Medizin & Technik

Fujifilm Deutschland: Helmut Rupsch im Interview

05.05.2012 -

Fujifilm Deutschland: Helmut Rupsch im Interview. Das Unternehmen Fujifilm mit Hauptsitz in Tokio besteht heute seit über 70 Jahren und kann eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte vorweisen. Über Gründung, Akquisitionen, technische Erfolge und Neuorientierung gibt Helmut Rupsch in einem Interview mit Management & Krankenhaus Auskunft. Helmut Rupsch ist Geschäftsleiter bei Fujifilm Deutschland mit Sitz in Düsseldorf.

Management & Krankenhaus: Herr Rupsch, wie würden Sie die wirtschaftliche Situation Ihres Unternehmens vor 25 Jahren beschreiben?

Helmut Rupsch: Unser Unternehmen wurde 1934 als Fuji Photo Film Co., Ltd. gegründet. Die ersten Arbeiten fanden in der Ashigara-Fabrik am Fuße des Berg Fuji statt. Daher stammt auch der Name “Fuji“. Hier wurde u.a. Fotofilm und Color Papier hergestellt. Die Geschichte von Fujifilm zeichnet sich durch stetigen Zuwachs, Neugründungen und Akquisitionen aus. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Firmen dazu gekauft und die Firmierung geändert. Vor 25 Jahren hatten wir bereits ein Netz von Niederlassungen in den USA und in Europa. In der Gründungszeit von Management & Krankenhaus, 1982, wurden gerade unser Werk Fuji Photo Film B.V. in den Niederlanden gegründet.

Management & Krankenhaus: Wie ist das Unternehmen heute im Markt aufgestellt?

Helmut Rupsch: Heute beschäftigt Fujifilm weltweit mehr als 77.000 Mitarbeiter und erzielt insgesamt einen Umsatz von rund 19 Mrd. €. Das Unternehmen ist in drei Bereiche aufgeteilt: Der Bereich Imaging Solutions mit 26 % Umsatzanteil umfasst digitale Kameras, Speicherkarten, Color- und Inkjet-Papier, Minilabs, Film, Photofinishing und chemische Produkte. Dieser Bereich setzt 4,8 Mrd. € um. Der Bereich Information Solutions (33 % Umsatzanteil) umfasst grafische und medizinische Systeme, Life Science, Informationssysteme, Materialien für Flachbildschirme und Speichermedien und erzielt einen Umsatz von 6,1 Mrd. €. Der mit 41 % Umsatzanteil und 7,7 Mrd. € Umsatz stärkste Bereich sind die Document Solutions: Farbkopierer, On-Demand- Printing, Laserdrucker, Telefax, Dokumentenverwaltung. Im Jahr 2006 hat unser Unternehmen im Rahmen einer Neuorientierung eine neue Konzernstruktur angenommen. Es wurde die Fujifilm Holdings Corporation für das strategische Management gegründet, dies gewährleistet eine optimale Ressourcenverteilung, schafft Synergien und sichert die effiziente Zusammenarbeit im Konzern. Um der Expansion in Geschäftsbereiche über die Fotografie hinaus Ausdruck zu verleihen, firmieren wir seitdem neu: Es entstanden die Fujifilm Corporation und Fuji Xerox Co. Ltd. unter dem Dach der Fujifilm Holdings Corporation. In Europa lautet die neue Firmierung entsprechend Fujifilm Europe bzw. Fujifilm Deutschland.

Management & Krankenhaus: Welche Entwicklungen gab es seit der Gründung in Ihrem Hause?

Helmut Rupsch: Seither gab es sehr viele Entwicklungen – exemplarisch greife ich ein paar wenige heraus: Bereits zwei Jahre nach Gründung führte Fujifilm 1936 den Röntgenfilm ein. Ein weiteres Highlight in der medizinischen Bildgebung war unsere Erfindung der computergestützten Radiologie 1983. Innerhalb der gesamten digitalen Radiographie ist die Digitale Lumineszenz- Radiographie der wichtigste und daher auch größte Sektor. Unsere Speicherfoliengeräte sind heute unter Radiologen und Orthopäden weit verbreitet. Auch in der Mammographie werden unsere Produkte eingesetzt: Die Fuji Computed Radiography (FCR) gehört zu den schnellsten Systemen auf dem Markt und vereint maximale Bildqualität mit minimaler Strahlenbelastung. In vielen anderen Bereichen entwickelten wir ebenfalls Neuheiten. So konnte das Unternehmen 1988 die weltweit erste Digitalkamera mit austauschbarer Speicherkarte einführen. Acht Jahre später wurde das PACS „Synapse“ als weiteres Highlight in der medizinischen Bildgebung entwickelt und 1999 der Super CCD Sensor für die Bilderfassung vorgestellt. Heute sind für unser Unternehmen die Bereiche Molekulare Diagnostik, die digitale Röntgendiagnostik für den niedergelassenen Arzt und Entwicklungen zur Verbesserung in der Endoskopie besonders wichtig. Basierend auf diesen Meilensteinen baut Fujifilm sein Engagement im Medizinsektor weiter aus.

