Bauen, Einrichten & Versorgen

Einsparpotential bei Notstromkapazitäten

17.08.2012 -

Die Notstromkapazität des Universitätsklinikums Heidelberg schien ausgeschöpft. Doch eine genaue Bedarfsanalyse zeigte beachtliches Einsparpotential - und machte ein zusätzliches Notstromaggregat unnötig.

Ein neues Notstromaggregat schien unumgänglich. Als am Universitätsklinikum Heidelberg das neue Rechenzentrum mit dem Klinikserver sowie Rechner auf den Stationen an das klinikinterne Notstromnetz angeschlossen werden sollten, war die Kapazitätsgrenze erreicht: Die vorhandenen Dieselgeneratoren konnten den zusätzlichen Bedarf an Notstrom nicht decken. Zusätzliche Notstromkapazitäten hätten das Klinikum rund 1,2 Mio. € gekostet.

Grund genug für die Planungsgruppe Medizin des Universitätsklinikums, den tatsächlichen Notstrombedarf auf dem Heidelberger Campus genauer zu analysieren. „Wir haben vor allem kritisch hinterfragt, ob das, was in der Vergangenheit üblich war, immer noch sinnvoll und notwendig ist, und welche Bereiche wir mit vertretbarem Risiko abhängen können", erklärt Dr. Raimar Goldschmidt, Stellvertretender Leiter der Planungsgruppe Medizin.

„Als Erstes haben wir die Küche vom Netz genommen", so Goldschmidt. „Der Stromverbrauch der Küche entspricht ungefähr dem des neuen Rechenzentrums." Dass der Klinikbetrieb zudem einige Zeit ohne Wäscherei auskommen kann, hatte ein Brand im Versorgungszentrum vor drei Jahren gezeigt. Damals war die Wäscherei drei Tage lang ausgefallen - Die Stationen halfen sich gegenseitig mit ihren Wäschevorräten aus, ein Teil der Wäsche wurde extern gereinigt. Auch dieser Posten wurde daher abgehängt und so ein zusätzlicher Puffer für zukünftigen Notstrombedarf geschaffen.

Küche ist entbehrlich, Rechner und Internet nicht

Hungern müssen die Patienten trotzdem nicht: Fällt ein mehrstündiger Stromausfall in die Herstellungszeit des Mittagessens, werden kalte Speisen serviert. „Müssen wir davon ausgehen, dass der Stromausfall noch länger andauern wird, organisieren wir eine Versorgung durch externe Zulieferer", erklärt Roland Heibel, Leiter der Hauptabteilung Wirtschaft und Versorgung am Universitätsklinikum Heidelberg. „Dafür gibt es entsprechende Notfallpläne, die z. B. auch nach einem Brand in der Küche greifen."

Bisher gab es in Heidelberg noch keinen Stromausfall, der eine solche Maßnahme erfordert hätte: „Normalerweise dauern Stromausfälle am Klinikum nicht länger als Bruchteile von Minuten und werden oft durch Spannungseinbrüche im vorgeschalteten Netz der Energieversorgungsunternehmen verursacht", sagt Dieter Keilbach, Abteilungsleiter für Elektro-, Automations- und Fördertechnik in der Klinik Technik, einer Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums. „Zum längsten Stromausfall, den wir in den letzten 15 Jahren am Klinikum hatten, kam es 2009. Er dauerte rund anderthalb Stunden." In dieser Zeit wurden die betroffenen Bereiche des Klinikums von den Notstromanlagen versorgt.

Der klinische Bereich und die medizinische Versorgung selbst ist vom neuen Notstromkonzept nicht betroffen; hier wurden keine Änderungen vorgenommen. Unter anderem sind Intensivstationen, Operationssäle, Überwachungs- und Behandlungsplätze, die Notfall-Röntgendiagnostik sowie die dazu nötige Infrastruktur nach wie vor notstromberechtigt. Auch ein konstanter Zugang zu Intra- und Internet ist heute in der Klinik unentbehrlich: „Durch den Einzug der elektronischen Krankenakte, der digitalen Bildgebung und Befundübermittlung in alle Bereiche der Krankenversorgung müssen wir die IT-Struktur auch bei Stromausfall zwingend aufrechterhalten", so Goldschmidt.

Moderne Geräte brauchen weniger Strom als ihre Vorgänger

Zusätzlich zu dieser Überprüfung der Notstromberechtigung kontrollierte das Team der Klinik Technik den tatsächlichen Strombedarf der Geräte, die an das Notstromnetz angeschlossen sind und es auch bleiben sollen. Dabei zeigte sich, dass viele medizinische Geräte mittlerweile durch modernere ersetzt wurden, die weniger Strom verbrauchen. Ein Beispiel sind die Monitore an Behandlungsplätzen oder in Intensivstationen. Die Anzahl steigt kontinuierlich, aber der Stromverbrauch der neuen Flachbildschirme ist bis zu fünf Mal geringer als bei Röhrenmonitoren. Viele Geräte verfügen zudem inzwischen über eigene Batterien oder Sicherheitssysteme, um einen Stromausfall kurzfristig zu überbrücken.

Die Mühe der aufwendigen Analyse hat sich gelohnt: Sie erspart dem Universitätsklinikum bis auf Weiteres die Investition in zusätzliche Notstromkapazitäten. „Außerdem haben wir auf Basis dieser Prüfung Vorgaben für unsere Klinikneubauten erarbeitet", ergänzt Goldschmidt. Darin ist aufgelistet, was an den Notstrom angeschlossen werden soll und was nicht; sie dienen als Planungsgrundlage für die externen Ingenieure.

 

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