Medizin & Technik

Bethanien-Krankenhaus Moers: Tumorkonferenz EU-weit

28.08.2011 -

Bethanien-Krankenhaus Moers: Tumorkonferenz EU-weit. Jeden Montag beratschlagen sich Mediziner des Kooperativen Brustzentrums Linker Niederrhein über Brustkrebspatientinnen. Pro Sitzung werden im Schnitt vier Fälle besprochen, zuweilen unter Teilnahme von bis zu zwanzig Ärztinnen und Ärzten – vom behandelnden Gynäkologen und Onkologen bis hin zum Pathologen und Strahlentherapeuten. Allerdings sitzt man sich bei diesen Tumorkonferenzen nicht in einem Raum gegenüber, sondern spricht auf virtuellem Weg miteinander: per Videokonferenz von Leinwand zu Leinwand.

Die wöchentlichen virtuellen Konferenzen haben sich, nachdem man sie mittlerweile gut ein Jahr praktiziert, auf vielfältige Weise bewährt. Statt stundenlanger Anfahrten, die bei persönlichen Treffen nötig wären, begeben sich die Mediziner zum verabredeten Termin in den Konferenzraum, aus dem sie bei Bedarf auch eben so schnell wieder bei ihren Patientinnen sein können. Auf der Leinwand sehen sie gestochen scharf die Teilnehmer an den anderen Standorten. Parallel dazu vernehmen sie deren Wort- und Diskussionsbeiträge. Über einen an ein Videokonferenzsystem vom Hersteller Tandberg angeschlossenen PC werden Bilder von Röntgenaufnahmen, Gewebeschnitten oder Tumorbögen eingespeist und den Teilnehmern an den Gegenstellen gezeigt. Alles fast so, als würde man sich von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen.

Das Kooperative Brustzentrum Linker Niederrhein, erhielt im Mai 2006 vom Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalens die offizielle Anerkennungsurkunde und wurde von der Ärztekammer Westfalen- Lippe im Mai 2007 zertifiziert. Die Therapiepartner dieses EU-weit ersten grenzüberschreitend arbeitenden Brustzentrums sind als diagnostische und operative Standorte die Krankenhäuser Bethanien, Moers, Wilhelm-Anton-Hospital, Goch, und Antonius-Hospital, Kleve, mit jeweils onkologischer Betreuung sowie die Abteilungen für Strahlentherapie am Johanniter-Krankenhaus, Duisburg- Rheinhausen, und des Uniklinikums St. Radboud im niederländischen Nimwegen.

Vor der Nutzung von Videokonferenzen fanden die verpflichtend vorgeschriebenen Tumorkonferenzen per Telefonkonferenz statt. Begleitend wurden Röntgenbilder und Befunde per Fax ausgetauscht. Sehr schnell jedoch gelangten die beteiligten Teams zu der Feststellung, dass eine effizientere Technik her musste, um eine straffere und zugleich optimal bildgestützte Besprechung anstehender Fälle zu ermöglichen. Abwechselnde Vor-Ort-Meetings oder Treffen irgendwo auf halber Strecke schieden in einer so weitläufigen Region wie dem Niederrhein von vornherein aus. Von Moers am westlichen Rand des Ruhrgebiets bis zur Uniklinik St. Radboud in Nimwegen sind es beispielsweise 70 Kilometer, nach Goch immerhin noch rund 40. Pro teilnehmendem Experten hätte man jeweils einen Arbeitsausfall von mehr oder weniger einem halben Tag veranschlagen müssen. Das sei angesichts der großen Personengruppe, die gewöhnlich an den Konferenzen teilnimmt, zeitlich und organisatorisch undenkbar, meint Prof. Dr. Wolfram Niedner. Der Chefarzt der Frauenklinik am Moerser Bethanien-Krankenhauses ist zugleich Leiter des Kooperativen Brustzentrums.

Per Videoübertragung zeigen sich die Medizinerteams Röntgenbilder, feingewebliche Schnitte und andere fallbezogenen Dokumente aus dem PACS (Picture Archiving and Communication System)-Programm, wobei per so genannter Snapshot-Technik Kopien des aktuell auf dem Kodak-Monitor gezeigten Inhalts über die Leitung zu den Gegenstellen wandern. Die hierdurch mögliche Übertragung der Dokumente bei geringer Bandbreitenbeanspruchung ist wichtig, weil ansonsten der Netzwerkbetrieb zu stark belastet wird. Mammographiebilder, die während Tumorkonferenzen naturgemäß rege ausgetauscht werden, haben immerhin eine durchschnittliche Größe von 80 bis 90 Mbyte.

Die Integration der beiden Welten von befundsicheren Kodak-Monitoren und Tandberg-Videokonferenztechnik war eine der wichtigen Anforderungen an den Techniklieferanten Vitec aus Düsseldorf. Der Konferenztechnikspezialist löste dies durch Einbau von Video-Switchern, die die unterschiedlichen Ein- und Ausgangssignale der Systeme transformieren. Die Mediziner können die für Diagnosen und Therapien benötigten Dokumente nicht nur gemeinsam auf der Leinwand betrachten, sondern sich per Datenübertragung auch in die beteiligten Krankenhäuser schicken. Der standortübergreifende Austausch von Daten ist wichtig, weil die Patientinnen des Brustzentrums nicht nur in einem Haus betreut werden. Frauen, die in Goch operiert werden, begeben sich beispielsweise über die deutsch-niederländische Grenze ins benachbarte Nimwegen zur Strahlentherapie.

„Wir sind mit der Videokonferenzpraxis sehr zufrieden“, zieht Prof. Niedner nach dem ersten Jahr der praktischen Nutzung Bilanz. „Das Kooperative Brustzentrum wäre in der jetzigen Form ohne diese Technik und den immensen Zeitgewinn, den sie uns verschafft, nicht praktikabel und könnte die gesetzlichen Bestimmungen nicht einhalten.“ Die Investition in die Technik wurde anteilig durch EU-Mittel gefördert und soll künftig auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen. Derzeit arbeiten Moers und Goch beispielsweise am Aufbau zusätzlicher Lungen- und Darmkrebszentren. Unabhängig von der künftig möglichen erweiterten Nutzung hat sich die Videokonferenztechnik heute bereits bezahlt gemacht, meint IT-Leiter Michael Ziller mit Blick auf das Moerser Bethanien-Krankenhaus. Er muss es wissen, denn er hat die Amortisation eigens in einem IHKAbschlussprojekt für sein Haus errechnen lassen.

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