Medizin & Technik

Die Versorgung von Leistenhernien

Eine Hilfestellung für Chirurgen

11.03.2010 -

Die operative Versorgung von Hernien ist seit Jahrhunderten Alltag des Chirurgen. Je nach Ausprägung können Hernien zu schmerzhaften Einschränkungen des täglichen Lebens bis hin zu lebendbedrohlichen Einklemmungen führen. Molekulargenetische Forschungsergebnisse weisen auf eine angeborene Disposition der Hernienerkrankung hin. Die European Hernia Society hat 2009 zur Orientierung eine Sammlung von Guidelines veröffentlicht.

Bei symptomatischen Leistenhernien wird grundsätzlich eine chirurgische Therapie empfohlen. „Dabei haben minimal symptomatische Hernien keinen Einfluss auf die Alltagsaktivität", berichtet Prof. Marc Jansen, leitender Oberarzt der Chirurgischen Klinik am Universitätsklinikum Aachen. Neben der klinischen Untersuchung wird lediglich für unklare Schmerzen und/oder Leistenschwellungen eine weitere Diagnostik empfohlen. „Diese sollte eine Sonografie und bei negativem Befund ggf. ein MRT umfassen", sagt Jansen.

Männliche erwachsene Patienten mit einer symptomatischen Leistenhernie sollten eher mit einem Netzverfahren versorgt werden. Wird ein Nahtverfahren verwendet, ist das Shouldice-Verfahren vorzuziehen. Das Lichtenstein- und die laparoskopischen (TAPP, TEP) Verfahren werden erfahrungsgemäß als die besten Verfahren für die Therapie einer primären unilateralen Hernie empfohlen. Privatdozent Dr. Karsten Junge, Oberarzt der Chirurgischen Klinik Aachen: „Bei einer Rezidivhernie nach offener Voroperation sind die laparoskopischen Verfahren zu favorisieren." Auch bei Männern zwischen 18 und 30 Jahren ist ein Netzverfahren für die Therapie jeglicher Hernien nach den aktuellen Guidelines die Therapie der Wahl.

Nach Meinung von Experten des Konsensus-Komitees sollte für große, nicht reponierbare Skrotalhernien, nach Unterbaucheingriffen, und falls keine Vollnarkose möglich ist, das Lichtensteinverfahren angewendet werden. Zudem empfiehlt das Komitee, bei den laparoskopischen Verfahren eine Netzgröße von mindestens 10 × 15 cm zu wählen. „Im Falle einer Rezidivhernie nach posteriorer Voroperation ist ein anteriores Verfahren vorzuziehen", berichtet Junge. Bezüglich der eingesetzten Materialien sollten für alle Netzverfahren synthetische, nicht resorbierbare Netze - oder composite Netze mit nicht resorbierbarem Anteil - verwendet werden. Die Verwendung von leichtgewichtigen, materialreduzierten und großporigen Netzen kann zur Reduktion der langfristigen Beschwerden empfohlen werden.

Aus den 2009 publizierten Guidelines der European Hernia Society gehen mehrere Empfehlungen zur Behandlung der Leistenhernie im Erwachsenenalter hervor. Sie gehen auch auf eine Antibiotikaprophylaxe bei elektiven offenen Leistenhernienreparationen ein, die Studien zufolge bei einer insgesamt vorliegenden Wundinfektionsrate von unter 5% aber nicht notwendig ist. Lediglich bei vorliegenden Risikofaktoren für die Ausbildung einer Wundinfektion seitens der Patienten wie höherem Alter und Immunsuppression oder des Chirurgen (erwartete lange Operationszeit, Verwendung von Drainagen) sollte die Antibiotikaprophylaxe bedacht werden. „Die Publikation der Guidelines zur Behandlung der Leistenhernie im Erwachsenenalter stellt einen Meilenstein in der Leistenhernienchirurgie dar. Obwohl weitere Fragen wissenschaftlich bearbeitet werden müssen, ist die Implementierung der Guidelines in den chirurgischen Alltag zu empfehlen und gibt eine Hilfestellung für eine standardisierte Therapie", so Privatdozent Dr. Joachim Conze, Oberarzt der Chirurgischen Klinik Aachen.

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