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Universitätsklinikum Heidelberg will Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren

23.06.2022 - Neues Projekt „KliOL“ in Kooperation mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) nimmt Lieferketten in den Blick.

Welchen Treibhausgasausstoß verursachen die in einer Klinik verwendeten Verbrauchsmaterialien, Medizinprodukte und Medikamente – angefangen bei der Herstellung, über den Transport bis hin zur Entsorgung? Was aufgrund seiner Komplexität schwer zu berechnen ist, macht gleichzeitig rund zwei Drittel der Emissionen im Gesundheitssektor aus. Diesen Posten um mindestens 6.000 Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente zu senken, ist Ziel des Projektes „Klimaschutz in Kliniken durch Optimierung der Lieferketten“ (KliOL) des Instituts für Global Health am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). Dazu entwickeln die Projektpartner einen Treibhausgas-Rechner speziell für Krankenhäuser, der explizit die Emissionen unter anderem aus den sogenannten Lieferketten miteinbezieht. Mit Hilfe des Rechners können erfolgsversprechende Klimaschutzmaßnahmen benannt, erprobt und ausgewertet werden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit drei Jahre lang mit 210.000 Euro gefördert.

„Als eine Einrichtung, die sich in Klinik und Forschung für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzt, sehen wir es in unserer Verantwortung, den Klimaschutz aktiv zu unterstützen. Denn Klimaschutz ist Gesundheitsvorsorge. Als Universitätsklinikum wollen wir mit entsprechenden Maßnahmen Zeichen setzen“, so Professor Dr. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD. Die Kaufmännische Direktorin Katrin Erk sagt: „KliOL ist ein Leuchtturmprojekt für Klimaschutz in Kliniken, da es erstmals für eine deutsche Klinik gezielt die Lieferketten in den Blick nimmt. Gemeinsam mit der neu eingerichteten Stabstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz am UKHD, die aktuell besetzt wird, wollen wir entschieden den Weg in Richtung `grünes Krankenhaus´ einschlagen.“

Der Gesundheitssektor in Deutschland ist laut einer internationalen Studie (Health Care´s Climate Footprint) der weltweit tätigen Nichtregierungsorganisation „Health Care Without Harm“ für rund sechs Prozent des deutschen Treibhausgasausstoßes (ca. 57 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) verantwortlich. „Der Beitrag des Gesundheitssektors zum Klimawandel entspricht weltweit in etwa dem Doppelten des Flugverkehrs“, erläutert Projektleiterin Dr. Alina Herrmann, Institut für Global Health am UKHD. „Es lohnt sich also durchaus, hier aktiv zu werden – selbstverständlich bei gleichbleibender oder besserer Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten.“

Kickoff-Konferenz am 11. und 12. Juli 2022 zum Start des Maßnahmenkatalogs

Zur Ermittlung des vollständigen Treibhausgasausstoßes des Universitätsklinikums inklusive Lieferketten und Mobilität von Mitarbeitenden, Patienten und Besuchern trägt das Projektteam zunächst die benötigten Daten aus allen Bereichen zusammen: Wie lassen sich die Treibhausgasemissionen für Medikamente abschätzen? Welche Abfälle werden wie entsorgt? Wie viele Emissionen fallen in etwa für Medizinprodukte an? Daten zur Mobilität komplettieren das Bild: Wie weit pendeln die Mitarbeitenden bzw. woher kommen die Patientinnen und Patienten? Was verbraucht der Fuhrpark des UKHDs an Treibstoff?

Vorläufige Berechnungen ergeben einen durchschnittlichen Jahresausstoß von ca. 240.000 Tonnen CO2-Äquvalenten im Jahr 2019. „Wie wir damit im Vergleich dastehen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Es gibt bisher keine einheitlich errechneten Zahlen für deutsche Kliniken“, sagt Herrmann. Klar ist jedenfalls: Es muss weniger werden. Die Reduktion der Treibhausgase soll über Änderungen bei der Produkt-, Medikamenten und Speisenauswahl, Recycling sowie die Patienten- und Mitarbeitermobilität erreicht werden. Die Maßnahmen sind derzeit in Planung, eine Kickoff-Konferenz wird am 11. und 12. Juli 2022 stattfinden. „Wie erwartet, verursachen die Medikamente in Herstellung, Beschaffung und Verbrauch einen großen Anteil der Emissionen. Wir sind daher mit dem Team der Klinikumsapotheke um Dr. Torsten Hoppe-Tichy in engem Austausch. Darüber hinaus startet demnächst ein Pilotprojekt zur Mülltrennung in einem OP-Bereich, um Praxistauglichkeit und Effekte zu überprüfen“, erläutert die Projektleiterin.

„KliOL“ ist eingebettet in weitere Nachhaltigkeitsmaßnahmen des Universitätsklinikums Heidelberg

KliOL ist eingebettet in weitere Nachhaltigkeitsinitiativen und -projekte am UKHD. Dr. Herrmann betont: „Effektive Reduktionsmaßnahmen sind nur mit Hilfe des Engagements von Mitarbeitern umsetzbar. Wir sind deshalb sehr froh, dass es schon vor Projektbeginn das Mitarbeiternetzwerk NENA gab, welches die nötigen Veränderungen ganz maßgeblich mit vorantreibt.“ NENA ist ein für alle Mitarbeitenden des UKHD offener Zusammenschluss von derzeit ca. 50 Aktiven, die sich mit klimarelevanten Themen wie Speisenversorgung, Abfallmanagement oder der Reduktion von Anästhesiegasen beschäftigen. Initiator ist unter anderem Professor Dr. Christoph Nikendei, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik. Ebenfalls mit im Boot ist Dr. Ulrike Kutscha, Zentrum für Informations- und Medizintechnik am UKHD, die sich im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundes im Projekt „KliK Green – Klimaschutz trifft Krankenhaus“ zur Klimamanagerin ausbilden ließ.

Partner: Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg

Projektpartner des Instituts für Global Health ist das unabhängige und gemeinnützige Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg „ifeu“. Das 80-köpfige ifeu-Team forscht und berät weltweit zu wichtigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Schwerpunkte sind unter anderem die Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft, die nachhaltige und umweltverträgliche Gestaltung von Produkten, Stoffströmen und Prozessen sowie zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte.

Anpassungsstrategien von Gesundheitssystemen an den Klimawandel sind Thema beim internationalen Symposium „Climate Change and pandemics“ am 23. Juni in Heidelberg

Vom 23. bis 25. Juni 2022 kommen auf Einladung des Instituts für Global Health (HIGH) am Universitätsklinikum Heidelberg führende Experten zu einem gemeinsamen Symposium zusammen, um sich über Strategien im Kampf gegen die beiden großen globalen Herausforderungen, Klimawandel und Pandemien, auszutauschen und gemeinsame Forschungsfragen zu definieren. Am Donnerstag, 23. Juni, ist ab 14 Uhr eine Session dem Thema „Klimaresiliente Gesundheitssysteme“ gewidmet, in der unter anderem Dr. Herrmann das Heidelberger Projekt KliOL vorstellen wird. Die Vortragssprache ist Englisch. Der Vortrag sowie alle weiteren Beiträge können auf der Website des Symposiums (https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/climate-change-and-pandemics) per Live-Stream verfolgt werden.

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