Aus den Kliniken

Patienten meiden in der Corona-Krise aus Angst die Notaufnahmen

17.04.2020 -

Akut-Kranke mit Schlaganfall-Symptomen glauben, die Kliniken seien mit Corona-Infektionen ausgelastet. Doch das stimmt nicht.

Die Klinik für Neurologie im Klinikum Kaufbeuren, in der unter anderem Schlaganfall-Patienten versorgt werden, verzeichnet derzeit einen deutlichen Rückgang von Patienten. „Viele Leute trauen sich offenkundig nicht mehr ins Krankenhaus. Zum einen, weil sie glauben, wir seien nicht mehr aufnahmebereit, zum anderen, weil sie befürchten, sie würden sich infizieren“, sagt Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Martin Hecht. Beides sei jedoch unbegründet. „Auch in Corona-Zeiten dürfen Menschen mit Anzeichen zum Beispiel auf Schlaganfall notwendige Behandlungen keinesfalls aufschieben. Dadurch können bleibende Defizite und gesundheitliche Folgeschäden entstehen, die vermeidbar wären“, warnt Prof. Hecht.

Der Trend, dass dringend behandlungsbedürftige Menschen eher zu Hause bleiben, sei kein Phänomen des Landkreises Ostallgäus, sondern bayern- und deutschlandweit zu beobachten, so der Ärztliche Direktor. So hat als erste Klinik die Berliner Charité bereits im März auf die Problematik hingewiesen. Als Vorsitzender der neurologischen Chefarztkonferenz in Bayern, zu der 41 Kliniken gehören, ist er in ständigem Kontakt mit seinen Kollegen. „Auch Privatdozent Dr. Marcus Koller, mein Kollege aus der Kardiologie im Kaufbeurer Klinikum, berichtet das für die Herzinfarkte: Wir alle haben deutlich weniger Patientinnen und Patienten, was durch die Corona-bedingte Lebensumstellung der Bürger alleine überhaupt nicht nachvollziehbar ist“, sagt Prof. Hecht. Der Chefarzt spricht von einem Rückgang in der Belegung um die Hälfte in seiner Klinik. In der Schlaganfall-Spezialeinheit „Stroke Unit“ befand sich vor wenigen Tagen nur ein Patient. Sonst werden dort in Spitzenzeiten acht Patienten versorgt.

Um Covid-19-Patienten von „normalen“ Notfall-Patienten zu separieren, haben die Krankenhäuser Abschnitte gebildet und die einzelnen Bereiche strikt voneinander getrennt. So gibt es im Klinikum Kaufbeuren von der Aufnahme im Notfallzentrum bis zu den Stationen zwei „Straßen“: eine für Corona-Patienten, die andere für die „üblichen Notfälle“, die Corona-frei ist. Hecht: „So wird sichergestellt, dass wir die Aufgaben der – normalen -  Patientenversorgung wahrnehmen können.“

Die Klinik für Neurologie im Klinikum gehört von der Trägerschaft besehen zum benachbarten Bezirkskrankenhaus (BKH), ist aber integraler Bestandteil des Klinikums Kaufbeuren. Dort werden neben Schlaganfällen epileptische Anfälle, unklare Bewusstseinsstörungen, MS-Schübe, heftige Kopfschmerzen sowie akute Schwindel- und schwere Migräneattacken behandelt. „So etwas gehört abgeklärt. Betroffene sollen sich trotz Corona-Krise nicht scheuen, den Rettungsdienst unter der Nummer 112 zu rufen oder die KV-Notdienstpraxis zu kontaktieren“, appelliert Prof. Hecht. Für Menschen, denen beispielsweise plötzlich eine Hand herunterfällt, die Lähmungserscheinungen im Gesicht bekommen, nicht mehr sprechen können oder unter heftigen Brustschmerzen klagen, sei die ausbleibende Behandlung möglicherweise weitaus gefährlicher als die verhältnismäßig geringe Wahrscheinlichkeit, sich irgendwo mit dem Coronavirus zu infizieren. So vernünftig es auch sei, derzeit das Gesundheitswesen nicht mit unnötigen Behandlungen zu belasten, umso wichtiger sei es auf der anderen Seite, wichtige Behandlungen nicht aufzuschieben, sagt der Klinikchef.

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