Auszeichnungen

Wissenschaftlerinnen mit dem hochdotierten Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreis ausgezeichnet

10.11.2023 - Der Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) hat drei Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreise an herausragende Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Entzündungsforschung vergeben.

Die in diesem Jahr ausgezeichneten Forscherinnen werden mit einmal 100.000 Euro und zweimal 50.000 Euro gefördert. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen des vom Exzellenzcluster PMI veranstalteten Symposiums „Sex and Gender Aspects in Precision Medicine“ im Kieler Atlantic Hotel. Die Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Professorin Simone Fulda, und ihre Amtskollegin Professorin Gabriele Gillessen-Kaesbach von der Universität zu Lübeck (UzL) übergaben die Auszeichnungen an die Preisträgerinnen Prof. Silke Szymczak (UzL), Prof. Sabrina Jabs (CAU) und Prof. Silke Meiners (Forschungszentrum Borstel/CAU).

„Es ist mir eine große und auch persönliche Freude, dass ich den diesjährigen Preisträgerinnen zu ihren Auszeichnungen herzlich gratulieren darf. Sie zeigen, dass wissenschaftliche Spitzenleistungen vor allem auch von Forscherinnen exzellenter Rahmenbedingungen bedürfen, wie sie unser Exzellenzcluster PMI in vorbildlicher Weise und mit Strahlkraft für die gesamte CAU herausgebildet hat“, betont Prof. Simone Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität, bei der Verleihung.

„Die Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreise geben den Preisträgerinnen die Möglichkeit, sich intensiv der eigenen Forschung zu widmen. Sie haben sich als wichtiges Instrument etabliert, um Frauen in der Wissenschaft bestmöglich zu fördern. Die Leistungen aller drei Preisträgerinnen beeindrucken mich, sie alle sind leuchtende Beispiele für erfolgreiche Forscherinnen“, sagt Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, Präsidentin der Universität zu Lübeck.

Die Forscherinnenpreise sind Teil des Dorothea-Erxleben-Programms für Gleichstellung des Clusters, dem Förderprogramm für mehr Chancengleichheit in Klinik und Forschung. Sie werden ausschließlich an Wissenschaftlerinnen aus dem Cluster vergeben mit dem Ziel, deren exzellente Forschungstätigkeit im Bereich der Entzündungsforschung zu unterstützen und damit auch ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Konkurrenz um Fördermittel zu steigern. Die Förderpreise werden bereits zum dritten Mal vergeben, erstmals hat sie 2017 der Vorgängercluster „Inflammation at Interfaces“ ausgeschrieben. Benannt ist die Auszeichnung nach Dorothea Christiane Erxleben, die Mitte des 18. Jahrhunderts als erste Ärztin in Deutschland promovierte und als Ärztin praktizierte.

Prof. Silke Szymczak, Professorin für Genetische Epidemiologie in der Sektion Medizin der Universität zu Lübeck, erhält eine Fördersumme von 100.000 Euro. Silke Szymczak befasst sich mit Methoden des maschinellen Lernens, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, die zur Entwicklung von Vorhersagemodellen auf der Basis von klinischen, genetischen und anderen molekularen Daten verwendet werden. In ihrer methodischen Forschung erarbeitet sie neue statistische Methoden, entwickelt bestehende weiter und evaluiert diese, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen welche Methoden am besten geeignet sind. „Bisher fehlt es häufig noch an wissenschaftlich basierten systematischen Vergleichsstudien, mit deren Hilfe Forschende besser entscheiden können, welche Methode sie für ihre konkreten Fragestellungen nutzen sollten“, erklärt Szymczak. In biomedizinischen Kooperationsprojekten, u.a. mit verschiedenen Forschungsgruppen aus dem Cluster ist sie zudem für die statistische Auswertung verantwortlich, wobei auch hier ein Schwerpunkt auf molekularen Daten liegt.

Im geförderten Projekt möchte Szymczak mithilfe künstlicher Intelligenz Strategien und Software entwickeln, um eine Vielzahl verschiedener klinischer und molekularer Daten bei der Entwicklung von Vorhersagemodellen zu kombinieren. „Eine große Herausforderung in der Präzisionsmedizin ist die Integration dieser heterogenen, komplexen und umfangreichen Datensätze und es ist unklar, welche Methoden verwendet werden sollten, um eine möglichst genaue Vorhersage zu ermöglichen“, erklärt sie. Zur Überprüfung sollen die im Projekt entwickelten Strategien genutzt werden, um vorherzusagen, ob die konventionelle Therapie bei einem kürzlich mit Colitis Ulcerosa diagnostizierten Kind ansprechen wird. Weiterhin ist geplant, die Erkenntnisse auf weitere Daten und Fragestellungen aus dem Cluster anzuwenden.

