Gesundheitspolitik

M&K: Erfolgreiche Online-Panel Discussion zum KHZG

05.05.2021 - Experten diskutieren Chancen und Risiken des Krankenhauszukunftgesetzes.

In der Online-Panel Discussion am 21. April, 10 Uhr,  begrüßt Ulrike Hoffrichter, Chefredakteurin Management & Krankenhaus, Experten rund um das Krankenhauszukunftsgesetz. Die hohe Zahl - 175 Teilnehmer - zeigt, dass der erhoffte Digitalisierungsschub vielen Einrichtungen auf der Seele brennt.

Moderator Anton Dörig, Speaker, Experte & Advisor, balanciert die vielseitigen Perspektiven der Redner und begleitet durch das abwechslungsreiche Programm.

Ziel des KHZG ist es, Kliniken mit Blick auf die stationäre Versorgung zu modernisieren. Zudem soll ein bundesweiter Digitalisierungsstandard einen höheren Grad der Vernetzung und eine verbesserte Versorgung der Patienten fördern. Es trat im September letzten Jahres in Kraft. Förderanträge der Kliniken müssen bis 31. Dezember eingegangen sein. Falls bewilligt, haben Häuser bis Ende 2025 Zeit, um die Maßnahmen abzuschließen. Ein Wermutstropfen für Vordenker: Wer vor September 2021 schon innovativ war, gilt mit diesen Maßnahmen als nicht förderwürdig.

Prof. Dr. Christoph Rasche, humanwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam, betont in der Medizin das Management- wie auch das Versorgungsfeld; beides eng verwoben. Die medizinische Wertschöpfungskette würde von Digitalisierung profitieren und innovative Geschäftsmodelle antreiben. Die Situation lockte Anbieter auf den Plan. „Digital Tycoons“ wie Amazon und Facebook stünden in den Startlöchern, um in Deutschland Kunden zu gewinnen – disruptive Akzente inklusive.

Die rechtliche Komplexität unterstreicht Dr. Roland Wiring, Rechtsanwalt und Partner der Wirtschaftskanzlei CMS. Ein strikter rechtlicher Rahmen zu Vergabe- und Vertragsrecht fordert von den Krankenhäusern fachfremde Expertise. Rechtsverstöße als lässliche Sünden zu betrachten, unterschätzt die Folgen, die in Rückforderungen oder strafrechtlichen Konsequenzen liegen würden. Zudem stellt die Gesetzgebung hohe Anforderungen an den Datenschutz. Dabei sei es bereits kritisch, wenn bei externen Dienstleistern die Server außerhalb der EU stehen.

Das KHZG zielt auf funktionierende Prozesse für eine verbesserte sektorenübergreifende Zusammenarbeit, was wiederum zu mehr Zeit für Patienten führen soll. Diese Vorteile sieht Chris Schiller, Geschäftsführer Pflegeplatzmanager. Für ihn zählen auch angrenzende Dienstleister und Einrichtungen zu den Akteuren. Akzeptanz und der Wille sich den Innovationen konstruktiv zuzuwenden würden entstehen, wenn alle Akteure in einem aktiven Netzwerk involviert seien. Dieses dürfe Digitalisierung nicht als Selbstzweck, sondern als Werkzeug für das Optimieren der Abläufe einsetzen.

Als Vertreter der Medizintechnik-Hersteller plädiert Gerrit Schick von Philips dafür, die Fördermöglichkeiten einzusetzen, wo auch wirklich der Schuh drückt. Für ihn gilt es, seine Kunden beim Umsetzen der Digitalisierung in klinische Prozesse zu begleiten und damit den erhofften Nutzen zu erzielen. Die Wahl des richtigen Partners, ob größeres oder kleineres Haus, ob standardisierte oder individuelle Produktlösungen, basiere auf einer klar umrissenen Unternehmensstrategie. Nur wer über konkrete Richtung verfügt, würde die erforderliche Unterstützung identifizieren.

Analyse und Strategie erwähnt auch Gerhard Ertl, Chief Information Officer  am Klinikum Darmstadt. Der Mittelfluss über das KHZG fordere die Kliniken, Gelder sinnvoll in Abläufe zu integrieren und sie anzupassen. Angesichts der sachlichen Komplexität ist ein differenzierter Blick auf die Ziele erforderlich, um mit den Mitteln den Schritt tatsächlich nach vorne zu setzen. Dafür seien auch Zeitpuffer nötig, denn z.B. Pflegedienst-Managementsysteme benötigten mehr als 12 Monate des Umsetzens. Um die Mammutaufgabe zu bewältigen, empfiehlt er die Funktion des Chief Information Officers.

Prof. Dr. Alexander Alscher, Gründer und Geschäftsführer von Samedi, vergleicht die erhofften Einnahmen und die mit der Digitalisierung verbundenen Kosten. Diese enthalten neben Anschaffung und Implementierung auch nachfolgende Posten wie Fortbildung und Weiterentwicklung der Tools. Auf der positiven Seite verbucht er sowohl operative Effizienzfaktoren wie auch Einnahmen aus Geschäftsmodellen, die sich über die Digitalisierung öffnen.
Außerdem böten sich zusätzliche Quellen, wenn Häuser dank der digitalen Instrumente überregional aktiv sein würden.

Fazit
Heißt das, dass sich mit dem KHZG fehlende Finanzen, knappe Zeit für Patienten und erschöpfte Mitarbeite in Wohlgefallen auflösen? Vorteile wie Effizienzsteigerung und verbessertes Schnittstellenmanagement sind rasch aufgezählt. Im Hintergrund gilt es, die digitalen Innovationen umweltverträglich mit bestehenden Abläufen zu harmonisieren. Die Stimmen mehren sich, dass durchaus die Gefahr besteht, in Komplexität zu versinken. Jedoch, wer seine Prozesse im Griff hat, Strukturen analysiert und seine medizinischen wie auch wirtschaftlichen Ziele im Schlaf aufsagt, sprich: wer mit einer belastbaren Strategie arbeitet, der hat die Chance ruhigen Blutes von der Förderung zu profitieren.

Autorin: Claudia Schneebauer, Tuttlingen

 

Die Aufzeichnung finden Sie hier:

Eine zweite Panel Discussion zum Thema Krankenhauszukunftsgesetz wird auf der virtuellen Messe Wiley Industry Days, die vom 7. bis 9. Juni stattfindet, folgen. https://wileyindustrydays.com/

 

Kontakt

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