Medizin & Technik

DES-Studien führen zu Verunsicherungen

09.07.2012 -

DES-Studien führen zu Verunsicherungen. Ein Stent ist ein kleines Gittergerüst in Röhrchenform, das zur Aufdehnung von Gefäßverengungen der Herzkranzgefäße eingesetzt wird. Er stabilisiert die arteriosklerotische Läsion nach einer Ballonaufdehnung. Die ersten Generationen der Stents bestanden auschließlich aus verschiedenen Metalllegierungen, so genannten „Bare Metall Stents“ (BMS). Es zeigte sich, dass ihr Einsatz zwar die betroffenen Gefäße stabilisierte, aber dass eine Restenoserate, das heißt eine Wiederverengung der betroffenen Gefäße in einer Größenordnung von 20-30 Prozent, teilweise sogar noch höher zu beobachten war. Die Ursache hierfür liegt im Wesentlichen in proliferativen Prozessen der Gefäßwand, die durch den Einsatz der Stents möglicherweise noch stimuliert werden. Um dieses Risiko zu umgehen, entwickelten verschiedene Firmen neue beschichtete Stents, die über einen gewissen Zeitraum antiproliferative Medikamente in die Umgebung freisetzen und somit die Restenoserate verringern sollen. Sie werden als „Drug eluting stents“ (DES) bezeichnet. Diese beschichteten Stents zeigten eine deutliche Überlegenheit gegenüber den reinen metallischen Stents in Bezug auf die Restenoserate.

Seit dem Jahre 2006 machten aber immer häufiger klinische Studien von sich reden, die eine gering erhöhte Mortalität und Herzinfarktrate für Patienten denen ein DES implantiert wurde, vermuten ließ. Die Folge ist, dass betroffene Patienten über das richtige medizinische Vorgehen bei arteriosklerotischen Gefäßverengungen verunsichert sind, sogar einige Patienten ihre implantierten Stents wieder herausoperiert haben wollen (was unmöglich ist) und dass beispielsweise in Skandinavien der Einsatz der DES von ca. 50 % auf unter 25 % zurückging. Um in diesen Fragen Klarheit zu schaffen hat Prof. Dr. Sigmund Silber 57 randomisierte Studien zu dieser Thematik untersucht, in denen 25.350 Patienten eingeschlossen wurden. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind in einem Positionspapier der deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) veröffentlicht worden. Demnach gibt es aufgrund der analysierten Datenlage keinen Grund, auf medikamentenbeschichtete Stents zu verzichten.

Allerdings sollte der Einsatz differenzierter vorgenommen werden als bisher. So sollten DES bevorzugt bei einem erhöhten Risiko einer Restenose eingesetzt werden. Dieses Risiko besteht beispielsweise nach erfolgreicher Wiedereröffnung eines chronisch verschlossenen Koronargefäßes, bei Verengungen mit einem geringeren Gefäßdurchmesser als drei Millimeter, bei einer Verengung eines Gefäßes mit mehr als 15 Millimeter Länge oder bei einer Restenose eines Gefäßes nach dem Einsatz eines BMS. Bei Patienten hingegen, die ein erhöhtes Risiko einer so genannten Stentthrombose haben, sollte der Einsatz der DES zurückhaltender vorgenommen werden. Davon sind insbesondere Patienten im höheren Lebensalter, mit einer deutlich eingeschränkten Linksventrikelfunktion, mit einer Niereninsuffizienz und bei der Intervention mehrerer Gefäße bei diffuser koronarer Herzerkrankung betroffen. Der Einsatz von DES erfordert zusätzlich zur Aspirin-Therapie die Gabe des Medikaments Clopidrogel über einen längeren Zeitraum.

So sollte dem Positionspapier zur Folge Clopidrogel nach einer „einfachen Stenose“ und dem Fehlen einer weiteren Co-Morbididtät über einen Zeitraum von sechs Monaten gegeben werden und über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten bei Patienten mit einem erhöhten Risiko einer Stentthrombose. Ein Verzicht auf den Einsatz von DES sollte dann erwogen werden, wenn sich eine längere Clopidogreltherapie verbietet. Dies kann bei multimorbiden Patienten der Fall sein, die eine erhöhte Anzahl an Medikamenten einnehmen müssen, oder bei Patienten mit einem erhöhten Blutungsrisiko bei einer absehbaren Operation in einem kürzeren Zeitraum, auch bei Patienten mit Vorhofflimmern, die gleichzeitig antikoaguliert werden müssen.. Eine bewährte Alternative zum Einsatz von BMS oder DES, bleibt allerdings die seit Jahren erfolgreiche Bypass-Operation erkrankter Herzkranzgefäße, die insbesondere für die Erkrankung mehrerer Gefäße oder längerer Gefäßbereich geeignet ist.

In Deutschland gibt es daher zu dieser Thematik auch eine Empfehlung in der nationalen Versorgungsleitlinien zur koronaren Herzerkrankung, die besagt, „…dass bei Mehrgefäßerkrankungen eine komplette Revaskularisation anzustreben ist“ und „…dass bei 3-Gefäßerkrankungen, die Bypassoperation das primäre Vorgehen (–) ist“. Diese Vorgaben der herzchirurgischen Fachgesellschaften werden auch den oben genannten neueren Studienergebnissen gerecht und bilden somit einen vernünftigen Kompromiss in strittigen Fragen des Einsatzes von DES.

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