Bauen, Einrichten & Versorgen

Urban Greening gegen Demenz

Oasen zur Förderung sozialer und kognitiver Kompetenzen

29.10.2020 -

Am Rande des „Internationalen Städtebaulichen Wettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070 Unvollendete Metropole: 100 Jahre Städtebau für Groß-Berlin“, an dem unser Autor Christoph Metzger als Mitglied der Jury teilnahm, fand ein Workshop der Open Mainded Projektentwicklung AG in den Räumen von Sotheby´s Real Estate in Berlin statt. Metzger plädiert in seinem Beitrag, der am 18. Dezember 2019 als Vortrag gehalten wurde, für die Stärkung Urbanen Grüns als wirkungsstarke Oase zur Förderung sozialer und kognitiver Kompetenzen.

Was 1982 in New York City von der Land-Art-Künstlerin Agnes Denes als Weizenfeld auf einer Baubrache in Manhattan angelegt, später mit einem Mähdrescher geerntet und als Korn zu Brot verarbeitet wurde, scheint als Symbol in diesem Sommer ein Re-Launch zu erleben. Die Natur, als Wildwuchs in der Stadt, schenkt Leben, stimuliert und fördert in Koexistenz verschiedene Lebensformen. Und sie ereignet sich vor allen im freien Wachstum.

In Erinnerung gerufen werden kann das Weizenfeld von Agnes Denes, wenn ganze Flächen mitten in der Stadt – wie derzeit in Berlin – von der sogenannten Mäuse-Gerste überzogen werden. Ein ursprüngliches, nicht weiter kultiviertes Getreide mit kleinem Korn, das in Notzeiten geerntet und zu Brot verarbeitet wurde, und heute aufgrund der feinen Sporen manchem Hundebesitzer zur Last wird, entfaltet sich ungehindert. Das Korn, Sinnbild des Ackerbaues und sicherer Ernährung, wird als Symbol vielfach eingesetzt und hat sich kulturgeschichtlich tief in unsere Erinnerung eingeschrieben. Die Natur schenkt uns mit diesem Korn ein Zeichen, das mit dem derzeitigen Klima verbunden, zum Nachdenken anregen sollte.

Alles besser als Parkrasen
Ein Umdenken in der Pflege des Grüns führt angesichts trockener Sommer und zunehmender Temperaturen zu Grünflächenkonzepten, wie dies schon vor Jahren in Mainz am Rhein auf dem Zeltplatz des Jugendkultur-festivals „Open Ohr“ als Ökogarten angelegt wurde. Aus Kostengründen wird nur einmal im Jahr gemäht. Der politisch einflussreiche Nabu erkannte in der Sparmaßnahme der seinerzeit verschuldeten Stadt einen enormen Gewinn für die nun geschonten Flächen: „Alles ist besser als der häufig gemähte Parkrasen.“ (FAZ 16.7.2017)

Kommen zudem noch Mischungen in der Saat vom Wildblumen und -kräutern hinzu, dann folgen schnell auch Insekten und das polyphone Summen in den frühen Morgenstunden wird manchem ökologisch sensiblem Menschen als regelrechte Sinfonie erscheinen. Open Ohr, so der wunderbar anspielungsreiche Name des Zeltplatzes, wird zur lebendigen Bühne einer Natur, die in der Vielfalt ihrer Stimulanzen an jene Demenzgärten erinnern kann, die programmatisch eingesetzt werden, um Menschen mit nachlassenden kognitiven Fähigkeiten emotional zu erreichen und zu einfachen Handlungen zu motivieren. Denn nur wenn die Umgebung außerhalb der eigenen Wohnung attraktiv ist, werden Wege in den Außenbereich genommen.   

Nicht nur spezielle Demenz-Gärten
Sensorischen Reichtum im jahreszeitlichen Wechsel bieten daher nicht nur spezielle Demenz-Gärten sondern auch Parkanlagen, deren Blühphasen von Bäumen, Sträuchern und Wiesen den Zyklen der Natur verpflichtet sind. Vitalisierte urbane Flächen werden lebendige Zonen, die zudem den Rhythmus der Jahreszeiten in immer neuen Bildern spiegeln.

Ebenso wie Parkanlagen und Grünflächen wertvolle Orte der Begegnung und des Austauschs darstellen, so auch liegt es in der Verantwortung der Kommunen auf Grünflächen jene Artenvielfalt zu ermöglichen, die erst im komplexen Zusammenspiel vielfältige Lebensräume erhält. Es klingt paradox, wenn die Städte zum Refugium der Natur werden, deren Artenvielfalt in besiedelten Gebieten häufig höher ist als auf von Monokulturen geprägten Agrarflächen. Nabu: „Wir haben in der Stadt mittlerweile mehr Wildbienen als auf Feldern, deshalb kommt der Verwaltung hier eine große Verantwortung zu.“

Biologische Systeme verstehen
Von der Natur lernen kann nur, wer auch in der Lage ist, natürliche Kreisläufe als Systeme zu verstehen. Nur wer biologische Systeme versteht, kann diese wie ein Buch lesen und entsprechend bewahren. Schulgärten können jene wertvollen Räume bieten, die mehr als nur ein politisches Symbol sind, zumal wenn diese innerhalb von Städten angelegt werden. Gestaltete Nutzgärten erinnern zudem an die Idee der Gartenstädte, wie diese um 1890 bis in die 1920 er Jahre im Zeichen der Lebensreformbewegung in Dresden, Berlin und München entstanden. Auch kann die Verbreitung gestalteter Vorgärten in Erinnerung gerufen werden, die sich in manchen Städten wie Potsdam, Hamburg und Wiesbaden noch finden lassen.

Bilder der Natur erwachsen im Medium der Kunst und werden zu Hoffnungsträgern, wie jene künstlich angelegte Agrarfläche in New York, die zur Ansiedlung kleiner Insekten führte, die wiederrum Vögeln Nahrung boten, und schnell ein Biotop entstehen ließ. Regeneration durch Wildwuchs zeigt, dass jede Rückgewinnung natürlicher Lebensräume von Pflanzen und Tieren selbst in kontaminierten Industriebrachen beachtliche Vegetationskulturen hervorbringt.

Grünflächen und – Grünstreifen von Straßen lassen Schutzräume entstehen, die dem Lauf der Vegetation überlassen, keinen Eingriffen ausgesetzt sind. Nach wenigen Jahren gelingt es Pioniergewächsen oft, versiegelte Oberflächen aufzubrechen und Lebensräume zu erschließen. Steigende Temperaturen im Jahresdurchschnitt und Temperaturunterschiede zwischen Land und Stadt bieten Voraussetzungen für Lebensräume regelrechter Biotope, die Ideen der Reformbewegung und der Konzeption von Demenzgärten verpflichtet zu sein scheinen.

Stadt und Land als Orte des Kontrastes und harter Gegensätze können angesichts dieser Entwicklungen neu gedacht werden. Die Idee der Gartenstadt und des Demenzgartens für alle Bewohner gilt es also weiterhin aufzugreifen und in Gestaltung und Anlage als wertvolle Ressource zu pflegen, denn jeder zurückgewonnene Ort, an dem Wachsen und Blühen erlebt wird, motiviert zur Bewegung und fördert kognitive Kompetenzen auf natürlichem Weg.

Kontakt

Open Mainded Projektentwicklung AG

Frankfurter Str. 151 C
63303 Dreieich

+ 49 69 445543

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