Aus den Kliniken

MHH: Kein höheres Covid-19-Risiko wegen künstlicher Befruchtung

27.05.2022 - Infizieren sich Schwangere mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, erkranken sie im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen häufiger schwer an Covid-19. Werdende Mütter müssen daher mit höherer Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden.

Außerdem steigt das Risiko für Früh- und Totgeburten sowie für Komplikationen bei den Neugeborenen, die infolgedessen auf einer neonatologischen Intensivstation betreut werden müssen. Die Art der Empfängnis – ob auf natürlichem Wege oder mit medizinischer Unterstützung – spielt dabei aber offenbar keine Rolle. Das hat eine Untersuchung unter der Leitung von Professorin Dr. Frauke von Versen-Höynck, Oberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) am Campus Kiel ergeben. Die Ergebnisse der multizentrischen Studie sind jetzt im American Journal of Obstetrics and Gynecology veröffentlicht, einem der weltweit wichtigsten Fachmagazine in der Frauenheilkunde.

CRONOS-Register als Datenbasis

Für die Studie haben die Forschenden Schwangerschaftsverläufe von 1485 SARS CoV 2 positiven werdenden Müttern aus rund 100 deutschen Geburtskliniken deutschlandweit verglichen. Die Daten stammen aus dem sogenannten CRONOS-Register zur Bewertung des Risikos einer Corona-Infektion für Schwangere und deren Neugeborene. Beobachtet wurden dabei in der Klinik positiv getestete Patientinnen, die während ihrer Schwangerschaft vorstellig wurden – vom Verlauf des Wochenbetts bis sechs Wochen nach der Geburt. „Seit Beginn der Pandemie sehen wir eine große Verunsicherung bei Frauen, die auf die Hilfe der Reproduktionsmedizin angewiesen sind, um schwanger zu werden“, sagt Professorin von Versen-Höynck, Leiterin der Arbeitsgruppe Reproduktionsmedizin und Molekulare Perinatologie an der MHH-Frauenklinik. „Wir haben uns in dieser Untersuchung daher gefragt, ob für diese Frauen bei einer Coronavirus-Infektion ein zusätzlich erhöhtes Risiko im Vergleich zu den Schwangerschaften nach spontaner Empfängnis besteht.“

Höheres Risiko für Komplikationen hat andere Ursachen

Um diesen speziellen Fokus setzen zu können, mussten die fertigen Datentabellen aus dem Cronos-Register zunächst aufwändig bearbeitet werden. Die dafür notwendigen Programmcodes hat Dr. Yvonne Ziert entwickelt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MHH-Institut für Biometrie und Erstautorin der Studie. „Das Besondere an diesem Projekt war für mich die sehr engmaschige Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten“, berichtet die Wissenschaftlerin. „Sie haben die medizinischen Hypothesen geliefert, und ich habe die Daten so aufbereitet, dass diese präzise beantwortet werden konnten.“ Das Ergebnis: Zwar ist das Risiko für geburtshilfliche und neonatale Komplikationen bei Schwangerschaften nach medizinisch unterstützter Empfängnis höher. „Das liegt jedoch an entsprechenden Vorerkrankungen wie Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck, einem höheren Alter der Schwangeren oder Mehrlingsschwangerschaften, wie sie vor allem bei dieser Gruppe von werdenden Müttern zu finden sind“, betont Professorin von Versen-Höynck. Die Art der Empfängnis sei jedoch kein Risikofaktor für einen schweren COVID-Verlauf.

Einfluss der Impfung noch unklar

Als nächstes möchte sich das Forschungsteam mit dem Einfluss von Impfungen beschäftigen. „Die Daten stammen noch aus der ersten Pandemiephase, als es noch keine Impfempfehlung für Schwangere gab“, erklärt die Oberärztin. Im Cronos-Register befinden sich aber mittlerweile schon die Daten von mehr als 1000 geimpften werdenden Müttern. „Es steht zu erwarten, dass die Prognosen für diese Frauen weitaus günstiger sind“, vermutet sie. Aber schon jetzt steht fest: Für die Kinderwunschkliniken kann auch in Pandemiezeiten Entwarnung gegeben werden.

Stichwort CRONOS: Die CRONOS-Register-Studie wurde vom Forschungsnetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM) unter der Leitung von Professor Dr. Ulrich Pecks (UKSH, Campus Kiel) und Professor Dr. Mario Rüdiger (Uniklinik Dresden) initiiert. Damit sollen die Auswirkungen einer SARS CoV 2 Infektion auf die Gesundheit von Müttern und ihren Neugeborenen erforscht werden. Mit den in Deutschland gewonnenen Daten will die DGPM Ärztinnen und Ärzten eine Grundlage zur Behandlung und Beratung betroffener Patientinnen geben.

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