Aus den Kliniken

OP-Bericht und Röntgenbild sekundenschnell in der Arztpraxis

Elektronische Fallakte: Städtisches Klinikum zieht erfolgreiche Zwischenbilanz bei Pilotprojekt

29.06.2010 -

Eine neue Kommunikationsplattform für Ärzte hat das Städtische Klinikum München realisiert und in den beiden Darmzentren der Klinikstandorte Neuperlach und Bogenhausen als Pilotprojekt seit März 2010 im Echtbetrieb erfolgreich getestet: die elektronische FallAkte (eFA). Deutschlandweit setzt dieses Projekt erstmalig die komplexe Sicherheitsarchitektur der eFA vollständig um. Als Partner im ambulanten Bereich beteiligen sich drei Spezialambulanzen für Gastroenterologie sowie zwei Praxen für Strahlentherapie und zwei Allgemeinmediziner, die ihre Darmkrebspatienten gemeinsam mit den Darmzentren betreuen. Ein rascher Ausbau der Kapazitäten und die Ausdehnung auf weitere Fachgebiete sind geplant.

„Die elektronische FallAkte stellt die ärztliche Kommunikation über Einrichtungsgrenzen hinweg auf eine qualitativ neue Stufe, sie kann den Informationsaustausch bei komplexen Behandlungsabläufen effizient unterstützen", sagt Reinhard Fuß, Geschäftsführer am Städtischen Klinikum München. Das seit März 2010 laufende Pilotprojekt zeigt jetzt im Echtbetrieb, mit einer überschaubaren Zahl an Patienten und Partnern, dass das technische System wirklichen medizinischen Nutzen bringt - für die Ärzte und vor allem auch die Patienten. Ganz bewusst stand ein komplexes Krankheitsbild im Fokus - der Darmkrebs. Die Darmzentren am Städtischen Klinikum München arbeiten seit Jahren eng mit ambulanten Fach- und Hausärzten zusammen. Als eFA-Partner gewann das Klinikum vier Gastroenterologen, einen Facharzt für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Endoskopie, zwei Strahlentherapeuten und einen hausärztlich tätigen Allgemeinmediziner in München und Umgebung. „Damit bezieht die eFA Darm die gesamte Behandlungskette mit ein", erläutert Dr. Jan Güssow, Bereichsleiter für neue Versorgungsformen: Gastroenterologen, Hausärzte, Chirurgen und Pathologen, Radiologen, Labormediziner und Strahlentherapeuten. Als erstes eFA-Netz in Deutschland integriert das Städtische Klinikum München den eFA-Standard komplett in sein Klinikinformationssystem. Mit der mehrstufigen eFA-Sicherheitsarchitektur erfüllt die Münchener Lösung somit sämtliche Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit in diesem sensiblen Bereich.

„Die Patienten fühlen sich einfach besser betreut"
Das Hauptaugenmerk in der Pilotphase lag auf dem Informationsfluss: Wichtige Informationen über ihre Patienten brauchen Ärzte möglichst zeitnah, wenn der Patient in die Sprechstunde oder in die Klinikaufnahme kommt. „Gibt es eine elektronische FallAkte zu dem Patienten, dann kann ich sofort vom Arztcomputer aus auf sämtliche Informationen zugreifen - ich sehe, was andere Ärzte bereits unternommen haben. Die Patienten merken das, sie fühlen sich rundum besser betreut", sagt Oberarzt Dr. Holger Seidl, Gastroenterologe im Darmzentrum Bogenhausen. Bislang musste der Arzt oft zum Telefonhörer greifen, wenn beispielsweise ein Laborbefund noch mit der Post unterwegs war oder der Patient den Arztbrief vergessen hatte. „Manche Untersuchung mussten wir auch doppelt ansetzen, weil der Befund sich nicht rasch genug beschaffen ließ, oder weil uns mitunter eine frühere Untersuchung gar nicht bekannt war." Weil in der FallAkte sämtliche Verordnungen und weitere notwendige Behandlungsschritte ersichtlich sind, kann der Arzt die Behandlung im Sinne des Patienten jederzeit konsequent fortführen. Der niedergelassene Internist und Gastroenterologe Dr. Berndt Birkner, zugleich Vizepräsident des Netzwerks gegen Darmkrebs e.V. in München, sieht in der elektronischen FallAkte ein „digitales Werkzeug zur besseren Kommunikation und Koordination zwischen niedergelassenen und stationären Ärzten". Heute führten die Sektorgrenzen des deutschen Gesundheitswesens häufig zu einem „diskontinuierlichen Versorgungsweg mit Doppeluntersuchungen, Qualitäts- und Zeitverlust. Gerade die Betreuung von Patienten mit Dickdarmerkrankungen - Darmpolypen und Darmkrebs - erfordert aber ein hohes Maß an Koordination." Für Darmkrebspatienten gibt es zudem eine umfangreiche Leitlinie für die Nachbehandlung. Dank eFA lässt sie sich deutlich konsequenter umsetzen: Der niedergelassene Facharzt sieht per Computer, wann eine Nachuntersuchung ansteht, oder ob der Patient, der lange nicht in seine Sprechstunde kam, vielleicht gerade in der Klinik ist.

Ambulante Ärzte gewinnen Kompetenzen
Zu Beginn sei von einigen niedergelassenen Ärzten die Sorge geäußert worden, Patienten an die Klinik zu verlieren, schildert Dr. Seidl. „Mittlerweile sehen sich die beteiligten Kollegen aber sogar deutlich besser als vorher in die Behandlung der Patienten integriert." Sie fragen zu ihren Darmkrebs-Patienten regelmäßig Informationen aus der Klinik ab und stellen zudem selbst ihre Befunde in die Plattform ein.

„Bei einem Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs muss ich regelmäßig die Lunge und andere innere Organe auf Metastasen untersuchen", erläutert Dr. Wolfgang Wegerle, niedergelassener Spezialist für Gastroenterologie, während der Zusammenarbeit im Vorfeld, ein Beispiel aus seiner Praxis: „Mit wenigen Mausklicks kann ich mir in der eFA ältere Röntgenbilder und Befunde aus der Klinik auf meinen Schirm holen, ohne Zeitverzug die beiden Bilder vergleichen und etwaige Veränderungen sofort feststellen."
„Wir konnten in dem Pilotprojekt zeigen, dass der Informationsfluss zwischen Praxen und Klinik in beide Richtungen funktioniert", sagt Dr. Seibert. „Manche Arztpraxen haben allerdings Probleme, weil ihr Softwaresystem nicht eFA-kompatibel ist."

Die Softwarehersteller seien gefragt, den Standard zügig umzusetzen. Die Vernetzung mit den niedergelassenen Ärzten funktioniere aber auch über eine gesicherte Internetverbindung zuverlässig. Damit ist das Klinikum für die Zukunft gut gerüstet: „Unsere Lösung ist sehr flexibel erweiterbar, ohne dass Konflikte etwa mit Datenschutz und Datensicherheit zu erwarten sind. So kann das Klinikum problemlos weitere Partner in das bestehende Netzwerk integrieren - niedergelassene Ärzte ebenso wie andere Kliniken. Auch einer überregionalen Nutzung steht technisch nichts im Wege.

Kontakt

Städisches Klinikum München

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