IT & Kommunikation

Mobile Health bietet neue Chancen mit Hilfe von Apps

02.07.2015 -

Die Patientenbehandlung mit Hilfe von Apps ist keine ferne Zukunftsvision. Damit mobile Dienste ihr volles Potential entfalten, müssen sie aber diverse Anforderungen erfüllen.

Gesundheitsbezogene Apps erfreuen sich großer Beliebtheit: Jeder fünfte Deutsche nutzt mobile Dienste in Bezug auf medizinische Themen – das ergab eine 2014 veröffentlichte Umfrage der Krankenkasse IKK classic. Mehr als 20% der Befragten gaben an, Apps auf einem Smartphone oder Tablet-PC zu nutzen, um sich über Erkrankungen zu informieren oder gesundheitsbezogene Werte wie den Blutdruck zu erfassen. Besonders gefragt sind organisatorische Unterstützung und Informationen: So führten Apps, die persönliche Daten für den Notfall speichern, Erste-Hilfe-Tipps geben oder Terminvereinbarungen erleichtern, die Liste der beliebtesten Dienste an. Zurückhaltend zeigten sich die Befragten bei einem Austausch von patientenbezogenen Daten: Zwar fand es die Mehrheit der Teilnehmer praktisch, Daten direkt an einen Arzt zu übermitteln, viele fürchten sich dabei aber vor einem geteigerten Fehlerrisiko und mangelnder Datensicherheit.

Ein hohes Maß an Sicherheit beim Austausch von sensiblen Daten zu gewährleisten, ist nur eine der Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um die Möglichkeiten mobiler Technologien zu nutzen. Damit dies gelingt, ist ein interdisziplinärer Austausch erforderlich, der verschiedene regulatorische, klinische, technische und psychologische Anforderungen miteinander in Einklang bringt. Dass darin große Chancen für den Gesundheitsmarkt liegen, ist unter Experten unstrittig: Dem Einsatz mobiler Dienste wird das Potential zugeschrieben, die Patientenversorgung zu revolutionieren.

Daher befasst sich etwa das Bundesinstituzt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit der Frage, wie der Gesetzgeber die Weichen stellen kann, um das Potential der Lösungen aus dem Bereich Mobile Health (mHealth) auszuschöpfen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Abgrenzung von "Medical Apps", die individuelle Patienteninformationen und medizinische Kompetenz zusammenführen sowie direkt Einfluss auf Diagnostik und Therapie nehmen, zu Apps, die sich Fitness und Ernährung widmen. Denn erfüllt eine Anwendung die Kriterien für eine "Medical App", unterliegt sie dem Medizinproduktegesetz.

Aufgrund der zahlreichen Angebote, die über das Internet vertrieben werden, stellt die Überwachung des Marktes die Behörden vor Herausforderungen. Für die Anbieter bedeutet dies zudem, dass jedes Update erneut den Zulassungsprozess durchlaufen muss. Solch langwierige Validierungsverfahren fordern auch im klinischen Bereich heraus: Wird eine Studie abgeschlossen, die den Nutzen eienr "Medical App" belegt, kann es vorkommen, dass die zugrunde liegende Technik aufgrund der rasanten Fortschritte auf diesem Gebiet bereits veraltet ist.

Damit der Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis gelingt, müssen Forscher und Entwickler eng zusammenarbeiten. Nur so lassen sich Lösungen finden, die den technologischen Fortschritt und die erforderlichen klinischen Validierungen miteinander in Einklang bringen. Auf der technischen Seite sind außerdem Anforderungen an Interoperabilität und Integration in bestehende Infrastrukturen zu beachten. Denn der Austausch zwischen verschiedenen mobilen Endgeräten und bewährten IT- und Kommunikationssystemen muss reibungslos funktionieren.

Aber auch psychologische Aspekte spielen bei der mHealth-Nutzung eine Rolle: Nach der Installation lässt das Interesse der Anwender in vielen Fällen schnell nach, wenn eine App nicht benutzerfreundlich gestaltet ist. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen verschiedener Zielgruppen. Ältere Nutzer zeigen etwa eine hohe Akzeptanz simpler Einnahmenerinnerungen zur Steigerung der Therapietreue bei der medikamentösen Behandlung. Spielerische "Gamification"-Ansätze könnten solche Erinnerungsdienste künftig auch für junge Patienten interessant gestalten.

Erste Erfolge

Trotz der komplexen Anforderungssituation zeigen erste Projekte bereits, wie das Potential mobiler Dienste in der Patientenversorgung genutzt werden kann. Besonders vielversprechend ist mHealth in der Behandlung chronisch kranker Patienten. So hat das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Essen ein "ConnectedCare"-Kommunikationsframework entwickelt, das derzeit in verschiedenen Use Cases für den Roll-out vorbereitet wird.

Auf Basis der Technologie der elektronischen Fallakte (eFA) wird der Austausch von Informationen zwischen dem Arzt und dem Patienten über dessen Endgerät ermöglicht. Bewährte Verschlüsselungstechniken und ein tokenbasiertes Berechtigungssystem sorgen für hohe Datensicherheit. Das Framework soll den Erkrankten als aktiven Partner eng in die Behandlung einbinden. Die Schnittstelle zwischen den Patienten und der Infrastruktur ist die "ConnectedCare"-App. Patienten können den Therapieplan einsehen, ihre Vitalparameter wie den Blutdruck oder auch ihr subjektives Befinden erfassen. Erinnerungsdienste unterstützen bei der Medikamenteneinnahme.

Als zentraler Erfolgsfaktor für eine hohe Akzeptanz bei Ärzten und Patienten hat sich dabei erwiesen, dass sich die Technologie ohne großen Mehraufwand in die bestehende Arzt-Patient-Beziehung, in Arbeitsprozesse und in die IT-Systeme integrieren und sich darüber hinaus leicht bedienen lässt. Die "ConnectedCare"-Infrastruktur soll künftig in weiteren Anwendungsbereichen wie etwa der Transplantationsmedizin oder Rehabilitation zum Einsatz kommen. Weitere Funktionen, die Patienten bei Verhaltensänderungen im Rahmen der Therapie unterstützen können, sollen dabei modular ergänzt werden.

Das Beispiel "ConnectedCare" und weitere Pilotprojekte belegen bereits heute den Nutzen von mHealth für die Patientenversorguntg. Interdisziplinäre Kooperationen sorgen dafür, dass die vielfältigen Herausforderungen erfolgreich bewältigt werden können, um die Arzt-Patient-Beziehung dank mobiler Technologien nachhaltig zu verbessern.

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