Aus den Kliniken

Trotz höherer Tarife und Sachkosten reduziert Berliner Universitätsmedizin deutlich ihr Defizit

05.05.2025 - Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland ist sehr herausfordernd. Seit Einführung des Fallpauschalensystems im Jahr 2003 haben noch nie so viele Kliniken eine so schlechte wirtschaftliche Lage beklagt wie im vergangenen Jahr.

In diesem schwierigen Umfeld hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin das Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr mit einem deutlich geringeren Minus abgeschlossen. Der Jahresfehlbetrag der Charité beläuft sich auf 87,4 Millionen Euro und liegt damit 47,2 Millionen Euro besser als im Vorjahr – trotz ansteigender Tarife und Preissteigerungen. Der Finanz- und Strukturausschuss hat dem Aufsichtsrat der Charité in seiner heutigen Sitzung empfohlen, entsprechend den Jahresabschluss 2024 festzustellen.

Die Verbesserung des Jahresergebnisses hat die Charité mit konsequenten Maßnahmen zur Steigerung der klinischen Leistung bei gleichzeitiger Reduktion von Kosten in einem unverändert schwierigen wirtschaftlichen Umfeld erreicht. Alle Maßnahmen wurden und werden im Hinblick auf die Erfüllung des universitätsmedizinischen Auftrags von Krankenversorgung, Forschung und Lehre eingehend geprüft und abgewogen.

Hohe Nachfrage und starke Auslastung in der Universitätsmedizin

Die Charité hat 2024 zusammen mit dem DHZC mit mehr als 143.700 stationären und teilstationären sowie rund 822.500 ambulanten Fällen – davon rund die Hälfte in den Hochschulambulanzen der Fakultät – mehr Patient:innen als im Vorjahr versorgt. So konnten Umsatzerlöse von erstmalig über 2,0 Milliarden Euro erzielt werden. Mit 1,5 Milliarden Euro wurde der wesentliche Teil der Umsatzerlöse im stationären Bereich generiert sowie gut 190 Millionen Euro durch ambulante Leistungen erwirtschaftet.

Herausragende Forschungsstärke

Die Drittmitteleinnahmen von Fakultät und BIH zusammen betrugen im Berichtsjahr insgesamt rund 277 Millionen Euro und sind damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Die herausragende Forschungsstärke der Berliner Universitätsmedizin spiegelt sich auf nationaler Ebene beispielsweise in der Beteiligung an 30 DFG-Sonderforschungsbereichen und international an 48 EU-Projekten wider. Die Exzellenz der Forschung leistet zudem einen erheblichen Beitrag zur wissenschaftlichen Entwicklung Berlins.

Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie Aufsichtsratsvorsitzende der Charité, ordnet die Aktivitäten und das Erreichte der Berliner Universitätsmedizin wie folgt ein: „Es ist sehr erfreulich, dass die Charité ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnte. Die Charité hat damit gezeigt, dass sie angemessen auf die sehr schwierigen Rahmenbedingungen reagiert. Der Weg, den der Charité-Vorstand einschlagen musste, ist hart, aber die Reduktion des Jahresfehlbetrages um etwa ein Drittel zeigt ganz deutlich, dass die Entscheidung richtig war. Wichtig ist es, jetzt nicht nachzulassen, sondern den aktuellen Jahresfehlbetrag weiter zu minimieren. Ich habe vollstes Vertrauen in den Charité-Vorstand, dass dieses Ziel auch erreicht wird. Der Aufsichtsrat wird diesen Prozess auch weiterhin eng begleiten. Sehr wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die neue Bundesregierung die offenen Baustellen der Krankenhausreform zügig in Angriff nimmt und dabei auch für eine angemessene Finanzierung der besonderen Aufgaben und Belastungen der Universitätskliniken Sorge trägt. Ich möchte an dieser Stelle auch danke sagen: für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Landesregierung und dem Charité-Vorstand sowie das enorme Engagement der Beschäftigten, ob in der Versorgung der Patientinnen und Patienten oder in Forschung und Lehre. Wir sind stolz auf unsere Charité, die nicht nur zu den zehn weltbesten Kliniken zählt, sondern auch einen exzellenten Beitrag für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Berlin leistet.“

