Labor & Diagnostik

Zi-Studie zur vertragsärztlichen Versorgungsleistung von COVID-19-Patienten

08.08.2022 - In der ersten Corona-Pandemiewelle sowie in der anschließenden Abklingphase von Januar bis September 2020 sind in Deutschland 285.000 Patienten mit laborbestätigter COVID-19-Diagnose vertragsärztlich behandelt worden.

Hinzu kamen fast 170.000 ambulant versorgte Patienten mit epidemiologisch gesicherter Diagnose ohne Labornachweis und unabhängig von der klinischen Symptomatik. Der Anteil der Patientinnen lag dabei mit 56,3 Prozent geringfügig höher als in der Population gesetzlich versicherter Frauen (54,4 Prozent) mit mindestens einem Arztkontakt in den ersten drei Quartalen 2020. Das mittlere Alter im COVID-19-Patientenkollektiv lag bei Männern und Frauen niedriger als in der Gesamtpopulation aller GKV-Versicherten. 93,5 Prozent der COVID-19-Patienten sind in nur einem Quartal, 6,1 Prozent in zwei Quartalen sowie 0,4 Prozent in allen drei Quartalen 2020 bei gleichzeitiger Codierung der Diagnose COVID-19 vertragsärztlich versorgt worden. Regional zeigte sich ein COVID-19-Prävalenzgefälle mit höheren Werten in Ballungsräumen des Westens und Südens und überwiegend niedrigeren Werten im Norden und Nord-Osten Deutschlands. Cluster von Kreisen mit vergleichsweise hohen Diagnoseprävalenzen waren insbesondere in Westfalen, in Baden-Württemberg und Bayern zu finden, Cluster mit niedrigen Prävalenzen in dünn besiedelten Regionen der östlichen Bundesländer.

Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur „Vertragsärztlich-ambulanten Versorgung von COVID-19 im bundesweiten regionalen Vergleich“ im 1.-3. Quartal 2020. „Die von uns ausgewerteten Abrechnungsdaten für die erste Pandemiewelle 2020 zeigen eindrucksvoll, dass sich die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten von Anfang an in ganz Deutschland sehr engagiert eingebracht haben und damit auch Krankenhäuser vor einer Überlastung geschützt haben“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. „Allerdings lag der ambulante Versorgungsanteil von COVID-19-Patientinnen und -Patienten im höheren Alter niedriger als erwartet. Das weist darauf hin, dass diese Gruppe aufgrund der alters- und vorerkrankungsbedingten Risikokonstellation für einen schweren Erkrankungsverlauf primär und aufgrund erhöhter Sterblichkeit häufiger ausschließlich stationär versorgt wurden. Auch Kinder und Jugendliche waren zu diesem frühen Zeitpunkt seltener unter den COVID-Patientinnen und -Patienten zu finden. Sie scheiden damit als Treiber der Pandemie aus“, so von Stillfried weiter.

Die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre ist in der Patientenpopulation mit gesicherter COVID-19-Diagnose mit 7,2 Prozent deutlich seltener vertreten als in der Studienpopulation ohne COVID-19-Diagnose (13,7 Prozent). Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre mit gesicherter COVID-19-Diagnose verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf die Altersgruppen 0-4, 5-9 und 10-14 Jahre. In der Altersgruppe 15-19 Jahre besteht kein wesentlicher Unterschied. Ab der Altersgruppe 20-24 Jahre übersteigt der Anteil in der Patientenpopulation mit COVID-19-Diagnose bis zur Altersgruppe 55-59 Jahre teilweise deutlich den entsprechenden Anteil in der Patientenpopulation ohne COVID-19-Diagnose. In den Altersgruppen darüber liegen die Patientenanteile in der Population mit COVID-19-Diagnose wiederum unter den Anteilen in der Population ohne COVID-19-Diagnose, außer bei den Hochbetagten ab 90 Jahren.

Die größten Versorgungsanteile entfielen mit über 90 Prozent auf Hausärzte sowie im fachärztlichen Sektor auf Laborärzte (je nach Quartal zwischen 55 und 66 Prozent) und Fachärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (zwischen 18 und 23 Prozent). Weitere Fachgruppen mit relevanten Versorgungsanteilen waren die der Gynäkologie (um 15 Prozent), der Radiologie, HNO, Orthopädie und Unfallchirurgie, Dermatologie und Augenheilkunde (jeweils bis zu etwa 10 Prozent) und der Pneumologie (um 5 Prozent).

Das Forscherteam des Versorgungsatlas wird in der Folge auch die Versorgung im Zuge der weiteren Entwicklung der COVID-19-Pandemie bis zum Jahresende 2021 analysieren.

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