IT & Kommunikation

Dr. Armin P. Wurth: Interview über KIS und PACS

25.07.2011 -

Dr. Armin P. Wurth: Interview über KIS und PACS. Entspricht die Ausstattung meines Krankenhauses dem Trend im Markt? Wohin geht der Weg bei KIS und PACS? Verwaltungsleiter, IT-Leiter und Chefärzte, die sich diese Fragen stellen, erhalten im folgenden Interview Antworten: Michael Reiter diskutierte im Rahmen der conhIT mit dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes der Beratungsunternehmen im Gesundheitswesen (VBGW) Dr. Armin P. Wurth.

Management & Krankenhaus: Herr Dr. Wurth, wie sieht die Entwicklung des hiesigen KISMarktes aus?

Dr. Armin P. Wurth: Noch vor wenigen Jahren gab es eine Vielfalt an Anbietern – kleine, mittelgroße und auch einige große. Nach der Konsolidierung ist heute der Markt weitestgehend verteilt. Die bezogen auf die Anzahl der Installationen von kompletten KISLösungen ‚Großen‘ Anbieter – Agfa HealthCare und Siemens – liegen an der Spitze, dahinter folgen im Mittelfeld die Firmen TE, iSoft, Nexus und Fliegel Data, die heute zur CompuGroup gehören. SAP befindet sich im ERP-Bereich mit R/3 deutlich auf dem Vormarsch, hingegen mit ISH (Patientenmanagement) eher auf dem Rückmarsch, jeweils bezogen auf die Installationszahlen. Die klinische Applikation i.s.h.med – hälftig in der Eigentümerschaft von Siemens und T-Systems Austria – hat nach unserer Beobachtung insgesamt rund 200 Implementierungen aufzuweisen. Überschaubar ist auch die Anzahl der kompletten KIS-Lösungen der eher kleineren Anbieter wie c.a.r.u.s., Meierhofer und MCS. Die Umverteilung der Konsolidierungsopfer brachte sehr gute preisliche Konditionen – zur Freude der Kunden.

Management & Krankenhaus: Wie geht es nach der Konsolidierung im KIS-Bereich weiter?

Dr. Armin P. Wurth: Die meisten Krankenhäuser sind mit ihren Lösungen unterm Strich zufrieden, oder sie scheuen den Aufwand und die Risiken einer Migration. Die Marktdynamik ist daher gering. Akquisitionen von Krankenhäusern durch Ketten, Vereinheitlichung durch Träger und ähnliche Aktivitäten schaffen eine gewisse Bewegung, bei der Entscheidungen für Systeme jedoch im Kontext oft vorbestimmt sind. Da sich insbesondere die großen und mittelgroßen Anbieter ihrem Markt und ihren Kunden gegenüber klar committed haben, können diese Unternehmen nur wachsen, indem sie internationalisieren, zusätzliche Funktionalitäten etwa beim Workflow anbieten, in benachbarten Bereichen agieren – etwa im Labor – oder beispielsweise Intersektorale Kommunikation anbinden. Berater bringen Krankenhäusern Vorteile, indem sie Unterstützung bei der besseren Nutzung bereits ,gekaufter‘ Features leisten. Kaum ein Krankenhaus hat z. B. ausreichendes Personal zur Definition und Implementierung von Workflows und klinischen Pfaden.

Management & Krankenhaus: Wie schätzen Sie im Vergleich den PACS-Markt ein?

Dr. Armin P. Wurth: Die Krankenhäuser sind aus dem Dornröschenschlaf erwacht; sie haben das Eliminieren von Film und Entwicklungslabor und verbesserte Arbeitsabläufe durch unternehmensweite Bildverteilung als Produktivitätsbringer erkannt. In der Branche setzt sich die Erkenntnis durch, dass digitale Bilder, über Abteilungsgrenzen hinweg und sogar an externe Partner verbreitet, eine schnellere und sicherere Diagnostik bei deutlich geringeren Kosten ermöglichen. Noch weist der Markt große, mittlere und kleinere Anbieter auf – so wie das auch im KIS-Bereich vor einigen Jahren der Fall war. Große werden eher als solide, mittlere und kleinere als innovationsfreudiger und serviceorientierter aufgefasst – eine Einschätzung, die nicht immer der Realität entspricht. Die Marktdynamik ist groß, und die Preise bewegen sich derzeit im freien Fall.