Gestiegene Kosten für Personal und Sachmittel

Zu den anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen zählen die dynamisch gestiegenen Preise bei Energie, Medizinprodukten und weiteren Materialien und die Tarifsteigerungen, die die Personal- und Sachkosten getrieben haben. Der Personalaufwand ist mit 1,6 Milliarden Euro weiterhin die größte Aufwandsposition, die sich im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr vor allem aufgrund von Tarifsteigerungen um 106,8 Millionen Euro erhöht hat.

Daneben hat die Charité hat ihre Aktivitäten zur Suche und Bindung von Fachkräften, insbesondere im Pflegebereich, intensiviert. Durch die erfolgreichen Bemühungen konnten in den letzten zwei Jahren zahlreiche Kolleg:innen im Pflege- und Funktionsdienst hinzugewonnen werden: Insgesamt sind es 1.623 Vollkräfte, 549 von ihnen kamen aus dem Ausland an die Charité.

Der Materialaufwand belief sich auf insgesamt 933,7 Millionen Euro und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen betrugen 325,6 Millionen Euro, darunter allein 111,8 Millionen Euro für umfassende Instandhaltungen der Infrastruktur.

Astrid Lurati, Vorstand für Finanzen und Infrastruktur, betont: „Wir haben im Geschäftsjahr mit unterschiedlichen Maßnahmen stringent auf den wirtschaftlichen Verlauf im Klinikbereich Einfluss genommen und es ist uns im Ergebnis gelungen, das strukturelle Finanzierungsdefizit teilweise zu kompensieren und unseren Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr operativ deutlich reduzieren. Allerdings sehen wir die Kosten-Erlös-Schere dynamisch weiter auseinandergehen. Wir haben eine hohe Nachfrage der medizinischen Leistungen und eine starke Auslastung – allerdings werden wir als Universitätsmedizin auch nach den gesetzlichen Neuerungen nicht auskömmlich finanziert. Hinzu kommt, dass uns die abnehmende Landesfinanzierung vor große Herausforderungen stellt, unsere infrastrukturellen Bedarfe zu decken.“ Sie ergänzt: „Ein adäquater infrastruktureller Rahmen ist die Voraussetzung, unsere Leistung in Forschung, Lehre und Krankenversorgung auf maximalem Qualitätsniveau zu erbringen, um weiterhin nicht nur bundesweit, sondern auch international unsere führende Rolle zu behaupten. Daher appellieren wir an die Politik, die Finanzierung unserer Aufgaben und Investitionen im notwendigen Umfang zu unterstützen. Wir sehen uns dabei auch selbst in einer Mitverantwortung und prüfen alternative Wege der Finanzierung.“

Wirtschaftsfaktor Charité

Wie bedeutend die Berliner Universitätsmedizin für Berlin und Deutschland auch volkswirtschaftlich ist, zeigt eine im Februar veröffentlichte Studie der DIW Econ. Die Charité ist sowohl regional als auch überregional ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Jeder Euro, den das Land investiert, führt in Berlin zu einer vierfachen beziehungsweise bundesweit zu einer mehr als sechsfachen Bruttowertschöpfung. Damit ist die Charité eine der größten und wichtigsten Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Krankenversorgung und Wirtschaft. Die Studie zeigt, wie die Charité direkte und indirekte wirtschaftliche Effekte erzeugt und welchen Beitrag sie regional und überregional stiftet. Die Bruttowertschöpfung belief sich beispielsweise im Jahr 2023 bei rund 1,8 Milliarden Euro in Berlin und rund 3,3 Milliarden Euro in Deutschland. Zusätzlich sichert die Charité nahezu 25.500 Arbeitsplätze in Berlin und bundesweit mehr als 45.400 Arbeitsplätze. Dies führt im Zusammenhang mit den Nachfrageeffekten zu einem Steueraufkommen von rund 165 Millionen Euro in Berlin beziehungsweise bundesweit rund 578 Millionen Euro.

