Auszeichnungen

Prof. Dr. Dr. Harald zur Hausen erhält Nobelpreis für Medizin

29.04.2011 -

Prof. Dr. Dr. Harald zur Hausen erhält Nobelpreis für Medizin. Als um 10.45 am Montag, den 6. Oktober, das Telefon klingelte, erfuhr der Virologe Harald zur Hausen von einer Ehre, die nur den wenigsten Erdenbürgern im Laufe ihres Lebens zuteil wird: Der Nobelpreis für Medizin wird ihm im Dezember in Stockholm verliehen. Ganz unerwartet wird die Nachricht vom Preis aller Preise den 72-jährigen wahrscheinlich nicht ereilt haben, auch wenn er nun kokett zu Protokoll gibt, am Tag der Verkündigung im DKFZ-Labor und mit den Gedanken ganz bei der Forschung gewesen zu sein.

Im Jahr zuvor, so gibt zur Hausen zu, sei er fast etwas enttäuscht gewesen, als der Preisan ihm vorbeiging – schließlich wurde auf Grundlage von Forschungen am DKFZ der erste HPV-Impfstoff (Gardasil) 2006 zugelassen und zur Hausens jahrzehntelange Forschungen auf dem Gebiet so in die medizinische Praxis überführt.

Zur Hausen, der 1936 in Gelsenkirchen geboren wurde, studierte als junger Mann Medizin in Bonn, Hamburg und Düsseldorf – bis zum Physikum sogar im Doppelstudium mit Biologie. Dies wurde dann aber sogar einem späteren Nobelpreisträger zu viel. Bevor er voll in die Forschung stürzte, arbeitete er als Assistenzarzt in der Gynäkologie. Zur Hausen ging dann in den 60er Jahren nach Philadelphia zum Forscherehepaar Werner und Gertrude Henle, die einen Assistenten gesucht hatten – hier begann zur Hausen sich mit der Rolle von Viren bei der Entstehung von Tumoren zu beschäftigen. Große Überzeugung und eiserner Forscherehrgeiz ließen zur Hausen an den ursächlichen Zusammenhang von Viren und Krebs glauben, auch wenn in den wissenschaftlichen Kreisen ordentlich Gegenwind wehte. 1976 stellte zur Hausen dann die Hypothese auf, dass Papillomviren als alleinige Auslöser für Gebärmutterhalskrebs anzusehen seien. Die Reaktion der Kollegen beschreibt der Forscher als „freundliches Desinteresse“. Vielleicht mischte sich jedoch da schon eine Portion Neid, nicht selbst auf diesen Zusammenhang gestoßen zu sein.

Kein Appetit auf Steaks

Heute ist der Zusammenhang von Gebärmutterhalskrebs und HPV-Typen wissenschaftliche Wahrheit. Zur Hausen indes geht davon aus, dass mindestens 20 % aller Krebsarten durch Viren bedingt sind – so verweist er auf den Zusammenhang zwischen Leberkrebs infolge einer Hepatits-Infektion sowie verschiedenen Magenkrebsen durch das Bakterium Helicobacter pylori. Vielen Steak-Fans dürfte nach BSE beim Lesen seines Interview mit dem Spiegel ein zweites Mal die Lust auf das rote Fleisch vergangen sein: Der Virologe verweist auf die Koinzidenz von Darmkrebs und Rindfleischverzehr. Nicht die Garmethode, also die Entstehung von krebserregenden Stoffen beim Braten, sondern die Vorliebe ein Steak in der Mitte roh zu belassen, sei Stifter des Übels. Denn Viren benötigen schon eine gewisse Temperatur, um zu sterben.

Weniger Fortschritte sieht er bei der Behandlung von Lungenkrebs. So ist es auch der Laissez-faire-Umgang mit Rauchen in der Öffentlichkeit, der zur Hausen heute auf die Palme bringt – zum Beispiel Altkanzler Helmut Schmidt, der sich das Paffen nicht nehmen lässt. Vielleicht hilft es ja, wenn zur Hausen solche Verhaltensweisen öffentlich anprangert – denn: Wenn überhaupt jemand den Altkanzler kritisieren darf, dann doch ein Nobelpreisträger.

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