Keine Zölle auf Gesundheit
20.06.2025 - Die Europäische Kommission hat ihre öffentliche Konsultation zu möglichen EU-Gegenmaßnahmen im Handelskonflikt mit den USA beendet. Deutschland muss sich für Ausnahmen stark machen.
In der nun diskutierten Liste finden sich auch In-vitro-Diagnostika (IVD) und deren Vorprodukte sowie weitere medizinische Technologien. Insgesamt stehen mehr als 800 neue Zolltarifnummern im Raum. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) warnt vor weitreichenden Konsequenzen für die Patientenversorgung, die Versorgungssicherheit und die industrielle Wertschöpfung.
„Zölle auf Labordiagnostik treffen das Gesundheitssystem im Kern. Ohne Diagnose gibt es keine gezielte Therapie. Die Vorstellung, dass Labortests und Laborgeräte mit den dazugehörenden Vorprodukten und Komponenten zur Verhandlungsmasse in einem drohenden Handelskrieg werden, ist mehr als besorgniserregend“, erklärt Dr. Martin Walger, Geschäftsführer des VDGH. „Arzneimittel sollen aus humanitären Gründen ausgenommen werden. Das ist gut und richtig, greift aber zu kurz“, sagt Walger.
Der VDGH fordert daher die EU-Kommission nachdrücklich auf, medizinische Technologien vollständig von Handelszöllen und Exportbeschränkungen auszunehmen. Um eine flächendeckende patientenzentrierte Gesundheitsversorgung nicht zu gefährden, braucht es auf europäischer Ebene politische Klarheit und entschlossenes Handeln. Auch Deutschland ist in der Verantwortung, sich jetzt in Brüssel für eine Ausnahme von Gesundheitsgütern einzusetzen. Der VDGH unterstützt ausdrücklich die Forderung nach einem sektorspezifischen „Zero-for-Zero“-Ansatz in einem transatlantischen Handelsabkommen, das gegenseitig auf Zölle für Gesundheitsgüter und deren Vorprodukte verzichtet.
Die IVD-Branche ist hochvernetzt, innovationsstark und international aufgestellt. Viele ihrer Produkte bestehen aus Vorprodukten und spezialisierten Komponenten, die nicht einfach ausgetauscht werden können. Die vom VDGH ebenfalls vertretene Life-Science-Research-Industrie ist durch drohende Zölle auf Enzyme besonders betroffen. Enzyme haben wichtige Funktionen im Stoffwechsel von Lebewesen und beschleunigen biochemische Reaktionen. Die Entwicklung neuer Diagnostika, Arzneimittel und Impfstoffe, aber auch ökologische Errungenschaften wie das Bio-Recycling sind ohne Enzyme unmöglich. Zusätzliche Handelshemmnisse würden bestehende Lieferketten empfindlich stören – mit massiven Auswirkungen auf die medizinische Versorgung und darüber hinaus.
„Wir brauchen verlässliche Handelsbeziehungen, um die Versorgung mit diagnostischen Leistungen auch in Zukunft zu sichern“, so Walger weiter. „Die Politik muss jetzt ein Zeichen setzen: Gesundheit gehört nicht auf die Sanktionsliste.“
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