Prof. Sabrina Jabs erhält einen der zwei mit 50.000 Euro dotierten Dorothea-Erxleben-Forscherinnen-Preise. Sabrina Jabs ist seit 2020 Juniorprofessorin für Funktionelle Genomik und Einzelzellanalyse an der Medizinischen Fakultät der CAU und Leiterin einer Schleswig-Holstein Excellenz-Chair-Nachwuchsgruppe am Institut für klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel. Sie forscht im Bereich der Epitranskrikptomik. Das ist eine Form der Genregulation, die beeinflusst, wann und in welchem Umfang mRNA, das ist die chemische „Abschrifts“ eines Gens, zu einem Protein umgesetzt wird. Zuerst wird ein Gen in mRNA umgeschrieben, die dann als Vorlage für die Herstellung eines bestimmten Proteins dient. Vor einigen Jahren wurde gezeigt, dass die Regulierung dieses Prozesses stark von den in und auf dem Organismus lebenden Mikroorganismen, also der Mikrobiota, beeinflusst wird. Dies gilt insbesondere für Risikogene für chronische Entzündungserkrankungen. An dieser Stelle setzt die Arbeit von Sabrina Jabs an.

„Wir wollen herausfinden, ob und vor allem wie die durch die Darmmikrobiota beeinflussten chemischen Veränderungen an der mRNA an der Entstehung von chronischen Darmentzündungen beteiligt sind“, erklärt Jabs. Im geförderten Projekt möchte sie daher die Funktion von sogenannten Reader-Proteinen untersuchen. Das sind Proteine, die diese mRNA-Modifikation erkennen. „Wir wissen bereits, dass zwei bestimmte Reader-Proteine in Patientinnen und Patienten mit Darmentzündungen in ihren Mengen gegenüber gesunden Menschen verändert sind, aber nicht warum. Nun wollen wir analysieren, welche mRNAs durch diese Proteine reguliert werden und wie dies die Entstehung von Entzündungen beeinflusst “, so Jabs weiter. 

Prof. Silke Meiners, Leibniz-Professorin an der Medizinischen Fakultät der CAU und Forschungsgruppenleiterin am Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum, erhält ebenfalls einen mit 50.000 Euro dotierten Dorothea-Erxleben-Forscherinnenpreis. Silke Meiners forscht an sogenannten Proteasomen. Das sind Strukturen, die kaputte, alte oder überflüssige Proteine in Zellen zerlegen, so dass daraus neue Proteine hergestellt werden können. Silke Meiners interessiert sich besonders für Immunoproteasomen, die in Immunzellen vorkommen, aber auch beispielsweise in mit Viren infizierten Zellen aktiviert werden. Teile der durch das Immunoproteasom zerkleinerten Proteine werden auf der Zelloberfläche der infizierten Zellen als Antigene präsentiert. Bestimmte Immunzellen, die zytotoxischen T-Zellen, erkennen diese Antigene, wenn sie für das Immunsystem fremd erscheinen, und zerstören daraufhin die infizierte Zelle. Dadurch sind die Immunoproteasomen wichtig für das Immunsystem. Gleichzeitig spielen sie eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Autoimmunreaktionen und -erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen angreift.

Zu diesen Autoimmunerkrankungen zählt möglicherweise auch die Lungenfibrose, eine seltene, aber sehr schwere Erkrankung, die häufig nach wenigen Jahren zum Tode führt. „Wir haben in den Zellen des vernarbten Lungengewebes dieser Patienten und Patientinnen molekulare Marker nachgewiesen, die darauf hinweisen, dass dort sowohl das Immunoproteasom aktiviert ist, als auch zytotoxische T-Zellen“, so Meiners weiter. Im nun geförderten Projekt möchte Meiners gemeinsam mit weiteren Clustermitgliedern diese T-Zellen genauer untersuchen: „Wir wollen mithilfe moderner Sequenzierverfahren analysieren, auf welche Antigene die zytotoxischen T-Zellen im Lungengewebe der Erkrankten reagieren und so zur Zerstörung des Lungengewebes beitragen.“ Das könnte Hinweise auf die Ursache einer Autoimmunreaktion geben, wie beispielsweise eine zurückliegende Virusinfektion. Außerdem ist möglicherweise nicht bei allen Patientinnen und Patienten das Immunoproteasom in gleichem Maße an der Krankheit beteiligt, auch das möchte Meiners herausfinden. „Es besteht die Möglichkeit das Immunoproteasom zu hemmen. Wenn wir wissen, bei wem das Immunoproteasom entscheidend beteiligt ist, könnten wir diesen Erkrankten gezielt eine neue Therapie anbieten“, erklärt Meiners weiter. Solche Hemmer sind für andere Erkrankungen bereits in der klinischen Testung. „Für einen Einsatz bei Lungenfibrose ist es zwar noch ein längerer Weg, aber es ist ein vielversprechender Ansatz“, so Meiners.

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