Gesundheitsökonomie

SCS-Therapie: interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Angina pectoris

01.07.2011 -

SCS-Therapie: interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Angina pectoris. Die Zusammenarbeit zwischen den Fachdisziplinen hilft, Therapieergebnisse bzw. Lebensqualität von Patienten zu verbessern – diesen Lernprozess erfährt in letzter Zeit insbesondere die Onkologie. Auf einem anderen Gebiet lieferte kürzlich der Kardiologenkongress ein Beispiel dafür, wie das Überwinden von Abteilungsgrenzen dem Patienten zugute kommt – mit einer Therapie, die sich über DRGs abrechnen lässt.

Koronare Herzkrankheiten sind weltweit die häufigste Todesursache. Eines der Symptome ist die „Herzenge“ mit Beklemmungen bis hin zu starken Herzschmerzen – Angina pectoris. Im Jahr 2005 wurden in Krankenhäusern hierzulande rund 316.000 Patienten wegen dieser Beschwerden behandelt. Allerdings lassen sie sich durch konventionelle Behandlungsmethoden – Medikamente, Ballon-Dilatation (PTCA), Bypass – nicht lindern. Die heftigen, ausstrahlenden Schmerzen bewirken bei vielen Menschen Angstzustände, die wiederum die Schmerzen noch verstärken – ein Teufelskreis für den Patienten, der die Lebensqualität stark einschränkt.

Rückenmarkstimulation (SCS)

Die Rückenmarkstimulation, umgangssprachlich auch als „Schmerzschrittmacher“ bekannt, ist seit über 40 Jahren als wirksame Therapie für schwer behandelbare Glieder- und Rumpfschmerzen anerkannt. In enger Zusammenarbeit mit Kardiologen und Neurochirurgen wurde diese Therapie vom Medizingeräte-Hersteller Medtronic zur Behandlung von Patienten mit therapierefraktärer stabiler Angina pectoris weiterentwickelt und ist seit zehn Jahren für diese Indikation zugelassen. Neben dem Effekt der Schmerzlinderung wurde bald auch eine verbesserte Durchblutung und Reduktion der Anfallshäufigkeit bei den stimulierten Angina-pectoris-Patienten beobachtet.

Die Neurostimulation nutzt die auf elektrischen Reizen basierende Erregbarkeit der Nervenfasern. Dazu wird eine Mikroelektrode mithilfe einer Punktionsnadel unter örtlicher Betäubung nahe der Rückenmarksnerven implantiert. Der Neurostimulator in Größe einer Taschenuhr, der die Stromimpulse erzeugt, wird unsichtbar unter der Bauchhaut des Patienten platziert und mit der Elektrode verbunden. Die Elektrode gibt stimulierende elektrische Impulse ab, wodurch die Schmerzweiterleitung in den Nervenbahnen des Rückenmarks unterdrückt wird. Durch die kleinen Abmessungen und das sehr dünne Profil bietet beispielsweise der neueste wiederaufladbare Neurostimulator RestoreUltra dem Patienten einen hohen Komfort. – Der Patient fühlt dort ein leichtes, angenehmes Kribbeln, wo vorher die Schmerzen waren. Mit dem Patientenprogrammiergerät, das wie eine Fernbedienung funktioniert, kann der Patient die Intensität, den Zeitpunkt und die Dauer der Stimulation innerhalb der vom Arzt vorgegebenen Grenzen flexibel seinem individuellen Scherzempfinden anpassen.

Neurostimulation wirkt positiv auf Symptomatik

Die sofortige Schmerzlinderung während eines Anfalls beträgt laut einer Studie der Charité unter Leitung von Prof. Dr. Heinz Theres bis zu 80 %. Spürt der Patient erste Anzeichen eines Anfalles, kann er bereits die Neurostimulation aktivieren – und damit den Anfall bereits im Vorfeld stark abmildern; die Angst vor dem nächsten Anfall geht zurück. Eine individuell auf den Patienten abgestimmte Zeitintervallsteuerung durch Programmierung der Stimulation kann weiteren Anfällen vorbeugen, ohne dass eine Bedienung durch den Patienten notwenig ist. Die Häufigkeit und Intensität der Anfälle wird dadurch reduziert und der Bedarf an Medikamenten minimiert.

Erfolgsmessung

Seit 2001 wird die Neuromodulation der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft zur Behandlung therapierefraktärer Angina pectoris (A Level) empfohlen. In Deutschland findet die SCS selten Anwendung – nur bei ca. 90 Patienten jedes Jahr, insbesondere in Bad Oeynhausen, an der Charité sowie in Köln, Hamburg und anderen führenden Einrichtungen. In Skandinavien und Italien wird sie deutlich häufiger genutzt. Einer Vielzahl von Patienten, die von dieser Therapie profitieren würden – bis zu 20.000 p. a. in Deutschland –, wird sie vorenthalten.

Vernetzung der Disziplinen essentiell

Ein Grund für die Seltenheit der Anwendung liegt darin – so Dr. Siegfried Eckert vom Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen – dass Kardiologie, Anästhesist und Neurochirurg zusammenarbeiten müssen, um diese Therapie zu realisieren. „Mir kann keiner mehr helfen“ – ohne das Kommunizieren der wichtigen Therapieoption durch den Kardiologen und ohne die fachliche Umsetzung durch die Kollegen bleibt es bei dieser Aussage von Patienten mit signifikant eingeschränkter Lebensqualität – die Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg ist somit ein Auftrag an die Kollegen im hippokratischen Sinn. In der Verbreitung solcher interdisziplinären Ansätze an unsere Leser sehen wir bei Management & Krankenhaus eine unserer wichtigsten Aufgaben.

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