Gesundheitsökonomie

Anästhesiologie - Sepsishäufigkeit und -sterblichkeit

26.02.2013 -

Anästhesiologie - Sepsishäufigkeit und -sterblichkeit. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Kompetenznetzwerk Sepsis (SepNet) führte vom 15.01.2003 bis 14.01.2004 an 454 Intensivstationen in 310 Krankenhäusern – repräsentativ für 2.075 Intensivstationen an 1.380 deutschen Krankenhäusern – eine prospektive querschnittliche Studie durch. 3 % der beteiligten Krankenhäuser waren Universitätsklinika, 34 % akademische Lehrkrankenhäuser und 56 % allgemeine Krankenhäuser.

 Insgesamt 3.877 Patienten wurden auf das Vorhandensein der sog. ACCP/SCCM Consensus Conference Kriterien durch Vor-Ort-Besuche von erfahrenen Intensivmedizinern aus den 18 regionalen Studienzentren des SepNet gescreent.

Sepsis – Gegenwärtige Versorgungssituation in Deutschland
Die Prävalenz von Infektionen betrug 34 %. Eine schwere Sepsis bzw. einen septischen Schock hatten 11% und eine Sepsis (d.h. ohne infektionsortfernes Organversagen) 12% aller gescreenten Patienten.
 Auf Deutschland hochgerechnet bedeutet dies, dass pro Jahr 75.000 Einwohner (110 von 100.000) an einer schweren Sepsis/septischen Schock und 79.000 (116 von 100.000) an einer Sepsis erkranken. Damit stellt die Sepsis die siebthäufigste Krankenhausentlassungsdiagnose unter den lebensbedrohlichen Erkrankungen dar. Die 90-Tage-Sterblichkeit von Patienten mit schwerer Sepsis betrug 54 %.
 Mit ca. 60.000 Todesfällen stellen septische Erkrankungen die dritthäufigste Todesursache nach dem akuten Myokardinfarkt in Deutschland dar.
Nach den offiziellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hingegen, die sich auf ICD-10- basierte Krankenhausentlassungsstatistiken stützen, erkranken pro Jahr ca. 39.000 Menschen an einer Sepsis, von denen ca. 6.000 versterben.
 Die direkten anteiligen Kosten, die allein für die intensivmedizinische Behandlung von Patienten mit schwerer Sepsis anfallen, liegen bei ca. 1,77 Mrd. €. Damit werden ca. 30 % des Budgets für Intensivmedizin in die Behandlung der Sepsis investiert.

Das Leid mit den Leitlinien – „Lost in translation“
In den letzten Jahren wurden einige Behandlungsfortschritte erzielt, die sich in der täglichen intensivmedizinischen Praxis bisher nicht ausreichend umgesetzt haben.
In der Sep- Net-Studie wurden erstmalig auch die Diagnose- und Therapiegewohnheiten untersucht: von den Patienten mit schwerer Sepsis, die ein akutes Lungenversagen (acute respiratory distress syndrome; ARDS) als Komplikation entwickelten, erhielten nur 4% tatsächlich eine niedrigvolumige Beatmungstherapie (definiert als Tidalvolumen 6 ml/kg Körpergewicht).
Bei nur 18 % wurde die zentralvenöse Sauerstoffsättigung zum Kreislaufmonitoring gemessen.
Während lediglich 0,9 % der Patienten aktiviertes Protein C erhielten, kam bei 5,4 % der Patienten nicht-indiziertes Antithrombin zum Einsatz.

Sepsis-Leitlinien für Deutschland – Neuland
Verglichen mit den Behandlungsfortschritten, die in den letzten Jahrzehnten bei anderen Erkrankungen erzielt werden konnten, müssen somit erhebliche zusätzliche Anstrengungen unternommen werden.
Neben der Verbreitung der jüngst von der Deutschen Sepsis-Gesellschaft entwickelten Leitlinien zur Diagnose und Therapie der Sepsis, müssen Implementierungsmaßnahmen erarbeitet werden, damit evidenzbasiertes Wissen in den klinischen Alltag auch tatsächlich Eingang findet.

Ein erster Schritt – „Sepsis-Bündel
 „Sepsis-Bündel“ stellen eine „destillierte“ Form der Leitlinien dar und berücksichtigen die – ähnlich der Behandlung des akuten Herzinfarktes – prognostisch extrem bedeutsame Initialphase der Erkrankung.
Die Society of Critical Care Medicine (SCCM) hat ein internet-basiertes Werkzeug entwickelt, um eine Selbstkontrolle im Sinne eines „benchmarking-Projektes“ zu ermöglichen.
In Deutschland wird das Projekt unter der Schirmherrschaft der DSG durchgeführt.
Alle Intensivmediziner sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen.
 (Näheres: SepNet-Office, Jena: frank.bloos@med.uni-jena.de)

Unterstützt durch das BMBF, Förderkennzeichen: 01KI 0106.

Kontakt:
Prof. Dr. Konrad Reinhart
Universitätsklinikum Jena
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
D-Jena
Tel.: 03641/9-323119
konrad.reinhart@med.uni-jena.de
www.med.uni-jena.de

 

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