Zu den Kerngebieten der neuen Unternehmensstrategie gehören heute insbesondere Medical Imaging und Life Science. Wir setzen einerseits auf Forschung im eigenen Haus, verfolgen gleichzeitig aber auch eine aktive Politik der Mergers and Acquisitions. Hierzu zählen beispielsweise die Übernahme von Avecia Inkjet, dem führenden Hersteller von Farben und Tinten für Tintenstrahldrucker oder die Übernahme der Sericol Gruppe, die führend in der Produktion von industriellen Druckfarben ist. Hinzu kommt der Erwerb von 50 % der Anteile an Planar Solutions, die wegweisend in der Entwicklung und Produktion von Halbleitermaterialien sind. Zusätzlich investierte Fujifilm in die amerikanischen Bio-Venture Unternehmen Agennix und Panacea, Mitglied der Cosmos Alliance, einer internationalen Organisation zur Förderung von Life Science Technologien. Anfang dieses Jahres haben wir die Problem Solving Inc. (ProSolv) als 100 %ige Tochtergesellschaft in unseren Konzern integriert, einen führenden Anbieter von Informationssystemen in der Kardiologie. Unsere Kunden werden also künftig auch im Bereich der Kardiologie auf Systeme von Fujifilm vertrauen können.

Management & Krankenhaus: Inwiefern greifen Sie aktuelle Themen des Marktes in Ihrem Unternehmen auf und welche sind das für Sie?

Helmut Rupsch: Aktuelle Themen im Markt und unsere Schwerpunkte sind sicher PACS und Systeme für das digitale Röntgen. Unsere derzeitige Produktpalette Medical Systems greift diese Themen auf. Aus diesem Grund sind wir heute Weltmarktführer in der digitalen Radiographie und verfügen mit AXON über ein PACS System, das auch bei niedergelassenen Ärzten sinnvoll einzusetzen ist. Auch im Mammographie-Screening gehören wir zu den führenden Anbietern was Qualität und Zuverlässigkeit betrifft. Wir werden künftig unser Engagement im Gesundheitsmarkt stärken und durch die eben genannte aktuelle Akquisition bald auch um die Kardiologie erweitern. Unser langjähriges Know-how in der Oberflächenbeschichtungs- und Membran-Technologie ermöglicht uns gleichzeitig die Entwicklung innovativer Life Science Produkte. Zur Medica 2006 haben wir erstmals ein Komplettsystem für die Molekulare Diagnostik vorgestellt. Das System besteht aus Quick- Gene-810, einem Gerät zur Extraktion von DNA inklusive passender Reagenzien-Kits.

Management & Krankenhaus: Welche sind die für Sie relevanten Trends für die nächsten Jahre? Gibt es bereits konkrete Projekte hierzu in Ihrem Hause?

Helmut Rupsch: Im Rahmen der Mittelfristplanung betreiben wir eine offensive Kapital- und Investitionspolitik in wachstumsstarke Bereiche. Hierzu werden von Fujifilm gezielt Ressourcen bereitgestellt, Allianzen und Übernahmen gefördert, sowie hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung vorgenommen. Als strategische Wachstumsbereiche gelten Beschichtungen für Flachbildschirme wie Folien für bessere Sicht oder zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlen, Halbleiter – beispielsweise Schleifmaterialien oder Bildsensoren – Inkjet Drucker Tinte, optische und grafische Systeme, Dokumentenverwaltung, Medizintechnik und Life Science. Anfang 2006 hat unser neues Zentrum für die Grundlagenforschung die Arbeit aufgenommen. Hier findet interdisziplinäre Spitzenforschung über Photonics, Nanotechnik und funktionale Materialien statt. Des Weiteren haben wir Forschungslabore für alle zentralen Bereiche, in denen wir tätig sind. Hierzu gehört auch das Life Science Research Lab mit Schwerpunkt Medizinische Therapie und Gesundheit, Protein, DNA-Analyse und Diagnose-Systeme. Pro Jahr investiert unser Unternehmen rund 7 % vom Umsatz in die Forschung. Die Wachstumsmärkte Life Science, Flachbildschirme und Mobile Imaging stehen besonders im Blickpunkt. Der Bereich Life Science wird zu einem Kerngeschäft ausgebaut und die Vertriebsstruktur wurde bereits weltweit neu geordnet. Produkte aus diesem Bereich werden unser Angebot im Medizinsektor sinnvoll ergänzen.

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