Gesundheitspolitik

Zertifizierungsverfahren für Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen: 10 Jahre KTQ

21.03.2011 -

Spezifische Zertifizierungsverfahren für interne Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen werden seit zehn Jahren von der KTQ angeboten. Die „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen" (KTQ) wurde 2001 nach der durch das Bundesministerium für Gesundheit beauftragten und erfolgreich abgeschlossenen Machbarkeitsstudie „Zur Zertifizierung von Krankenhäusern" mit dem Ziel gegründet, Qualitätsmanagement (QM) im Gesundheitswesen zu fördern und zu etablieren.

Das KTQ-Zertifizierungsverfahren wurde speziell von Praktikern und renommierten QM-Experten aus den Krankenhäusern für den Einsatz in Kliniken entwickelt - getreu dem Leitbild von KTQ: „Von der Praxis für die Praxis". Dank seiner spezifischen Ausrichtung ist es bundesweit nach wie vor das am weitesten verbreitete Zertifizierungsverfahren im Krankenhausbereich. Von den aktuell mehr als 2.000 Kliniken in Deutschland - egal ob Krankenhäuser der Grundversorgung oder Unikliniken - sind ca. 550 KTQ-zertifiziert.

Aufbauend auf den positiven Erfahrungen des KTQ-Verfahrens bei Krankenhäusern, wurden weitere Verfahren für Arztpraxen und Medizinische Versorgungszentren (MVZ), Rehabilitationskliniken und ambulante Reha-Einrichtungen sowie stationäre Pflegeeinrichtungen, ambulante Pflegedienste und Hospize entwickelt. In Österreich gibt es bereits in allen Versorgungsformen zertifizierte Einrichtungen, und auch international stößt das Zertifizierungsverfahren auf immer größere Resonanz.

Gesellschafter der KTQ sind die Verbände der Kranken- und Pflegekassen auf Bundesebene, die Bundesärztekammer (BÄK), die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Deutsche Pflegerat (DPR) und der Hartmannbund - Verband der Ärzte Deutschlands (HB). Gesine Dannenmaier, Geschäftsführerin der KTQ-GmbH, Berlin steht Rede und Antwort.

M & K: Sie haben mit der KTQ gerade 10-jähriges Jubiläum gefeiert. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Was bringt QM wirklich?

Gesine Dannenmaier: Bei der Einführung eines internen QM-Systems muss vor allem bedacht werden, dass unterschiedliche Einrichtungen auch unterschiedliche Anforderungen haben. Hierfür sind flexible QM-Systeme nötig, die sich für jede Einrichtung und deren spezielle Bedürfnisse individuell anpassen lassen.

Denn jedes Krankenhaus oder jede Reha-Klinik muss letztlich den Weg finden, der individuell am sinnvollsten und letztlich zielführend ist. So hat eine Uni-Klinik einen ganz anderen Blickwinkel bzw. Bedarf zum Thema QM als z.B. eine Reha-Klinik; ein Krankenhaus der Maximalversorgung wird andere Wege gehen als ein Krankenhaus der Grundversorgung. Wir haben nicht selten festgestellt, dass in einem Vergleich von zehn Kliniken auch zehn verschiedene Wege des QM gewählt werden, die aber alle am Ende zum optimalen Ergebnis für die jeweilige Einrichtung führen können.

Es kommt vor allem auf die individuelle und effiziente Anpassung, die richtige interne Kommunikation sowie eine regelmäßige Überprüfung der Prozesse an. Nur so kann eine bestmögliche Versorgung der Patienten und somit die langfristige Zufriedenheit sowie das Vertrauen der Patienten und Mitarbeiter sowie weiterer Kunden erreicht werden.

Halten Krankenhäuser und Reha-Kliniken die gesetzlich geforderte Etablierung und Umsetzung eines QM-Systems ein?

Gesine Dannenmaier: Ich kann das natürlich nur für Einrichtungen beantworten, die nach dem KTQ-Verfahren zertifiziert sind. Die KTQ-Visitoren stellen immer wieder fest, dass die gesetzlich geforderte Umsetzung auch tatsächlich eingehalten werden kann.

Dies gilt besonders für Patientensicherheit, Risikomanagement, Hygienestandards sowie im Bereich Datenschutz. Rückblickend kann ich sagen, dass sich die Ergebnisse der Umsetzung in den letzten Jahren deutlich verbessert haben. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass die Optimierungspotentiale durch die Überprüfung der internen Prozesse anhand des KTQ-Verfahrens besser sichtbar gemacht werden, aber auch mit der Tatsache, dass das Bewusstsein für die gesetzlichen Anforderungen weiter geschärft wird. Dies stellen wir aktuell bei den Reha-Kliniken fest:

Besonders vor dem Hintergrund, dass ab Oktober 2012 - nach § 20 Abs. 2 a SGB IX - nur noch Kliniken mit einem durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation (BAR) akzeptierten Zertifikat, wie das KTQ-Verfahren, belegt werden dürfen, steigt bei uns die Nachfrage nach einer Zertifizierung.

