Personalia

Neuer Leitlinienbeauftragter für Altersmedizin

01.06.2023 - Neuer Leitlinienbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist Dr. Klaus Friedrich Becher, Chefarzt der Allgemeinen und Geriatrischen Rehabilitation an der Klinik Wartenberg in Oberbayern. Er übernimmt diese Aufgabe zusätzlich zu seiner Funktion als DGG-Beauftragter der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF).

„Als zentraler Ansprechpartner übernehme ich eine Schnittstellenfunktion, damit wir uns in Zukunft noch gezielter und effizienter mit geriatrischen Themen in die Leitlinienarbeit einbringen können. Insbesondere junge Kolleginnen und Kollegen will ich dazu ermutigen. Wer Interesse an dieser wissenschaftlichen Arbeit hat und Unterstützung benötigt, kann sich ab sofort bei mir melden“, sagt Becher. Was er genau vorhat, welche Herausforderungen und Chancen er sieht, darüber spricht er im Interview.

Herr Dr. Becher, zu welchen Fragen könnten aktive Geriaterinnen und Geriater den Kontakt zu Ihnen als Leitlinienbeauftragten suchen?

Im Grund zu allen relevanten Fragestellungen und in allen Phasen der wissenschaftlichen Leitlinienarbeit. Also von der ersten Idee bis zur Umsetzung eines neuen Leitlinienprojektes. So helfe ich auch bei Fragen zu Regelwerken und unterstütze bei der Kontaktaufnahme zu Mitarbeitern anderer Fachgesellschaften, die sich gerne an DGG-eigenen Leitlinien beteiligen wollen. Die Autoren sollen sich auf das wissenschaftliche Arbeiten konzentrieren und von abschreckender Verwaltungsarbeit entlastet werden.

Wie können die Leitlinien-Autorinnen wie -Autoren aus Ihrer Sicht weiter unterstützt werden?

Insbesondere Nachwuchswissenschaftler, die bisher noch keine oder wenig Erfahrung mit der Erstellung von Leitlinien haben, kann ich bei formalen Prozessen unterstützen. Zum Beispiel bei der notwendigen Registrierung eines Projektes oder bei der Erfassung und Beratung zu Fragen um Leitlinienentwicklungen oder die Regeln der AWMF. Ich übernehme aber auch die Koordination der Mitarbeit von erfahrenen DGG-Mitgliedern an Nationalen Versorgungsleitlinien und an Leitlinienentwicklungen innerhalb sowie außerhalb unserer Fachgesellschaft.

Wie binden Sie andere Fachgesellschaften in Ihre Aktivitäten ein?

Als Geriater bin ich es schon immer gewohnt, interdisziplinär zu arbeiten – und so pflege ich auch über mein gut 35-jähriges Berufsleben hinweg den intensiven Austausch zu Mitgliedern anderer Fachgesellschaften. Diese Vernetzung wird mir helfen, Leitlinien-Autoren anderer Fachgesellschaften von der Relevanz geriatrischer Aspekte zu überzeugen. Und so bin ich natürlich auch Ansprechpartner für fremde Fachgesellschaften, die unsere Mitarbeit an neuen Leitlinien oder an Updates bereits bestehender Publikationen anfragen.

Welche konkreten Ziele haben Sie sich für die kommenden zwölf Monate gesetzt?

Ich will einmal strukturiert erfassen, welche Mitglieder der DGG bereits jetzt an Nationalen Versorgungsleitlinien, an Leitlinien der DGG oder eben auch Projekten anderer Fachgesellschaften mitwirken. Ganz egal, ob in leitender Funktion, koordinierend oder als reiner Autor. Darüber hinaus will ich ein kontinuierliches Monitoring des aktuellen Standes von Leitlinien-Projekten innerhalb der DGG und bei anderen Fachgesellschaften mit Beteiligung von DGG-Mitgliedern einführen. Zudem will ich insbesondere bei unseren aktiven Arbeitsgruppen-Mitgliedern für eine Mitarbeit an Leitlinien-Projekten werben und diese beratend unterstützen.

Nun sind Sie auch AWMF-Beauftragter der DGG. Welche Rolle spielt diese Verzahnung?

