Zwei renommierte Preise für eine Studie
06.06.2025 - Dr. Tobias Bauer wird mit dem Dieter-Janz-Preis und dem Epilepsia Clinical Science Award ausgezeichnet.
Der Clinician Scientist Dr. Tobias Bauer von der Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) wurde gleich doppelt ausgezeichnet: Für die weltweit erste Machbarkeitsstudie zur Anwendung von Ultra-Niedrigfeld-MRT bei Menschen mit Epilepsie, die er gemeinsam mit einem interdisziplinären Team in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn durchgeführt hat, erhielt er sowohl den Dieter-Janz-Preis für Nachwuchsforschung als auch den internationalen Clinical Science Prize des Journals Epilepsia.
Ultra-Niedrigfeld-MRT ist eine spezielle Form der Magnetresonanztomographie, bei der extrem schwache Magnetfelder – typischerweise unter 0,1 Tesla – verwendet werden. Konventionelle MRT-Systeme arbeiten hingegen mit 1,5 bis 3 Tesla, Hochfeldgeräte sogar mit bis zu 7 Tesla. Gerade in Ländern mit eingeschränktem Zugang zu medizinischer Bildgebung eröffnet diese neue Technologie wichtige diagnostische Perspektiven.
Erfolgreiche Diagnose trotz schwacher Magnetfelder
Für ihre Studie nutzten die Forschenden das Hyperfine® Swoop System, ein transportables MRT-Gerät mit 0,064 Tesla. Insgesamt wurden 23 Patientinnen und Patienten mit 24 epilepsietypischen Läsionen untersucht – zusätzlich zur klinischen 3-Tesla-MRT auch im Ultra-Niedrigfeld. 17 der 24 Läsionen – fast drei Viertel – konnten auch im Ultra-Niedrigfeld identifiziert werden. In elf Fällen reichte diese Untersuchung sogar aus, um die vollständige Diagnose ausschließlich anhand der Ultra-Niedrigfeld-Bilder zu stellen. Besonders erfolgreich war die Erkennung von Tumoren, posttraumatischen Läsionen und Hippocampus-Pathologien.
„Was mich an der Neurobildgebung fasziniert, ist, wie schnell neue technologische Fortschritte in die klinische Praxis umgesetzt werden können“, sagt Dr. Tobias Bauer. „Eine heute entwickelte und validierte Technologie hat das Potenzial, schon morgen Patientinnen und Patienten zu helfen. In diesem Projekt war die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Epileptologie und der Neonatologie besonders weiterführend.“
Dass das UKB zu den ersten Kliniken in Deutschland gehört, die das Hyperfine®-System einsetzen konnten, ist dem Engagement von Professor Hemmen Sabir aus der Klinik für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin zu verdanken. Er hatte das Gerät im Rahmen eines von der Gates Foundation geförderten Projekts erhalten.
Musterbeispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit
Professor Alexander Radbruch, Direktor der Klinik für Neuroradiologie des UKB, sieht in der Studie ein Musterbeispiel erfolgreicher Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg: „Das UKB war hier dank Hemmen Sabir early adopter der Ultra-Niedrigfeld-MRT, und durch die gute Kooperation zwischen Neonatologie, Neuroradiologie und Epileptologie konnten wir dieses System weltweit erstmals im Bereich der Epilepsie einsetzen.“
Auch Professor Rainer Surges, Direktor der Klinik und Poliklinik für Epileptologie des UKB, betont die Relevanz der Ergebnisse: „Insbesondere für die Versorgung von Menschen mit Epilepsie in ressourcenlimitierten Ländern ist diese Studie wichtig. Hier ist der Zugang zur MRT besonders begrenzt. Während es in Deutschland etwa 35 MRT-Geräte pro eine Million Menschen gibt, sind es in Indien ein Gerät für drei Millionen. Gleichzeitig ist die MRT eines der wichtigsten diagnostischen Verfahren bei Epilepsie.“
Zugleich sieht Radbruch auch Potenzial in gut versorgten Regionen: „Auch in ressourcenstarken Ländern wird die Ultra-Niedrigfeld-Bildgebung zukünftig eine größere Rolle spielen. Durch KI-basierte Nachverarbeitung lässt sich schon jetzt eine erstaunliche Bildqualität erreichen, und ich glaube daran, dass diese Technologie angesichts der begrenzten Verfügbarkeit von Hochfeld-MRT auch hier eine große Zukunft hat.“
Mit der nun ausgezeichneten Studie wurde ein erster Schritt gemacht, um Ultra-Niedrigfeld-MRT im klinischen Alltag der Epileptologie zu verankern.
Der Dieter-Janz-Preis wird jährlich von der Epilepsie-Stiftung Wolf und der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie an Forschende unter 35 Jahren vergeben. Epilepsia ist die weltweit führende epileptologische Fachzeitschrift. Der Clinical Science Award wird jährlich für die bedeutendste klinische Publikation des Jahres verliehen.