Wie lässt sich der aktuelle Umsetzungsstand von QM im stationären Bereich bewerten?

Gesine Dannenmaier: Sicher kann man auch im stationären Bereich noch viele Prozesse weiter ausbauen und verbessern, aber im Prinzip sind die Einrichtungen auf einem guten Weg. Am Anfang bedeutet die Einführung eines QM natürlich immer einen größeren Aufwand, vor dem viele Einrichtungen zurückschrecken.

Aber wie im normalen Alltag auch, wächst die Motivation mit den erzielten Erfolgen: Je mehr die Ergebnisse und positiven Auswirkungen einer strukturierteren Arbeitsweise erkannt werden, desto mehr neue Projekte werden zusätzlich angestoßen; gleichzeitig wird erkannt, dass sich zeitliche und finanzielle Ressourcen effizienter nutzen lassen als vorher. Eine Befragung der KTQ-Visitoren im Krankenhausbereich hat kürzlich erst ergeben, dass durch die Anwendung des KTQ-Verfahrens besonders positive Entwicklungen bei der Umsetzung vor allem in den Bereichen Mitarbeiter- und Patientenorientierung sowie QM festgestellt wurde.

Das ist ein Ergebnis, auf das wir und auch die einzelnen Kliniken aufbauen können. Jetzt gilt es, auch die anderen Bereiche der KTQ-Kategorien wie Führung, Sicherheit sowie Informations- und Kommunikationswesen auf Grundlage des PDCA-Zyklus gezielt weiterzuentwickeln.

Wo liegen die typischen Probleme und wo die Verbesserungspotentiale?

Gesine Dannenmaier: Als eines der typischen Probleme ist im Wesentlichen das Informations- und Kommunikationswesen, besonders im Klinik-internen Bereich, auszumachen, das in den meisten Fällen noch viel zu sehr vernachlässigt wird. Dabei gehen sowohl bei der internen als auch bei der externen Kommunikation wichtige Informationen verloren, die Fehler in der Behandlungskette und somit gravierende Folgen für den Patienten nach sich ziehen können.

Verbesserungspotentiale stecken daher in der eben angesprochenen Informationspolitik - besonders im Umgang mit den Patienten - sowie auch in der strukturellen Planung aller Prozesse. Dazu ist es wichtig, dass nicht nur die Leitungsebene, sondern jeder Mitarbeiter seinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich sowie den der Kollegen kennt. Denn eine gegenseitige Wertschätzung der unterschiedlichen Arbeitsbereiche und Berufsgruppen ist unerlässlich und Grundvoraussetzung für eine reibungslose Zusammenarbeit ohne Informationsverluste.

Vertrauensvoller Umgang miteinander schafft letztlich die Basis für den Aufbau eines Risikomanagements, dessen Aufgabe es u. a. ist, kritische Ereignisse und Beinahe-Schäden zu vermeiden. Nur so können Missstände kritisch beleuchtet und nach Möglichkeit abgestellt werden.

Wo sehen Sie noch Bedarf zur Optimierung des QM? Welche Maßnahmen halten Sie dabei für sinnvoll?

Gesine Dannenmaier: Um das QM langfristig zu optimieren, bedarf es einer sorgfältigen Überprüfung und kontinuierlichen Weiterentwicklung aller Prozesse. Dabei muss nicht nur sichergestellt werden, dass alle Abläufe reibungslos funktionieren, sondern auch, dass die Prozesse in Bezug auf den aktuellen Projektstand angemessen und nicht etwa veraltet sind.

Hierzu ist es nötig, QM-Beauftragte durch entsprechende Schulungen weiterzubilden bzw. Multiplikatoren zu qualifizieren.

Wichtig ist, dass QM nicht als „Sache" verstanden wird, sondern als selbstverständliche Voraussetzung eines effektiven Prozessergebnisses. Neben den gesetzlich geforderten Überwachungsmechanismen sollten alle Einrichtungen daher individuelle und regelmäßig stattfindende Prüfmechanismen entwickeln, die in den Häusern zum Einsatz kommen und somit die Transparenz intern sowie extern als auch eine gleichbleibende Qualität sicherstellen. Darüber hinaus ist auch die Schaffung einer reibungslos funktionierenden Informationspolitik von besonderer Bedeutung, die beste Voraussetzungen für eine positive Umsetzung von internen Qualitätsmanagementsystemen bietet.

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