Auszeichnungen

ETH-Mikrobiologe erhält großen europäischen Medizinpreis

15.05.2025 - Jörn Piel, Professor für Bakterielle Naturstoffe der ETH Zürich, erhält den diesjährigen Jung-Preis für Medizin.

Er sucht in der weiten Welt der Bakterien nach neuen Naturstoffen, die die Antibiotikakrise bewältigen: der Chemiker und Mikrobiologe Jörn Piel. Nun wird der ETH-Professor für seine Forschung mit einem der höchstdotierten Medizinpreise Europas ausgezeichnet.

Jörn Piel, Professor für Bakterielle Naturstoffe der ETH Zürich, erhält den diesjährigen Jung-Preis für Medizin. Gleichzeitig damit geehrt wird Elena Conti, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Biochemie in München. Die beiden Geehrten erhalten in diesem Jahr je 150’000 Euro für ihre weitere Forschungsarbeit.

Die Auszeichnung ist einer der höchstdotierten und renommiertesten Medizinforschungspreise Europas und wird seit 1976 von der unabhängigen Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung verliehen.

„Dass ich diesen Preis erhalte, hätte ich mir nie träumen lassen – ich bin überrascht und fühle mich sehr geehrt“, freut sich Piel, der seit 2013 an der ETH Zürich forscht. Zuvor war er Chemieprofessor an der Universität Bonn.

Piel beschäftigt sich in seiner Forschung hauptsächlich mit Naturstoffen aus Bakterien, die medizinisch verwendet werden könnten. „Wir untersuchen diese Naturstoffe unter verschiedenen Gesichtspunkten: zum einen rein chemisch, zum anderen, wie und mit welchen Enzymen Bakterien diese Stoffe herstellen“, erklärt der Forscher.

„Zudem möchten wir herausfinden, wie die Substanzen mithilfe der Biotechnologie nachhaltig produziert und verändert werden können.“ Auch mikrobiologisch studiert er die bakteriellen Produzenten, da er vor allem an exotischen Arten interessiert sei, die vorher noch nie untersucht wurden. „All diese Disziplinen zusammenzuführen, macht Spaß“, sagt Piel.

Explodierendes Düsentriebwerk weckte Interesse

„Mein Interesse für die Forschung geweckt hatte einst mein Vater“, sagt der ETH-Professor. Dieser habe einst als Jugendlicher die Modelleisenbahn mit einem selbstgebastelten Düsentriebwerk antreiben wollen. Dazu habe er eine leere Patronenhülse mit selbst gemachtem Schießpulver gefüllt, auf einem Waggon befestigt und gezündet. Dabei explodierte der Zug im Wohnzimmer, statt angetrieben zu werden. „Das hat mich fasziniert. Und weil mein Vater das Rezept für das Schießpulver nicht herausrücken wollte, habe ich mich selbst anhand von Büchern schlaugemacht. Das hat mein Interesse für die Chemie geweckt“, erzählt Piel.

Später studierte und promovierte Piel in Chemie und hatte in Bonn eine Chemieprofessur inne, ehe er ans Institut für Mikrobiologie der ETH Zürich berufen wurde. „Im Studium gefielen mir die komplexen Molekülstrukturen in der organischen Chemie. Ich knobelte herum, welche und wie viele Syntheseschritte nötig sind, um solche Strukturen zu bauen. Das hat mich zur Erforschung der Naturstoffe geführt, die ebenfalls sehr komplex aufgebaut sind“, sagt der ETH-Professor.

Lücke schließen

Mit seinem Teil des Preisgelds wird Piel eine Postdoktorandenstelle finanzieren, um neuartige Peptide zu finden und zu untersuchen. „In Bakterien schlummern viele unentdeckte Naturstoffe, die antibiotisch wirken und uns somit helfen können, die Antibiotikakrise zu meistern“, erklärt der Forscher. Firmen seien ziemlich zurückhaltend bei der Erforschung dieser Substanzen, unter anderem weil sich das für sie meist nicht rechnet. Die Entwicklung neuer Antibiotika ist teuer, und kaum ist eines auf dem Markt, können schnell Resistenzen dagegen auftreten.

„Die akademische Forschung soll diese Lücke schließen“, findet Piel. Er ist guter Dinge, dass dies gelingt. Weltweit seien zahlreiche Forschungsgruppen damit beschäftigt, neue Naturstoffe zu finden und für den medizinischen Einsatz zu erforschen.

Für ihn hat sich der Wechsel an die ETH Zürich gelohnt. „Die ETH hat mir unglaublich viel ermöglicht.“ Die Studierenden seien sehr gut und hoch motiviert, die große Kollegialität im Institut für Mikrobiologie erlaube unkomplizierte und spannende Kollaborationen. Zudem ist Piel froh über die solide Grundfinanzierung für seine Professur. „Dies erlaubt es mir, Pionierprojekte durchzuführen, ohne auf Drittmittel angewiesen zu sein. Das alles ist ein unglaubliches Privileg“, betont der frisch gebackene Preisträger.

Jung-Preis für Medizin

Seit 1976 verleiht die in Hamburg ansässige und unabhängige Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung den prestigeträchtigen und hoch dotierten Jung-Preis für Medizin. Mit ihren jährlich verliehenen Preisen würdigt sie herausragende wissenschaftliche Leistungen, die das Potenzial haben, Diagnostik und Therapie nachhaltig zu verändern oder dies bereits getan haben.

Text: Peter Rüegg

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