Für mich ist das in Personalunion die sinnvolle Verbindung von zwei Aufgaben, da das umfangreiche Regelwerk der AWMF zur Erstellung von Leitlinien wichtig für sämtliche Projekte ist. Als AWMF-Beauftragter nehme ich aber auch zweimal im Jahr an den Mitgliederversammlungen teil – zuletzt im Mai in Frankfurt am Main. Diese Versammlungen haben für uns als Mitglied zunächst einen hohen Informationsgehalt, da inzwischen mehr als 180 Mitglieder von Fachgesellschaften und wissenschaftlichen Organisationen eine Vielzahl von Themen und Aufgaben in sogenannten Ad-hoc-Arbeitsgruppen abdecken. Hier geht es dann nicht mehr nur um die Leitlinienarbeit – auch im europäischen Kontext –, sondern auch um Fragen der Weiterbildungsordnung, der Approbationsordnung, der Krankenhausreform oder auch um die Fragen der Staatsexamina. Die Neuigkeiten aus den AWMF-Versammlungen berichte ich dann direkt an den DGG-Vorstand.

In welchen Bereichen sollten sich Geriaterinnen und Geriater verstärkt an Leitlinien beteiligen?

Das Gute ist: Schon jetzt bringen DGG-Mitglieder ihr Know-how in mehr als 70 Leitlinien ein. Das ist enorm für unser Fach. Auffallend ist für mich auf den ersten Blick dennoch, dass bei onkologischen und bestimmten chirurgischen Leitlinien – mit Ausnahme der Unfallchirurgie und Alterstraumatologie – anscheinend nur wenige Geriater beteiligt sind. Dies lässt sich bei einzelnen Projekten bestimmt entwickeln.

Welche Herausforderungen und zugleich Chancen sehen Sie hier?

Die größte Herausforderung ist sicherlich, interessierte DGG-Mitglieder zu finden, die Freude und Zeit an der Leitlinienarbeit haben – und dies neben ihrer allgemeinen Arbeit in der Klinik oder der Praxis. Motivierend kann natürlich sein, dass hier eine sehr wichtige Aufgabe wahrgenommen wird, die letztendlich bei der täglichen Arbeit und somit den hochaltrigen Patientinnen wie Patienten helfen kann. Als große Chance erkenne ich hier, dass wir auf diese Weise relevante Inhalte und Ziele der Altersmedizin auf wissenschaftlicher Ebene bearbeiten und schlussendlich in den Arbeitsalltag transportieren können. Das heißt konkret: Wir können andere Fachgesellschaften sowie Kolleginnen und Kollegen für die Fragen und Bedürfnisse hochbetagter multimorbider Menschen sensibilisieren und diese in Leitlinien integrieren. Hieraus können neue Fragestellungen entstehen oder unter Umständen auch alte Zöpfe abgeschnitten werden.

Wie motivieren Sie insbesondere Nachwuchswissenschaftler, sich an der Leitlinien-Arbeit zu beteiligen?

Darauf gibt es leider keine einfache Antwort, da die individuellen Ausgangssituationen ganz unterschiedlich sind. Die Leitlinien-Arbeit beginnt oft zunächst mit der Motivation und Neugierde, sich in einer Arbeitsgruppe der DGG einem bestimmten altersmedizinischen Thema zu widmen. Andere Interessierte stoßen über die Arbeit in der eigenen Klinik oder Praxis auf komplexere Fragestellungen zur Diagnostik und Therapie bei älteren multimorbiden Menschen – und wollen dann selbst passende Lösungen finden. Wichtig ist, sich immer wieder einmal Fragen zu stellen. Warum passen manche Behandlungsschemata nicht? Warum ist der Therapieverlauf bei unseren Großeltern oder Eltern so und nicht anders? Fakt ist: Bei der Leitlinien-Arbeit lernt man viele neue Kolleginnen und Kollegen kennen, die anhand einer gemeinsamen Fragestellung passende Lösungen oder Empfehlungen erarbeiten möchten. Das gemeinsame Interesse verbindet und begleitet einen ein Berufsleben lang. Leitlinien-Autoren schauen sprichwörtlich über den eigenen wissenschaftlichen Tellerrand hinaus. Dabei entwickelt man nicht nur mehr Beachtung für das Gebiet der Altersmedizin, sondern insbesondere auch für die eigene Zukunft. Und das ist eine hervorragende Motivation.

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e. V.

Kunibertskloster 11–13
50668 Köln

+49 221/1629-2350

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