An den Oberhavel Kliniken müssen Patienten keinen Röntgenschutz mehr tragen
31.10.2025 - Moment, fehlt da nicht noch etwas? Die Medizinische Technologin verlässt den Raum, um die Röntgenaufnahme vom Brustkorb zu starten, aber dieses schwere Teil von den vorigen Malen ist noch gar nicht um die Hüfte gelegt worden.
Ein Versäumnis? „Nein, alles richtig so“, klärt Priv.-Doz. Dr. Elke Zimmermann lächelnd auf. Sie ist Chefärztin der Radiologie an den Oberhavel Kliniken und hört derzeit so manche Nachfrage von irritierten Patienten. „Der Bleischutz für Patienten in fast allen Varianten hat inzwischen ausgedient“, sagt die Medizinerin. Der Grund ist so praktisch wie einleuchtend: „Unsere technischen Geräte sind mittlerweile so ausgefeilt und strahlungsarm, dass es schlichtweg solche Hilfsmittel nicht mehr braucht, um die Menschen unbelastet durch die Untersuchung zu bringen.“
Sie bemerke durchaus, dass es sich bei der Schutz-Behängung für die Patienten teilweise um eine „gelernte Maßnahme“ handle und mancher nun fürchte, einer Gefährdung ausgesetzt zu sein. „Aber diese Angst können wir unseren Patienten absolut nehmen.“ Das Bundesamt für Strahlenschutz habe die Referenzwerte für die Röntgenanwendung vor einiger Zeit gesenkt – im Mittel um 15 Prozent. „Unserem technologischen Fortschritt sei Dank sinkt die Strahlenbelastung pro Untersuchung immer weiter. Außerdem können wir die Strahlung genauer dosieren und auf die zu untersuchenden Körperregionen eingrenzen. Kurzum: Heute arbeiten wir genauer, sicherer und dabei auch noch schneller“, fasst die Chefärztin zusammen. Ein äußerst relevanter Faktor in der Gesundheitsversorgung: Laut Bundesamt für Strahlenschutz finden jährlich in Deutschland etwa 130 Millionen Röntgenuntersuchungen statt, im Schnitt sind das etwa 1,6 Untersuchungen pro Einwohner und Jahr.
Im Gegensatz zu den Patienten schütze sich das Personal an den Oberhavel Kliniken übrigens weiterhin mit undurchlässiger Spezialkleidung. Warum können die Beschäftigten selbst nicht auch auf Schürze und Co. verzichten? „Der Patient bringt idealerweise während des Krankenhausaufenthaltes oder einer Erkrankung eine bis drei Untersuchungen hinter sich, mitunter auch einzelne Untersuchungen im Abstand von Monaten oder Jahren. Unsere Mitarbeiter hingegen stehen 24/7 an den Geräten; da würde sich die Strahlendosis gefährlich summieren", erklärt die Medizinerin. Außerdem gebe es viele Untersuchungen, bei denen das Personal nicht den Raum verlassen könne, wie etwa bestimmte Gefäßuntersuchungen oder Gewebepunktionen.
Ihr eigenes Blei-Outfit nennt Elke Zimmermann gern „die Ritterrüstung“. Und das Gewicht legt diesen Vergleich auch nahe: Sieben Kilo bringt die – mittelschwere – Montur auf die Waage. Hinzu kommen Haube, Maske, steriler Mantel. „Mehrere Stunden am OP-Tisch“, so die Chefärztin, „bringen uns da mächtig ins Schwitzen.“
 
       
     
   
   
   
   
  