Aus den Kliniken

DGINA: „Deutschlands Notfallkliniken geht die Luft aus“

23.08.2022 - Die Deutsche Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) schlägt Alarm: Seit mehreren Monaten klagen Notaufnahmen deutschlandweit über eine teils dramatische Überlastung.

Bei einer Online-Blitz-Umfrage der DGINA am 6. Juli, an der sich am 34 Prozent aller Notfallkliniken in Deutschland beteiligten, bezeichneten nur 7,6 Prozent der Befragten ihr Patientenaufkommen am Vortag als normal oder gering. 65,7 Prozent berichteten dagegen im gleichen Zeitraum von einer Überlastung bis hin zu einer schwerwiegenden oder sogar gefährlichen Überfüllung („Overcrowding“).

„Ein Overcrowding wird nicht nur dadurch ausgelöst, dass viele Patienten in die Notaufnahmen kommen, sondern vor allem dadurch, dass die Patienten nicht rasch genug auf Normal- oder Intensivstationen weiterverlegt werden können, weil dort Betten fehlen“, erklärt DGINA-Präsident Martin Pin. Von einem solchen Rückstau („Exit Block“) in den vergangenen 24 Stunden berichteten 84 Prozent der Umfrageteilnehmer. Martin Pin: „Unsere Umfrage hat gezeigt, dass das Problem der fehlenden Betten für Notfälle in den Kliniken gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich zugenommen hat. Den Kliniken fehlen aktuell im Gesamtdurchschnitt 20 Prozent der Planbetten, das spüren wir in den Notfallzentren deutlich “

Obwohl in knapp 60 Prozent der Fälle die Integrierte Leitstelle über die aktuell bestehende Kapazitätserschöpfung informiert war, wurden fast allen abgemeldeten Kliniken (94,4 Prozent) weiterhin Notfallpatienten zugewiesen. Gleichzeitig fehlt den befragten Notaufnahmen Personal: in der Umfrage gaben 98,6 Prozent an, von Personalengpässen betroffen zu sein – verursacht durch unbesetzte pflegerische und/oder ärztliche Stellen (82,3 Prozent), krankheitsbedingte Ausfälle (75,4 Prozent) und zusätzlich Ausfälle aufgrund von Infektionen mit dem SARS-CoV-2-Virus (79,3 Prozent). 

„Die permanente Überlastung gefährdet nicht nur die Gesundheit des Notaufnahmepersonals, sondern hat auch Auswirkungen auf die Patientensicherheit“ warnt Martin Pin. „Zudem müssen die Notfallmediziner Behandlungen priorisieren und können die gesetzliche Anforderung, für jeden Patienten eine angemessene und zeitnahe Behandlung zu veranlassen, nicht mehr garantieren.

Angesichts der zu erwartenden steigenden Anzahl von Infektionskrankheiten in Herbst und Winter rechnet der DGINA-Präsident mit einer Eskalation der Lage.

DGINA fordert Verbesserung der Arbeitsbedingungen und strukturelle Maßnahmen

„Jetzt muss gehandelt werden“, sagt Pin. Um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern, fordert die DGINA Personaluntergrenzen für Notaufnahmen wie in anderen klinischen Bereichen. „Damit die Notaufnahmen sicher arbeiten können, werden dringend garantierte Bettenkontingente für Notfallpatienten benötigt. „Nur so können wir Overcrowding in den Notfallzentren vermeiden. Aus dieser Vorhaltung belegbarer Notfallbetten darf den Notfallkliniken kein finanzieller Verlust entstehen. Die Notfallversorgung muss endlich im DRG-System aufgewertet werden“, so der DGINA-Präsident.

Kontakt

Deutsche Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e.V.

Bamberger Straße 30
10779 Berlin
Deutschland

+49 30 3020 5837

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