Auszeichnungen

Robert-Koch-Preis 2022 für Philip Felgner und Drew Weissman

17.05.2022 - Der Robert-Koch-Preis 2022 wird an Philip Felgner und Drew Weissman vergeben. Die beiden US-amerikanischen Wissenschaftler werden für grundlegende Beiträge zum Transfer von Nukleinsäuren in Zellen ausgezeichnet – eine zukunftsweisende Technologie für den Einsatz bei Infektionskrankheiten, aber auch in der Gentherapie und bei der Behandlung von Krebs. So haben mRNA-Impfstoffe entscheidend zur Bewältigung der Corona-Pandemie beigetragen. Die Verleihung des Preises findet am 11. November 2022 in Berlin statt.

„Wenn in der Öffentlichkeit von sensationellen Entwicklungen gesprochen wird, die Tausenden und gar Millionen Menschen das Leben retten, blicken Wissenschaftler bereits auf viele lange Jahre der Forschung, der unermüdlichen und geduldigen Arbeit und nicht selten auf Hindernisse und Umwege zurück, bevor sie ans Ziel gelangt sind“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Plischke, Vorsitzender der Robert-Koch-Stiftung. „Wir zeichnen daher in diesem Jahr zwei Wissenschaftler aus, deren bahnbrechende Arbeit derzeit ganz aktuell einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von Impfstoffen hat – und wollen gleichzeitig ein Zeichen setzen, dass neben der Bekämpfung der Corona-Pandemie die Forschung an Impfstoffen auch den Weg dafür ebnet, Menschen vor anderen Krankheiten zu schützen.“

Prof. Dr. Andreas Radbruch, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Robert-Koch-Stiftung, fügt hinzu: „Wir ehren mit Philip Felgner und Drew Weissman zwei Wissenschaftler, die den medizinischen Einsatz von den biologischen Informationsträgern, den Nukleinsäuren, erst ermöglicht haben. Sie haben Methoden entwickelt, um diese ‚Boten’ in Zellen einzuführen, und um die natürliche Abwehrreaktion der Zellen zu verhindern.“

Die Preisträger des Robert-Koch-Preises 2022:

Dr. Philip Felgner ist Direktor der University of California, USA, des Irvine Vaccine Research and Development Center und der Protein Microarray Laboratory and Training Facility. Seine Forschungsgebiete sind der Aufbau und die Funktion von Zellmembranen, die Ordnung in der Zelle schaffen, und die Frage, wie man Substanzen in die Zellen einschleusen kann.

Philip Felgner wird für die Entwicklung der Lipofektion mit dem Robert-Koch-Preis 2022 ausgezeichnet, einer Technologie, bei der Wirkstoffe in sogenannte Liposomen verpackt werden, also mit einer Membran umgeben, die der Zellmembran ähnelt. Bei Kontakt mit einer Zelle fusionieren die Membranen des Liposoms und der Zelle. So wird der Wirkstoff in die Zelle eingeschleust. Bereits 1989 hat Philip Felgner auf diese Weise erfolgreich Nukleinsäuren in Zellen eingeschleust, und gezeigt, dass die Zellen dann auch die Proteine herstellen, deren Baupläne die Nukleinsäuren kodieren. Die Liposomentechnologie ist nicht nur die Grundlage der modernen mRNA-Impfstoffe, sie findet breite Anwendung in der Grundlagenforschung und ist eine Schlüsseltechnologie der Medizin, um Wirkstoffe in Zellen einzuschleusen.

Prof. Dr. Drew Weissman ist Professor für Medizin an der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania, USA. Er ist ein Pionier auf dem Gebiet der mRNA-Therapien.

Schleust man Nukleinsäuren in Zellen ein, werden sie von den Zellen als fremd erkannt und die Zellen reagieren wie bei einer Infektion mit einem Virus. Zusammen mit Katalin Karikó, die in diesem Jahr mit dem Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis ausgezeichnet wurde, gelang es Drew Weissman, mRNA so zu verändern, dass sie von den Zellen nicht mehr als fremd erkannt wird, und deshalb auch keine Abwehrreaktion mehr auslöst. Dabei werden bestimmte natürliche Bausteine der Nukleinsäuren durch unkonventionelle Bausteine ersetzt. Diese Entwicklung ermöglichte erst den breiten Einsatz der mRNA-Impfstoffe, weil sie die Nebenwirkungen akzeptabel machte.

Philip Felgner und Drew Weismann werden gemeinsam mit dem mit 120.000 Euro dotierten Robert-Koch-Preis 2022 ausgezeichnet.

Robert-Koch-Medaille in Gold

Prof. Dr. Jörg Hacker hat sein Leben in herausragender Weise der Wissenschaft und der Wissenschaftsförderung gewidmet und wird mit der Robert-Koch-Medaille in Gold für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Jörg Hacker ist „nicht nur ein herausragender Wissenschaftler“, sagte die damalige Bundesministerin für Gesundheit, Ulla Schmidt, 2008 über ihn. „Er versteht es, andere an seinen Erkenntnissen teilhaben zu lassen und Wissenschaft so zu vermitteln, dass die Menschen außerhalb seines Fachgebiets ihn verstehen.“

Jörg Hacker ist ein Pionier der molekularen Infektionsforschung. 1983 beschrieb er die sogenannten „pathogenicity islands“ von Bakterien, genetische Elemente, die mehrere Gene enthalten, die z.B. bei uns in koordinierter Weise eine Krankheit auslösen können. Diese genetischen Elemente sind nur locker im Genom der Bakterien verankert, oder sie werden sogar getrennt davon weitergegeben. Sie können leicht zwischen Bakterien ausgetauscht werden. So können sich harmlose Bakterien sehr schnell zu gefährlichen Krankheitserregern entwickeln. Oder Bakterien können Gene austauschen, die sie gegen Antibiotika resistent machen. Durch seine Forschung hat Jörg Hacker entscheidend zum Verständnis der Evolution von mikrobiellen Krankheitserregern beigetragen.

Nach dem Studium in Halle arbeitete Jörg Hacker ab 1980 an der Universität Würzburg, ab 1993 als Leiter des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie. Von 2008 bis 2010 war er Präsident des Robert-Koch Instituts in Berlin, und von 2010 bis 2020 Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Leopoldina zur Deutschen Akademie der Wissenschaft, dem nationalen, unabhängigen Beratungsgremium von heute. In seinen vielfältigen Funktionen als Gestalter der Wissenschaft hat sich Jörg Hacker in einzigartiger Weise um die Entwicklung der Rahmenbedingungen für die Forschung in Deutschland verdient gemacht.

Kontakt

Robert-Koch-Stiftung e.V.

Müllerstraße 178
13342 Berlin
Deutschland

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