Prof. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, erklärt: „Wir sind weiterhin mitten in einem bedeutenden Veränderungsprozess innerhalb unseres Gesundheitssystems, der mit einem hohen ökonomischen Veränderungsdruck verbunden ist. Als Charité wollen wir den herausfordernden Zeiten begegnen und unsere eigenen Abläufe und den Umgang mit den Rahmenbedingungen immer weiter verändern. Die Krankenhausreform ist der richtige Weg, die Situation im Gesundheitssystem zu verbessern und dabei die Rolle Hochschulmedizin nachhaltig zu entwickeln. Wir erhoffen uns von der neuen Bundesregierung eine konsequente Weiterentwicklung der Reform.“ Er fügt hinzu: „Der Charité-Vorstand hat im Sommer 2023 einen Konsolidierungskurs initiiert, um das prognostizierte Minus zu verringern. Für 2024 hatten wir einen realistischen Wirtschaftsplan mit dem Ziel aufgestellt, ein niedrigeres negatives Jahresergebnis zu erreichen. Dies ist durch die Steigerung der Leistungen, insbesondere in den klinischen Bereichen, erreicht worden und dafür danken wir allen Mitarbeitenden der Charité.“

Ambitionierte Ziele für 2025

Die Charité reagiert auf die schwierigen Rahmenbedingungen einerseits und die begrenzten öffentlichen Mittel andererseits. Prof. Kroemer erklärt: „Wir prüfen weiterhin, welche Maßnahmen sich eignen, um Einsparpotenziale zu identifizieren. Dennoch haben für uns die herausragende Krankenversorgung und exzellente Forschung oberste Priorität. Wir nehmen die Herausforderung an, neue Wege der Finanzierung zu gehen und legen den Fokus verstärkt auf Industriepartnerschaften, Kooperationen für Innovationen und projektbezogenes Fundraising. Wichtig ist es, Gesundheit als einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor zur Wertschöpfung Berlins zu verstehen. Unser Ziel für 2025 ist es, den Jahresfehlbetrag weiter substanziell zu minimieren.“

Wichtige Kennzahlen 2024 im Überblick

Die Charité – Universitätsmedizin Berlin gehört mit mehr als 100 Kliniken und Instituten an 4 Campi sowie 3.293 Betten zu den größten Universitätskliniken Europas. Forschung, Lehre und Krankenversorgung sind miteinander vernetzt und ergänzen sich. Mit Charité-weit durchschnittlich 20.578 und konzernweit durchschnittlich 24.332 Beschäftigten gehört die Berliner Universitätsmedizin auch 2024 zu den größten Arbeitgebern der Hauptstadt. Dabei waren 6.867 der Beschäftigten in der Pflege, 5.741 im wissenschaftlichen und ärztlichen Bereich sowie 1.584 in der Verwaltung tätig. An der Charité konnten im vergangenen Jahr 143.759 voll- und teilstationäre Fälle sowie 822.547 ambulante Fälle versorgt werden. Im Jahr 2024 hat die Charité Gesamteinnahmen von rund 2,9 Milliarden Euro, inklusive Drittmitteleinnahmen und Investitionszuschüssen, erzielt. Mit den 277,3 Millionen Euro an eingeworbenen Drittmitteln ist die Charité weiterhin auf einem hohen Niveau. An einer der größten Medizinischen Fakultät Deutschlands werden 10.182 Studierende in Human- und Zahnmedizin sowie Gesundheitswissenschaften und Pflege ausgebildet. Darüber hinaus werden 911 Ausbildungsplätze in 11 Gesundheitsberufen sowie 9 weiteren Berufen angeboten.

Kontakt

Charité-Universitätsmedizin Berlin

Charitéplatz 1
10117 Berlin
Deutschland

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