Aus den Kliniken

Universitätsmedizin Mannheim setzt neue Substanz zur bildgebenden Diagnostik ein

25.09.2014 -

An der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) wird eine erst kürzlich neu zugelassene Substanz eingesetzt, mit deren Hilfe die Alzheimer-Diagnostik um eine weitere Methode ergänzt wird. Die Substanz Florbetaben lagert sich an die für die Alzheimer-Erkrankung typischen pathologischen Eiweißablagerungen (ß-Amyloid-Plaques) im Gehirn an. Da die Substanz mit dem Radionuklid Fluor 18 (18F) markiert ist, können die Komplexe aus (18F)-Florbetaben und ß-Amyloid mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sichtbar gemacht werden.

Die Untersuchung wird am Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin (IKRN) der UMM als einem der ersten Standorte in Deutschland unter der Leitung von Oberärztin Professor Dr. Karen-Anett Büsing, Leiterin des Geschäftsfeldes Klinische Radiopharmazie, durchgeführt.

Weltweit werden jedes Jahr etwa 7,7 Millionen neue Fälle von Demenz diagnostiziert. 60 bis 70 Prozent dieser Diagnosen sind Alzheimer-Erkrankungen. Die Furcht, an „Alzheimer" zu erkranken, ist entsprechend weit verbreitet. Der Verlust an Intellekt, Persönlichkeit und Selbstbestimmung, ohne echte Therapieoption dieser neurodegenerativen Erkrankung, beschäftigt viele Menschen „im besten Alter". Der Wunsch, Klarheit über das eigene Schicksal zu erlangen, nährt die Hoffnungen auf einen einfachen Test, mit dem die Alzheimer-Erkrankung möglichst früh sicher diagnostiziert, im Idealfall sogar vorhergesagt werden kann.

Bislang beruht die Alzheimer-Diagnostik vor allem auf einer ausführlichen Beurteilung der klinischen Sym­p­tome und des Verlaufs, neuropsychologischen Untersuchungen, der bildgebenden Diagnostik mit Kernspin-Tomographie (MRT) und der Untersuchung des Liquor („Nervenwasser"). Eine Liquordiagnostik wird bislang durchgeführt wenn neuropsychologische Tests eine leichte Demenz be­stätigt haben und andere mögliche Ursachen, etwa ein Tumor, mittels Bildgebung ausge­schlossen wurden. Dabei wird dem Patienten mittels Lumbal­punktion im Bereich der Lendenwirbelsäule Liquor ent­nommen und auf spezi­fi­sche Proteine hin untersucht, denen eine Rolle in der Pathogenese der Demenz zugesprochen wird.

Mit dem Amyloid-Imaging mittels (18F)-Florbetaben ist es erstmals möglich, die schädlichen Ablagerungen im Gehirn lebender Patienten direkt sichtbar zu machen. Denn bislang können die krankhaften Veränderungen im Gehirn nur bei Verstorbenen histopathologisch nachgewiesen werden. Der neue Tracer bietet zwar keinen einfachen Schnelltest mit einem sicheren Nachweis der Erkrankung. Es kann mit der Substanz aber im Verdachtsfall eine bessere Differen­zie­rung zwischen einem gesunden Gehirn und einer Alzhei­mer-Demenz erfolgen.

„Das neue Radiopharmakon schätze ich als wertvolle zusätzliche diagnostische Maßnahme ein. Zwar steht die Amyloid-Bildgebung noch am Anfang. Aber sie hat schon jetzt eine gute Aussagekraft in den Fällen, bei denen sie keine ß-Amyloide nachweist. Für diese Patienten kann man eine Alzheimer-Erkrankung zum aktuellen Zeitpunkt sicher ausschließen", so Professor Dr. Lutz Frölich, Leiter der Abteilung Gerontopsychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit.

Der Umkehrschluss hingegen gilt nicht, denn nicht jeder Mensch mit entsprechenden Ablagerungen im Gehirn entwickelt die Symptome der neurodegenerativen Erkrankung. Eine Vorhersage der Erkrankung oder deren Verlauf ist daher auch mit dem neuen Radiopharmakon nicht möglich. „Oft liegt auch ein Mischbild aus verschiedenen Ursachen bei einer De­menz im höheren Lebensalter vor, sodass die Zuord­nung zu einer einzelnen Erkrankung schwierig sein kann", so Professor Dr. Marc Fatar von der Neuro­logischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim.

Die neue Methode ist jedoch ein wichtiger Schritt hin zu einer verbesserten Frühdiagnose, auf deren Basis therapeutische Schritte früher als bisher eingeleitet werden können, durch die die Betroffenen Zeit und Lebensqualität gewinnen.

 

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