird es noch einige Jahre dauern."

Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) um Prof. Jean Rommelaere erforschen bereits seit 1992 Parvoviren mit dem Ziel, eine Therapie gegen gefährliche Hirntumoren zu entwickeln. Zusammen mit Dr. Karsten Geletneky zeigten sie, dass sich fortgeschrittene Glioblastome bei Versuchstieren nach einer Behandlung mit Parvoviren vollständig zurückbildeten und die Tiere signifikant länger überlebten als unbehandelte Artgenossen.

 

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