Kliniken treiben Umsetzung der ePA voran – trotz schwieriger Rahmenbedingungen
03.09.2025 - Fast alle Krankenhäuser in Deutschland (98 Prozent) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.
Gleichzeitig verfügt laut Umfrage nur knapp über die Hälfte der Kliniken (56 Prozent) derzeit über das notwendige Update ihres Krankenhausinformationssystems (KIS). Grund dafür: Während der Pilotphase von Januar bis April 2025 lag der Fokus der Industrie zunächst auf vereinzelten Piloteinrichtungen. Seit Beginn der Hochlaufphase im Mai 2025 werden die erforderlichen Updates Schritt für Schritt auch in weiteren Krankenhäusern bereitgestellt.
Hintergrund dieses Vorgehens ist unter anderem, dass sich die Einführung der ePA in den Krankenhäusern der Pilotregionen als sehr komplex erwiesen hat. Die technische Inbetriebnahme ist arbeitsintensiv und kann letztlich nicht flächendeckend auf Knopfdruck erfolgen. Vielmehr müssen die Systeme an die jeweilige, oft hochkomplexe IT-Landschaft des Krankenhauses angepasst werden. Dazu gehören umfangreiche Konfigurationsarbeiten, die Etablierung zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Schadsoftware, die Implementierung fehlender Funktionen sowie die Behebung technischer Fehler.
Dies spiegelt sich auch in den Befragungsergebnissen wider: Zwei Drittel der Krankenhäuser (66 Prozent) haben den Ergebnissen zufolge mit der Inbetriebnahme begonnen, aber nur etwa 20 Prozent der befragten Häuser haben diesen Prozess bislang vollständig abgeschlossen und stehen kurz vor einer internen Pilotierung. Knapp unter 60 Prozent der Einrichtungen gehen derzeit davon aus, dass die ePA erst im ersten Quartal (31 Prozent) oder ab dem zweiten Quartal (27 Prozent) 2026 krankenhausweit eingesetzt werden kann. Etwa 7 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mit der Pilotierung der ePA in den Versorgungsprozessen bereits gestartet sind.
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Krankenhäuser die Vorteile der ePA klar sehen und die Umsetzung aktiv vorantreiben. Schon in der Pilotphase wurde allerdings deutlich, dass die Einführung der ePA im Krankenhaus nicht mit einem einfachen Software-Update getan ist. Auch bei dieser TI-Anwendung zeigt sich letztlich, dass die Voraussetzungen in einem Krankenhaus nicht mit denen in kleineren Einrichtungen wie z.B. Arztpraxen vergleichbar sind und dies vorab nicht hinreichend berücksichtigt wurde“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß.
Auch der hohe zeitliche Druck, aufgrund dessen es für die Hersteller keine adäquaten Testmöglichkeiten gab, führte letztlich dazu, dass viele Updates erst verspätet zur Verfügung standen und in der Praxis noch angepasst werden mussten. Zudem wurden die Spezifika von Krankenhausprozessen – etwa im Hinblick auf die Umsetzung der gesetzlich geforderten Widerspruchsmöglichkeiten – anfangs nicht ausreichend berücksichtigt. Lösungen dafür würden nun unter Realbedingungen entwickelt und getestet. Erschwerend kommt die besondere Belastung vieler Häuser durch die parallel laufenden Digitalisierungsprojekte im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG).
Trotz dieser Herausforderungen sieht die DKG die Entwicklung positiv: „Auch wenn zum 1. Oktober noch keine flächendeckende Anbindung möglich sein wird, schauen wir mit Optimismus auf den weiteren Verlauf. Bei der Einführung der ePA handelt sich um ein wichtiges Projekt, das bereits erste Mehrwerte für die Versorgung erkennen lässt – insbesondere durch eine bessere Verfügbarkeit von Medikationsdaten. Zugleich ist klar, dass ein solches IT-Großprojekt seine Zeit braucht. Wir müssen alles daran setzen, dass die Einführungsphase möglichst störungsfrei funktioniert, um das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in dieses wichtige Vorhaben nicht zu gefährden“, so Gaß.