IT & Kommunikation

„AiDKlinik" reduziert die Zahl der Wechselwirkungen von Medikamenten

06.08.2010 -

Um lebensbedrohliche Erkrankungen in den Griff zu bekommen, erhalten Patienten auf der Intensivstation meist zahlreiche Medikamente gleichzeitig. Selbst für Experten ist die Vielzahl möglicher Neben- und Wechselwirkungen kaum noch überschaubar. Die Arbeitsgruppe von Dr. Thilo Bertsche, Leiter der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie an der Uniklinik Heidelberg, hat nun zeigen können, dass Ärzte mithilfe des Arzneimittelinformationssystems „AiDKlinik" schwerwiegende Ereignisse, die infolge von Wechselwirkungen auftreten, um etwa die Hälfte senken.

„Bisher hatten wir mit unserem Tool ‚AiDKlinik‘ die ärztlichen Verordnungen nachweislich verbessert und gezeigt, dass keine neuen Fehler dadurch entstehen. Jetzt jedoch haben wir nachgewiesen, dass sich auch Laborwerte und klinische Befunde dadurch ändern. Nicht viele Systeme weltweit können von sich behaupten, klinisch relevante Ereignisse aufgrund von Arzneimittelinteraktionen um nahezu die Hälfte verringern zu können", sagt Prof. Dr. Walter E. Haefeli, Ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Uniklinikum Heidelberg.

Fehlerhafte Verschreibungen, unberücksichtigte Wechselwirkungen, Gegenanzeigen oder Anwendungsbeschränkungen sind immer wieder Ursache für unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die vermeidbar wären. Das am Klinikum entwickelte „AiDKlinik" hilft, dies zu reduzieren. Zwar erfordert es der Zustand von Intensivpatienten häufig, dass trotz bekannter Interaktionen bestimmte Medikamente verabreicht werden, das Ziel ist jedoch, klinisch relevante Ereignisse, die den Patienten gefährden können, zu verhindern.

Für die Studie auf einer Intensivstation am Klinikum Heidelberg wurden die Daten von 265 Patienten untersucht. Berücksichtigt wurden nur Patienten, die acht oder mehr Medikamente gleichzeitig erhielten. Am zweiten Tag nach der Aufnahme wurden die verordneten Medikamente mithilfe des Arzneimittelinformationssystems überprüft. Zur nächsten Visite erhielten die zuständigen Ärzte ein Protokoll über mögliche Arzneimittelinteraktionen und, falls erforderlich, auch konkrete Handlungsempfehlungen, um klinische Auswirkungen zu vermeiden. Durch dieses Vorgehen wurden die unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit Wechselwirkungen um 43% verringert. Einige der kritischsten Ereignisse wie EKG-Veränderungen und Elektrolytstörungen, die schwere Herzrhythmusstörungen nach sich ziehen können, wurden um 64% bzw. 80%, gesenkt. Auch erhielten weniger Patienten zusätzliche Medikamente, um Nebenwirkungen zu therapieren.

Das Arzneimittelinformationssystem „AiDKlinik" wurde von der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie des Uniklinikums Heidelberg gemeinsam mit der Klinikums-Apotheke und der Medizinische Medien Information (MMI, Neu-Isenburg) in den vergangenen Jahren entwickelt und kontinuierlich erweitert. Es handelt sich um einen elektronischen Berater auf Internet-Basis, der von Kliniken und Praxen genutzt werden kann. Zahlreiche relevante Patientendaten, wie Alter, Nierenfunktion, Schwangerschaft etc., werden in die Informationsverarbeitung mit einbezogen.

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