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Zeit für mehr Zuwendung - Digitalstrategie bei Agaplesion

21.10.2021 - Agaplesion hat sich als einer der ersten Gesundheitskonzerne in Deutschland schon 2005 mit ­einer eigenen Digitalstrategie auf den Weg in die digitale Zukunft begeben. Sie soll „Zeit schaffen für das Wesentliche: Die Zuwendung zu den ­Menschen“.

Corona gilt als Treiber der Digitalisierung. „Da ist natürlich was dran“, sagt Claudia Möller“, Innovationsmanagerin bei Agaplesion. Es sei „aber auch stark übertrieben“. Sie plädiert für eine realistische und nüchterne Betrachtungsweise. Ihre These lautet: „Digitalisierung war auch schon vor Corona ein großes Thema im deutschen Gesundheitswesen. Aber einen echten Digitalisierungsdruck wie andere Branchen – etwa im Einzelhandel – hatten Gesundheitsanbieter hierzulande bislang nicht.“ Dazu sei die Branche – insbesondere der Bereich Wohnen und Pflegen – zu traditionell geprägt. Auch die Kunden verhielten sich noch sehr klassisch und bevorzugen den persönlichen Kontakt mit dem Arzt oder der Pflegekraft.

Corona habe diese Tradition erstmals richtig infrage gestellt – und einen Druck aufgebaut, dem sich deutsche Gesundheitsanbieter nicht länger entziehen können, ist sich Claudia Möller sicher. „Als die Türen in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen geschlossen werden mussten, war die Sehnsucht nach Nähe groß. Digitale Innovationen bieten gerade hier Chancen und Optionen.“ In den Krankenhäusern habe die Angst vor einer Ansteckung dazu geführt, „dass Patienten aus den Praxen oder Gesundheitseinrichtungen nach Möglichkeit weggeblieben sind. Sie haben quasi am eigenen Leib gespürt, dass Videosprechstunden oder Telemedizin keine technische Spielerei sind, sondern einen echten Nutzwert haben.“  

Digitalisierung ist Kopfsache
Diesen Umbruch im Kopf haben auch Jasper Böckel und Felix Kuna vom Berliner Start-up Myosotis und Michael Früh von F&P Robotics aus der Schweiz bemerkt, die eng mit Agaplesion im Bereich Wohnen und Pflegen zusammenarbeiten. „Corona hat Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige regelrecht dazu gezwungen, offen gegenüber digitalen Tools zu sein“, sagt Jasper Böckel. Michael Früh ergänzt: „Die Arbeit in Wohn- und Pflegeeinrichtungen ist ganz klassisch von einer intensiven Mensch-zu-Mensch-Beziehung geprägt“. Digitalisierung und Robotik stießen oft auf Skepsis und die Sorge, dass die eigene Tätigkeit herabgestuft werde. Man müsse den Mitarbeitern klar den konkreten Nutzen für die eigene Arbeit aufzeigen – dann sei die Akzeptanz sehr gut.

Mit einer App können Pflegekräfte Angehörige am Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner teilhaben lassen. Ein klassischer Chat ist sie nicht, Angehörige können jedoch über Kommentare auf Beiträge reagieren. Die App soll entlasten, dafür sorgen, dass sich die Einrichtung schnell an die Angehörigen und umliegende Dienstleister wenden kann. Das Personal hält schöne Momente aus dem Alltag fest, schreibt den Wäscheservice an, erfasst Menüwünsche digital, stellt neue Pflegekräfte vor oder leitet Corona-News weiter – Tätigkeiten, für die sonst hoher Zeit- und Personalaufwand angefallen ist. Agaplesion hat diesen Nutzen früh erkannt und war schon vor Corona Mitgesellschafter des Start-ups.

Der mobile Serviceroboter kann mit seinem Greifarm Getränke anreichen, Knöpfe drücken, Gegenstände holen oder bringen. Ebenso erinnert er an Termine oder sorgt für Unterhaltung. Seit Juli 2019 wird er im Agaplesion Bethanien Havelgarten in Berlin genutzt und weiterentwickelt. Der Einsatz im stationären Pflegebereich – und damit in der Praxis, außerhalb eines Forschungsprojekts – ist noch selten. Europaweit machen das nur wenige Gesundheitsanbieter.

Corona priorisiert die digitale Entwicklung neu
Seit Corona ist die Nachfrage nach ihren Produkten gestiegen, so das Berliner Start-up, das schnell auf Online-Schulungen umstellte. „Das ging sehr gut“, sagt Jasper Böckel rückblickend. Die App ist für ihn das „perfekte Einfallstor für die Digitalisierung“ in der Pflege. Leicht habe es die Digitalisierung noch immer nicht, denn die Sparte hänge stark hinterher. Oft hapere es in den Einrichtungen an einem WLAN oder einer stabilen Handyverbindung. Doch Corona habe eine neue Energie freigesetzt und den Druck erhöht – Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige kennen nun den Mehrwert. Es spricht sich herum, strahlt positiv auf die Arbeitgebermarke ab.  

Die Künstliche Intelligenz des Service-Roboters muss gerade am Anfang mit Wissen und Abläufen angereichert werden. Seine Lehrer sind das Pflege- und Technikpersonal von Agaplesion vor Ort, ebenso die Schweizer Entwickler, meist zugeschaltet via Online-Zugang. Doch die Agaplesion-Teams hatten aufgrund der angespannten Corona-Situation nur wenig Zeit für „Lio“. Wohnbereiche wurden neu aufgeteilt, neue Wegesysteme geschaffen, neue Abläufe und Restriktionen eingeführt. Eine echte Herausforderung für den Roboter, der neu konfiguriert werden musste, um sich in diesem neuen Umfeld zurechtzufinden.

Digital und agil  
„Wir haben neu priorisiert und den Entwicklungsplan umgeschrieben“, berichtet Michael Früh. Das Entwicklerteam des Unternehmens intensivierte die Fähigkeit zum Desinfizieren von Oberflächen und Türgriffen. Diese Entwicklungen aus Zürich können auf die anderen Lios weltweit übertragen und auf die jeweilige Örtlichkeit angepasst werden. Desinfizieren – eine wichtige Aufgabe nicht nur in Corona-Zeiten. Ein Roboter kann sich nicht anstecken, kann Mitarbeiter schützen. Auch andere „Skills“ wurden vorangetrieben und verbessert. Allen voran das sichere und feinmotorische Greifen, was zum Beispiel für das Wasserverteilen notwendig ist. „Speziell im Bereich Pflege gibt es noch sehr wenig Assistenzrobotik“, sagt der Schweizer Geschäftsführer. „Meist geht es um Unterhaltung, Reinigungsprozesse und das Abspielen von Musik.“ Lio hebe sich ab, weil er „ganz nah am Menschen dran ist und effektiv mit Handgriffen assistieren kann“.

Corona hat Claudia Möller darin bestätigt, dass der Digitalkurs bei Agaplesion genau richtig ist. Schon seit Jahren forciert das christliche Gesundheitsunternehmen digitale Prozesse und Innovationen in seinen mehr als hundert Einrichtungen. Digitale Pflegedokumentation in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen, mobile Digitale Patientenakte im Krankenhaus gehören u.a. dazu.

Kontakt

AGAPLESION gemeinnützige AG

Ginnheimer Landstr. 94
60487 Frankfurt
Hessen, Deutschland

+49 69 9533 9430
+49 69 9533 891 9430

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