Aus den Kliniken

Hepatitis-E-Viren überleben im Ejakulat chronisch-infizierter Patienten

17.02.2021 - DZIF-Wissenschaftler fanden heraus, dass Hepatitis-E-Viren bei chronisch-infizierten Patienten im Ejakulat viel länger überdauern als im Serum.

Hepatitis E ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit der Leber. Sie wird durch das Hepatitis-E-Virus (HEV) verursacht und heilt in den meisten Fällen von selbst aus. Bei Patienten, deren Immunsystem beispielsweise wegen einer Transplantation gedrosselt wurde, kann die HEV-Infektion jedoch chronisch verlaufen und bereits nach wenigen Jahren zu einer Leberzirrhose führen. Die DZIF-Wissenschaftler Priv.-Doz. Dr. Sven Pischke und Dr. Thomas Horvatits vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) machten in der Klinik bei genau diesen chronisch-infizierten Patienten eine Beobachtung: Trotz antiviraler Therapie und zunächst sinkender Virus-Konzentration im Blut wurde die Virushepatitis E wieder reaktiviert. Der Frage, warum das so ist, gingen Sven Pischke, Thomas Horvatits und ihr Team in Kooperation mit Prof. Dr. Eike Steinmann (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Reimar Johne (Bundesamt für Risikobewertung) und Kollegen in einer Pilotstudie nach und fanden heraus, dass Hepatitis-E-Viren bei chronisch Infizierten im Ejakulat viel länger überdauern als im Serum.

Dazu untersuchten Pischke und Horvatits in ihrer Studie mittels Elektronenmikroskopie, Polymerase-Kettenreaktion, Dichtezentrifugation und Genomsequenzierung das Blut, den Urin, den Stuhl und das Ejakulat von insgesamt neun Hepatitis-E-Patienten: darunter drei immunsupprimierte Patienten mit einer chronischen Virushepatitis E und sechs weitere Probanden mit einem intakten Immunsystem und einer akuten Hepatitis-E-Infektion. Bei zwei der drei chronisch-infizierten Patienten fand sich im Ejakulat eine erheblich höhere Viruslast als im Blut. Unter Therapie mit dem antiviralen Medikament Ribavirin konnten keine Hepatitis-E-Viren mehr im Blut nachgewiesen werden, im Ejakulat hingegen schon. Im weiteren Verlauf stieg die Viruslast in Serum, Ejakulat und Stuhl wieder rapide an – ein möglicher Hinweis auf eine den ganzen Körper betreffende Reaktivierung der Hepatitis-E-Infektion. Im Gegensatz dazu befand sich bei keinem der sechs immunkompetenten Patienten mit einer akuten Hepatitis E das HEV im Ejakulat, einem möglichen Virusreservoir.

„Die Evolution hat hervorgebracht, dass die Blut-Hoden-Schranke für Zellen des Immunsystems und Schadstoffe undurchlässig ist“, erklärt Sven Pischke. „Wenn sich Patienten mit geschwächter Immunabwehr mit Hepatitis E infizieren, kann das Virus die Schranke ungehindert passieren und in den männlichen Keimdrüsen verweilen. In diesem Fall ist die Blut-Hoden-Schranke von Nachteil für die Patienten, denn Immunzellen können nicht in die Hoden vordringen, um die Krankheitserreger dort zu bekämpfen“, so Pischke weiter.

Ist eine Hepatitis-E-Infektion auch sexuell übertragbar?

Normalerweise erfolgt die Übertragung der Hepatitis-E-Infektion durch kontaminiertes Wasser oder durch verunreinigte Lebensmittel, z. B. über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- oder Wildfleisch. Ob chronisch-infizierte Hepatitis-E-Patienten über das Ejakulat auch infektiös für ihre Sexualpartnerinnen oder -partner sind, soll in weiteren Studien im Tiermodell getestet werden. Bis das geklärt ist, wird das Ejakulat von Hepatitis-E-Patienten in der Klinik getestet.

Die aktuelle Studie wurde im Rahmen des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (PD Dr. Pischke) und an der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Steinmann) durchgeführt. Dr. Thomas Horvatits wird aktuell durch ein DZIF-Clinical-Leave-Stipendium gefördert. PD Dr. Sven Pischke ist zudem Stipendiat der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.

Kontakt

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier

Folgen Sie der
Management & Krankenhaus

 

 

MICROSITE Gesundheits-technologie

Lesen Sie hier

MICROSITE Digitale Identität

Lesen Sie hier