Wir warten darauf, dass Krankenhäuser bald die Vorteile des Abschaffens von ‚Silo-Lösungen‘ erkennen und somit beispielsweise eine unternehmensweite Storage-Ebene einziehen, die applikationsunabhängig spontane, flexible Speicherzuweisung ermöglicht, Investitionen in Speicherweiterungen hinauszögert und Kosten einspart.

Management & Krankenhaus: Welche Vorteile bringen hier die Berater?

Dr. Armin P. Wurth: Qualifizierte Berater können bei der Planung und der Konzeption einer PACS-Lösung aufgrund ihrer umfangreichen praktischen Erfahrung einen wertvollen Beitrag leisten. Bei den IT-Beratungsunternehmen, die in unserem Verband organisiert sind, handelt es sich ausnahmslos um renommierte und erfahrene Kollegen. Gerade in der Planungsphase werden von unerfahrenen Projektmitarbeitern oder fachfremden Planern ohne externe Unterstützung häufig Fehler gemacht oder falsche Prämissen gesetzt, die mittel- und langfristig einen deutlichen Mehraufwand und auch hohe Folgekosten für das Krankenhaus bedeuten können. Auch bei der Auswahl einer passenden PACS-Lösung und eines geeigneten Anbieters können Berater ihren Krankenhauskunden als ‚Lotse‘ zur Seite stehen. In der Phase der Einführung einer neuen Lösung reicht der mögliche Unterstützungsumfang vom externen Projektcontrolling bis hin zur Übernahme der Gesamtprojektleitung.

Management & Krankenhaus: Was wird aus dem Thema RIS?

Dr. Armin P. Wurth: Radiologie-Workflow-Features sind heute meist bereits im Funktionsumfang von KIS enthalten, wenn auch mit überschaubarem Komfort im vergleich zu ‚reinen’ RIS-Lösungen. Es ist jedoch zu erwarten, dass die Entwicklung dahin geht, dass das RIS zukünftig integraler Bestandteil von KIS-Gesamtlösungen wird. Wenn solche RIS-Lösungen eine ähnliche Leistungsfähigkeit wie die heutigen reinen RISLösungen haben, sind das erhebliche Vorteile im Bezug auf die Integration der patientenbezogenen Workflows und der globalen Terminierung des KIS. Aus meiner Sicht ist die Anbindung von PACS-Lösungen an KIS/RIS-Systeme technisch gesehen gelöst und im Vergleich zu einer KIS-RIS-Integration über Schnittstellen ‚das kleinere Übel‘.

Management & Krankenhaus: Welche spannenden Entwicklungen zeichnen sich ab?

Dr. Armin P. Wurth: Prozessunterstützung, und damit Produktivitätssteigerung, durch IT ist derzeit ‚das Thema‘. Hierbei geht es zunächst um die Unterstützung der Krankenhaus-internen Prozesse bis hin zur Einführung von digitalen Behandlungspfaden. Noch spannender wird es aber, wenn die Prozesse und Pfade nicht auf das Krankenhaus beschränkt bleiben, sondern auf die ganze Behandlungs- und Versorgungskette ausgedehnt werden. Ein Bestandteil dieser zukünftigen intersektoralen Kommunikation ist auch die übergreifende Elektronische Patientenakte, die durch die bevorstehende Einführung der elektronischen Gesundheitskarte weitere Dynamik erhält. Welche Rolle dabei die heutigen KIS- und PACS-Lösungen und deren Anbieter spielen, ist aus meiner Sicht noch offen. Vielleicht werden hier die Karten völlig neu gemischt…

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