Hygiene

Prof. Dr. Peter Kern im Interview über das Comprehensive Infectious Diseases Center

02.06.2011 -

Prof. Dr. Peter Kern im Interview über das Comprehensive Infectious Diseases Center. Das neue Comprehensive Infectious Diseases Center (CIDC) am Universitätsklinikum Ulm organisiert bei der Erkennung und Behandlung hochkomplexer Infektionserkrankungen die dringend notwendige intensive und strukturierte Zusammenarbeit von klinisch tätigen Ärzten, spezialisierten Labors und Wissenschaftlern. Die fächerübergreifende Forschergruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Mit dem Ausbau des CIDC wird ein neues Organisationselement für die Klinische Infektiologie geschaffen. Schon bisher war die Ulmer Infektiologie gut strukturiert, besaß einen eigenen Stations- und Hochschulambulanzbetrieb und war vernetzt mit diagnostisch-mikrobiologischen Einrichtungen. Ulrike Hoffrichter sprach mit Prof. Dr. Peter Kern, Sprecher des CIDC und Leiter der Sektion Infektiologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Ulm.

Management & Krankenhaus: Auf wessen Initiative geht das CIDC zurück?

Peter Kern: Das BMBF unterstützt bereits seit einigen Jahren den Aus- und Aufbau der Infektiologie als interdisziplinäres Fach an den Universitäten. Zu diesem Zweck stellt das Ministerium Gelder zur Verfügung, um die Forschung voranzubringen. So erhielten z. B. Freiburg und Regensburg für sechs Jahre Fördergelder. Um die Forschung im interdisziplinären Gebiet der Infektiologie voranzubringen und Deutschland auf ein international anerkanntes Niveau zu bringen, unterstützt das BMBF nochmals gewisse Kernzentren. Hierfür haben sich Einrichtungen in Gießen, Köln, Ulm und Jena qualifiziert.

In Ulm hat sich die Forschung auf dem Gebiet der Infektiologie schon seit vielen Jahren erfolgreich etabliert. Durch die Unterstützung erhalten wir nun noch bessere Möglichkeiten, geben der Arbeit eine ganz neue Qualität und konnten erstmals ein Zentrum etablieren.

Was ist Gegenstand ihrer Arbeit?

Peter Kern: Anlass für die Einrichtung des Expertennetzes war die Tatsache, dass die gezielte und sorgsame Behandlung von Infektionen heute dringlicher denn je sein muss. Ein Grund dafür ist, dass die „Wunderwaffen“ gegen bakterielle Infektionen, die Antibiotika, stumpf zu werden drohen.

Experten schätzen, dass jedes zweite Antibiotika-Rezept unnötig ausgestellt wird, gleichzeitig werden immer weniger neue Antibiotika entwickelt. Ihr exzessiver Einsatz begünstigt die Resistenzentwicklung, ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika kann sie hingegen verzögern. Wir wollen daher beispielsweise Strategien entwickeln, die dazu beitragen, Antibiotika achtsam einzusetzen.

Des Weiteren wollen wir die Forschung im interdisziplinären Feld der Infektionen voranbringen. Die Infektiologie als typisches „Querschnittsgebiet“ betrifft fast alle Fachgebiete, ihm mangelt es jedoch an einem eigenen Sachgebiet … nirgendwo wird die Infekiologie wirklich abgebildet. Daher tut es Not, gerade ihr besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Was wir in diesem interdisziplinären Feld erforschen und entwickeln, kommt allen Fächern zugute. Von den hier erarbeiteten Leitlinien profitieren somit die verschiedensten Disziplinen. Weitere Informationen bietet auch die homepage www.cidc.de.

Die tragenden Säulen des CIDC sind die Infektionsboards. Was machen deren Mitglieder konkret?

Peter Kern: Die Klinik- und Institutsübergreifenden Expertengremien besprechen komplizierte Fälle von Infektionskrankheiten und legen individuelle Therapien fest. Sie geben bei Bedarf Therapie-Empfehlungen ab und werden so nach und nach verbindliche Behandlungspfade entwerfen können. Daraus wiederum lassen sich fächerübergreifende Leitlinien entwickeln.

Des Weiteren wollen sie ein Qualitätsmanagement einrichten. Hierzu gehört beispielsweise der Aufbau einer Datenbank, um prospektive virologische und klinische Parameter zu erfassen. Das legt die Grundlage für weiterführende Forschungsprojekte.

Können sich Ärzte deutschlandweit an das CIDC wenden?

Peter Kern: Das Zentrum wurde installiert, um dem Ulmer Universitätsklinikum, den angeschlossenen Satelliteneinrichtungen und niedergelassenen Ärzten Hilfe und Unterstützung bei Fragen rund um die Infektiologie anzubieten. Damit agieren wir in einem regional begrenzten Raum.

Neben sechs Instituten sind 16 Einzelkliniken Mitglieder des CIDC. Darüber hinaus arbeiten wir mit kooptierten Mitgliedern zusammen, nämlich mit bestimmten Abteilungen der Akademischen Lehrkranken- häuser und ambulanten Einrichtungen, sofern sie an der unmittelbaren oder mittelbaren Versorgung von Patienten mit Infektionskrankheiten beteiligt sind. Kooptierte Mitglieder könnten aus der gesamten Bundesrepublik kommen.

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