Medizin & Technik

Robotik perfektionieren für eine moderne Chirurgie

15.11.2010 -

In diesem Jahr findet die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie e. V. (CURAC) im Rahmen des Medica Congresses in Düsseldorf statt. CURAC-Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Jörg Schipper informiert über aktuelle Entwicklungen und Trends.

M & K: Welches Ziel verfolgt die CURAC mit dieser Anbindung und ist eine Verknüpfung der beiden Veranstaltungen auch in Zukunft geplant?

Jörg Schipper: Unter dem Dach der CURAC haben sich im Jahr 2001 in Deutschland erstmalig Kliniker, Ingenieure, Informatiker und Vertreter von Medizintechnikunternehmen zusammengeschlossen, um den rasanten Entwicklungen im Bereich der Computerassistierten Chirurgie gerecht zu werden. Die ständige Weiterentwicklung und Miniaturisierung solcher diagnostischen und therapeutischen Assistenzsysteme erlauben eine immer weniger traumatisierende und den Patienten belastende chirurgische Manipulation mit weiterer Reduzierung der ambulanten und stationären Behandlungsphasen. Solche Entwicklungen können jedoch nicht mehr allein durch Wissenschaftler getragen, sondern nur noch durch eine enge Zusammenarbeit und gegenseitiger Befruchtung von Anwendern, Entwicklern und Herstellern realisiert werden. Die CURAC bildet dazu die notwendige Plattform für einen organisierten und stetigen Informations- und Meinungsaustausch.

Mit der erstmaligen Veranstaltung der Jahrestagung auf der Medica 2010 soll auch die enge Anbindung an die Hersteller verdeutlicht werden. Die Medica bietet als die weltweit größte internationale Messe für Medizintechnik allen Akteuren die Möglichkeit, neben den obligaten geschäftlichen Verpflichtungen auch mit den Anwendern und Entwicklern in unmittelbaren Kontakt zu treten und sich auszutauschen.

Wenn sich die Zusammenarbeit der CURAC mit der Medica sichtbar bewährt, soll im Einvernehmen mit der Mitgliederversammlung die Jahrestagung in regelmäßigen Abständen auf der Medica veranstaltet werden. Beispielsweise könnte in regelmäßigen zweijährigen Abständen die Medica als Veranstaltungsort für die CURAC dienen, um damit anderen wechselnden Veranstaltungsorten oder universitären Forschungseinrichtungen auch weiterhin die Gelegenheit zu bieten, einen solchen Kongress bei sich durchzuführen. Hierzu wird aber letztendlich die Mitgliederversammlung entscheiden zu haben.

Welche Themen bilden die Schwerpunkte der diesjährigen Tagung?

Jörg Schipper: Themenschwerpunkte der diesjährigen CURAC sind neben den etablierten Themen besonders Diskusssions- und Vortragsbeiträge zur Chirurgiesimulation, computerunterstützte interventionellen Radiologie, ergonomische Optimierung im Operationssaal, multimodale Operationsplanung und intraoperative Messverfahren. Ebenfalls soll anlässlich der Medica ein Fokus auf das Verwertungspotential durch Indus¬triekooperationen liegen sowie aktuell geförderten Drittmittel-Projekten eine Möglichkeit zur Kurzdarstellung gegeben werden.

Welche Forschungsziele sind für die nächsten Jahre von entscheidender Bedeutung?

Jörg Schipper: Um diese Frage zu erörtern, ist geplant, auf der CURAC in Zusammenarbeit mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine dreistündige Podiumsdiskussion durchzuführen, ergänzt durch Kurzvorträge namenhafter deutscher Wissenschaftler. Ziel dieser Podiumsdiskussion wird sein, gemeinsam mit dem öffentlichen Auditorium zu versuchen, die maßgeblichen und notwendigen Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Computer- und Roboterassistierten Chirurgie zu fokussieren. Diese Podiumsdiskussion dient auch der Meinungsbildung bei der Ausrichtung neuer Drittmittel geförderter Forschungsprojekte.

In welchem Bereich erwarten Sie die gravierendsten technischen Entwicklungen und wie werden diese aussehen?

Jörg Schipper: Wie bereits in den letzten Jahren durch den CURCA-Vorstand mehrfach skizziert, bekommt die modellbasierte medizinische Patientenversorgung immer mehr Bedeutung. Durch den ökonomischen Druck seitens der Kostenträger müssen alle Prozesse der klinischen Patientenversorgung auf den Prüfstand. Medizinethische Paradigmen erlauben andererseits keine unkontrollierten Prozessabläufe mehr. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es eines patientenspezifischen modellgestützter Therapiemanagements (MGT). Dabei sollen bildgestützte Therapiestrategien durch patientenspezifische Daten einschließlich biometrischer, metabolischer und epigenetischer Herkunft erweitert werden, um sichere Vorhersagemodelle generieren zu können.

Wie sieht die Forschungsentwicklung und Produktverwertung deutscher Medizintechnik im europäischen bzw. im internationalem Vergleich aus? Wo besteht Handlungsbedarf?

Jörg Schipper: Die Medizintechnik ist eine der führenden Branchen, in denen Deutschland seit Jahrzehnten weltweit unverändert an erster Stelle steht. Wesentliche Entwicklungen wie zuletzt die navigierte, Computerassistierte Chirurgie kamen aus deutschen Entwicklungslabors. Die führende Rolle Deutschlands im Bereich des Maschinenbaus spielt dabei eine wesentliche Rolle, weil viele Entwicklungen von Einfluss sind für die Mikrosystemtechnik einschließlich der Medizintechnik und umgekehrt. Bei der Produktverwertung allerdings haben uns die angloamerikanischen Länder nach wie vor einiges voraus. Zum einen liegt es an der durch deutsche Großbanken gesteuerten rigiden Geldmarktpolitik in Deutschland, in der es sehr schwer ist, Risikokapital für eine gute Geschäftsidee im Bereich der Medizintechnik zu erhalten, und den Mangel an privaten Investoren, die bereit sind, auch größere Kapitalbeträge in neue noch unerforschte Projekte zu geben. Somit besteht insbesondere Handlungsbedarf bei der Produktverwertung, was durch die DFG und das Bundesministerium für Bildung und Forschung durch neue spezielle Programminitiativen bereits eingeleitet wurde.

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