Medizin & Technik

124. Chirurgenkongress: Interview mit Kongresspräsident Prof. Dr. Hartwig Bauer

09.06.2012 -

124. Chirurgenkongress: Interview mit Kongresspräsident Prof. Dr. Hartwig Bauer. Mehr als 5.300 Ärzte und Wissenschaftler aus allen Fachgebieten der Chirurgie besuchten den 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Er fand vom 1. bis 4. Mai 2007 in München statt und bot in 270 Vortragsveranstaltungen, Symposien und Kursen aktuelle Fakten rund um das Leitthema „Chirurgie im Systemwandel“.

Die Stellung der Chirurgie ist Kongresspräsident Prof. Dr. Hans Ulrich Steinau, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Brandverletzungen, BG-Universitäts-Klinik Bergmannsheil, Bochum, ein ganz besonderes Anliegen: Das diesjährige Motto unterstreicht die Wichtigkeit des Themas. Er hält es für einen unhaltbaren Zustand, dass Rationierungsentscheidungen zunehmend von Ärzten vor Ort getroffen und verantwortet werden müssen. Vielmehr sollten sie von einem gesamtgesellschaftlichen Konsens getragen werden. „Wir lassen eine schleichende Reduzierung der Leistungen nicht kommentarlos geschehen“, meinte er zusammenfassend. Ulrike Hoffrichter sprach mit Prof. Dr. Hartwig Bauer, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie über diese Problematik und die daraus resultierenden medizinischen, ethischen und juristischen Folgen.

Management & Krankenhaus: Welche Ergebnisse brachte der Kongress im Bezug auf die Stellung der Chirurgie im sich wandelnden Gesundheitssystem?

Hartwig Bauer: Knappe Mittel bei steigenden Anforderungen, ein neues Vergütungssystem und verschärfter Wettbewerb fordern eine Neuorientierung. Unter dem Diktat einer ökonomisierten Ablaufsteuerung soll, einem industriellen Fertigungsprozess vergleichbar, der Ressourceneinsatz optimiert, d.h., bezogen auf Personal und Sachaufwand, minimiert werden. Hier die Grenzen, aber auch eigenen Handlungsbedarf bezüglich der chirurgischen Professionalität aufzuzeigen, war eines der Ziele dieses Kongresses.

Management & Krankenhaus: Lassen sich diese konkreten Ergebnisse in naher Zukunft umsetzen?

Hartwig Bauer: Evidenzbasierte Medizin gilt als das rationale Fundament für die Bewertung von Wirksamkeit und Nutzen chirurgischer Leistungen. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass der Patient nur das erhält, was wirklich nützt. Mit einem eigenen Studienzentrum trägt die DGCH selbst dazu bei, eine valide Datenbasis zu erarbeiten. Weiterhin sind bei dem sich abzeichnenden Nachwuchsmangel große Anstrengungen nötig, den Beruf des Chirurgen wieder attraktiver zu gestalten.

Management & Krankenhaus: Wo sehen Sie weiteren Handlungsbedarf?

Hartwig Bauer: Strikte Beschränkung auf das Nützliche unter Verzicht auf Überflüssiges, also Rationalisierung, wird auf Dauer nicht reichen. Mit den endlichen Mitteln der GKV können keine unendlichen medizinischen Leistungen versprochen werden. Das medizinisch Mögliche und das solidarisch Finanzierbare werden deshalb in Zukunft immer weiter auseinander driften. Eine notwendige Rationierung medizinischer Leistungen muss deshalb endlich offen angesprochen werden. Sie darf nicht weiter schleichend über Budgetierungen oder auch finanzielle Anreizsysteme für Leistungserbringer und/oder Patienten als implizite Rationierung erfolgen, bei der vor allem die Ärzte die Verantwortung dafür tragen.

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